Paulus, ganz persönlich

Gedanken zum Sonntag – 13. August
Ausgabe Nr. 32
  • Sonntag
FRau mit Kind entzünden Kerzen einer Menora
Sie sind ja doch Israeliten, ihnen gehören die Bundesschlüsse, die Gabe der Tora und die Verheißungen ...
©creativecommons.org/Trinitro Tolueno – CC BY 2.0

Stefanie Jeller interpretiert in den nächsten Wochen Abschnitte aus dem Römerbrief.

13. August 2023 - 19. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr A 

Weil Paulus uns heute sein Herz ausschüttet, traue ich mich auch etwas Persönliches zu erzählen: Ich konnte oft nicht einschlafen, weil ich mir Sorgen um meine Geschwister und andere Familienmitglieder gemacht habe; weil sie z. B. die Schule abgebrochen, sich von ihrem Partner getrennt haben oder aus der Kirche ausgetreten sind; und weil sie meine g’scheiten Worte nicht hören wollten. 

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An einem Vormittag auf einem Meditationsschemel in einem Kloster stieg in mir ein Gefühl auf, das ich nicht vergessen kann. Es war ein Moment der Gewissheit, dass meine Lieben einen guten Weg gehen.  

Auch Paulus leidet an seinen Geschwistern. So nennt er seine jüdischen Landsleute. Die allermeisten von ihnen können seine Überzeugung, dass Gottes Geist Jesus von den Toten auferweckt hat und dass er alle Menschen retten wird, nicht verstehen. Es gab Phasen in seinem Leben, da tobte Paulus deswegen. Er schimpfte und fluchte. Aber er erreichte damit nichts. Irgendwann muss in ihm die Gewissheit erwacht sein, dass Gott seine Geschwister auf einem guten Weg führt. Auch ohne sein eigenes Zutun.  

Sie sind ja Kinder Gottes, ihnen hat Gott die Tora gegeben und vieles mehr; v. a. aber hat Gott, wie er verheißen hatte, aus ihnen den Messias Jesus hervorgehen lassen.
Gott sei Dank hat Paulus auf all das vertraut! Heute sind wir dankbar, dass seine jüdischen Geschwister ihrem Weg treu geblieben sind. Wenn wir ihnen zuhören, können wir die Bibel besser verstehen, können Jesus – und auch Paulus – besser verstehen.

1. Lesung 1. Könige 19,9ab.11b–13

Komm heraus und stell dich auf den Berg vor den Herrn!

In jenen Tagen kam Elíja zum Gottesberg Horeb. Dort ging er in eine Höhle, um darin zu übernachten. Doch das Wort des Herrn erging an ihn: Komm heraus und stell dich auf den Berg vor den Herrn! Da zog der Herr vorüber: Ein starker, heftiger Sturm, der die Berge zerriss und die Felsen zerbrach, ging dem Herrn voraus. Doch der Herr war nicht im Sturm. Nach dem Sturm kam ein Erdbeben. Doch der Herr war nicht im Erdbeben. Nach dem Beben kam ein Feuer. Doch der Herr war nicht im Feuer. Nach dem Feuer kam ein sanftes, leises Säuseln. Als Elíja es hörte, hüllte er sein Gesicht in den Mantel, trat hinaus und stellte sich an den Eingang der Höhle.

2. Lesung Brief an die Römer 9,1–5

Ich wünschte selbst verflucht zu sein, um meiner Brüder willen.

Schwestern und Brüder! Ich sage in Christus die Wahrheit und lüge nicht und mein Gewissen bezeugt es mir im Heiligen Geist: Ich bin voll Trauer, unablässig leidet mein Herz. Ja, ich wünschte selbst verflucht zu sein, von Christus getrennt, um meiner Brüder willen, die der Abstammung nach mit mir verbunden sind. Sie sind Israeliten; ihnen gehören die Sohnschaft, die Herrlichkeit und die Bundesschlüsse; ihnen ist das Gesetz gegeben, der Gottesdienst und die Verheißungen; ihnen gehören die Väter und ihnen entstammt der Christus dem Fleische nach. Gott, der über allem ist, er sei gepriesen in Ewigkeit. Amen.

Evangelium Matthäus 14,22–33

Herr, befiehl, dass ich auf dem Wasser zu dir komme!

Nachdem Jesus die Menge gespeist hatte, drängte er die Jünger, ins Boot zu steigen und an das andere Ufer vorauszufahren. Inzwischen wollte er die Leute nach Hause schicken. Nachdem er sie weggeschickt hatte, stieg er auf einen Berg, um für sich allein zu beten. Als es Abend wurde, war er allein dort. Das Boot aber war schon viele Stadien vom Land entfernt und wurde von den Wellen hin und her geworfen; denn sie hatten Gegenwind. In der vierten Nachtwache kam er zu ihnen; er ging auf dem See. Als ihn die Jünger über den See kommen sahen, erschraken sie, weil sie meinten, es sei ein Gespenst, und sie schrien vor Angst.

Doch sogleich sprach Jesus zu ihnen  und sagte: Habt Vertrauen, ich bin es; fürchtet euch nicht! Petrus erwiderte ihm und sagte: Herr, wenn du es bist, so befiehl, dass ich auf dem Wasser zu dir komme! Jesus sagte: Komm! Da stieg Petrus aus dem Boot und kam über das Wasser zu Jesus. Als er aber den heftigen Wind bemerkte, bekam er Angst. Und als er begann unterzugehen, schrie er: Herr, rette mich! Jesus streckte sofort die Hand aus, ergriff ihn und sagte zu ihm: Du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt? Und als sie ins Boot gestiegen waren, legte sich der Wind. Die Jünger im Boot aber fielen vor Jesus nieder und sagten: Wahrhaftig, Gottes Sohn bist du.

Mag.a theol. Stefanie Jeller, MAS, ist Journalistin bei radio klassik Stephansdom. Sie ist verheiratet und lebt in Wien und Salzburg.

Quelle: Lektionar für die Bistümer des deutschen Sprachgebiets. Authentische Ausgabe für den liturgischen Gebrauch. Band I: Die Sonntage und Festtage im Lesejahr A, Freiburg u. a. 2019. © staeko.net

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