Kirche im Umbruch: Zusammenlegung in Mödling

Pfarren Herz Jesu & St. Othmar
Ausgabe Nr. 47
  • Wien und Niederösterreich
Autor:
Neue Zeiten für Mödlings Pfarren: Herz Jesu und St. Othmar vor Fusion. ©Pfarre St. Othmar
Das Gespräch als Um und Auf: Pfarrgemeinderat Nikolaus Philippovich, Ehepaar Klaus und Elisabeth Pollheimer und Dechant und Pfarrer Adolf Valenta. ©Stefan Kronthaler

Fusion in Mödling: Die Pfarre Herz Jesu soll mit St. Othmar zusammengehen und das Seelsorgezentrum St. Michael an eine wachsende christliche Kirche abgegeben werden.

In Mödling ist der Sonderfall gegeben, dass die Objekte St. Michael und Herz Jesu vom Grundbuch her im Besitz der Erzdiözese stehen“, sagt Pfarrer und Dechant Adolf Valenta zum SONNTAG: „Zu einem großen Nachdenken kam es, als der rumänisch-orthodoxe Bischof unseren Kardinal um einen Standort hier im Raum Mödling gebeten hat. Das hat Vieles ins Rollen gebracht hat. Kardinal Schönborn ist es ein Anliegen, dass Kirchen als Kirchen erhalten bleiben. Rund um Mödling gibt es ein dichtes Netz, in großer Nähe das geistliche Zentrum St. Gabriel, in relativer Nähe die Südstadt-Kirche und die Kirche von Wiener Neudorf.“ Valenta versteht „jede Wehmut, jede Trauer, jeden Zorn“. Allerdings: „Ich fürchte nur, wenn wir jetzt keine Veränderungen angehen, dann werden wir in zwei Jahren noch größere Probleme haben.

Wir haben zwei Jahre Zeit, das Miteinander zu suchen und neu zu gestalten.“ Und: „Wir erleben gerade einen systemischen Zusammenbruch. Wir wissen seit den 60er-Jahren, wie sich die kirchliche Entwicklung in Österreich abzeichnen wird. Wir alle haben zu lange zugewartet in der Hoffnung, dass sich alles von selbst löst. Es löst sich nicht von selbst. Und jetzt sind die Baustellen auf allen Ebenen riesig. Wenn jetzt nicht groß eingegriffen wird, sind die Rücklagen in weniger als zehn Jahren aufgebraucht.“ Anders gesagt, so Valenta: „Wir haben einen großen Umbruch von der volkskirchlichen Struktur hin zu einer Entscheidungskirche. Wir müssen lernen, damit umzugehen.“ Valenta wünscht sich „realistische gemeinsame Suchbewegungen“. Denn: „Wir haben den Spielraum, jetzt innerhalb der vorhandenen Ressourcen gemeinsam zu ringen und zu schauen, wie wir das hinbekommen.“ „In der Kommunikation können wir alle besser werden“, ist der Pfarrer überzeugt.

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Kirche als Heimat erleben

Eine Menge Bedenken führt Klaus Pollheimer an. Da sei „der drohende Verlust des sozialen und kommunikativen Zentrums in einem Bereich, der Missionsgebiet ist“. Auch stehe der „mögliche Abriss zweier denkmalgeschützter Gebäude“ im Raum. „Die Pfarre Herz Jesu ist jetzt 98 Jahre alt und wurde mit einer bewusst sozialen und missionarischen Zielsetzung als Pfarre gegründet“, weiß er. Er plädiert für „Kleinräumigkeit, die aber durch die Zusammenlegung konterkariert wird. Wir brauchen überschaubare Einheiten, in denen Beziehung möglich ist.“ Es gehe „nicht darum, alles auf jeden Fall beizubehalten, sondern um eine pastorale Lösung für das am stärksten wachsende Teilgebiet von Mödling“. Klaus Pollheimer: „Wir sind nicht nur Opfer, wir wollen aktiv mitgestalten, Alternativen aufzeigen. Es wäre positiv, hier neue, konstruktive Schritte zu setzen.“ Momentan laute die Botschaft: Alles wird verkauft oder niedergerissen. „Das ist sehr verletzend, vor allem für die Menschen, die sich damit identifizieren“, betont er: „Es ist wichtig, dass Kirche als Heimat erlebt werden kann.“

Gemeinschaft braucht Räume

„Was die Leute so aufbringt, das sind die angebotenen Alternativen. Wer will bitte freiwillig zur hl. Messe in ein Krankenhaus gehen?“, fragt Elisabeth Pollheimer: „Die Pfarre Herz Jesu hat als große Stärke die Senioren-Treffen. Diese Menschen können nicht nach St. Othmar gehen, weil der Weg zu steil ist. Und fahren? Es gibt dort kaum Parkplätze.“ „Entscheidungskirche lebt, wenn sie sich in kleinen Gruppen zusammenfindet, aber niemals im Großen“, sagt sie. Und: „Enttäuschung entsteht, wenn man Erwartungen hat. Ich war drei Perioden lang im Pfarrgemeinderat. Damals war schon die Rede vom Gläubigenschwund. Man hat uns zugesagt, dass wir immer einen Priester haben werden. Jetzt wird uns nicht der Priester weggenommen, sondern die Kirche.“ „Ich glaube, die Menschen verstehen, dass wir einen Schritt nach vorne machen und etwas aufgeben müssen“, ist sie überzeugt: „Oder halbe-halbe, dass uns wenigstens ein Stück Versammlungsort belassen wird, wo wir Gemeinschaft leben können. Liturgie braucht einen Raum, aber auch die Gemeinschaft braucht Räume.“

Mehr miteinander reden

„Uns hat diese Mitteilung wie ein Keulenschlag getroffen“, sagt Pfarrgemeinderat Nikolaus Philippovich: „Wir werden älter und viele Ehrenamtliche scheiden altersmäßig oder krankheitsbedingt aus.“ Überhaupt würde „Offenheit zu mehr Verständnis“ beitragen. Durch schlechte Kommunikation und durch Gerüchte-Bildung sei „viel Vertrauen verlorengegangen“. „Und wenn wir einen Neuaufbruch schaffen wollen, müssen wir mehr miteinander reden, zuhören und neu ins Gespräch kommen“, sagt er: „Ich kann nur sagen: Herz Jesu lässt sich nicht transplantieren.“

Autor:
  • Stefan Kronthaler
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