Alles wird gut!

16. Sonntag im Jahreskreis – Lesejahr A, 213. Juli 2023
Ausgabe Nr. 29
  • Sonntag
Autor:
Paradeispflanze mit reifen Früchten.
Die reifen Früchte in meinem Lebensgarten. ©Franz Josef Rupprecht

Wort zum Evangelium von Dr. Richard Geier, Kanonikus, Pfarrer von St. Margarethen im Burgenland und Leiter der dortigen Passionsspiele.

Je älter ich werde, umso gelassener bin ich. Was mich in jungen Jahren in Aufruhr versetzte und ich unbedingt verändern musste, kann ich heute mit einem Lächeln betrachten und dabei sagen: „Alles wird gut!“ Richard Rohr hat darauf hingewiesen, dass die erste Lebenshälfte von der Devise „entweder – oder“ bestimmt ist. Man packt an, will alles verändern und entscheidet ständig zwischen dem, was man als nützlich und angenehm oder als unpassend und gefährlich empfindet. Selbst die anderen Menschen, denen man begegnet, haben als Etikett entweder ein „Ja“ auf der Stirn oder ein „Nein“!

Werbung

In der zweiten Lebenshälfte gilt dann das Prinzip des „sowohl als auch“. Man kann die unterschiedlichen Dinge ganz gut nebeneinander aushalten, sieht keinen rechten Sinn mehr darin, alles auf glatt zu bürsten. Und bei Begegnungen mit Menschen, die einem nicht ganz grün sind, seufzt man still in sich hinein: „So was gibt’s also auch!“ Was für eine Erleichterung im Lebenskampf!

In der zweiten Lebenshälfte hat man schon reichlich Erfahrungen damit gemacht, dass im Lebensgarten die Früchte reifen, selbst wenn viel Unkraut mit dabei ist. Der amerikanische Dichter und Philosoph Ralph Waldo Emerson sagt: „Unkraut nennt man Pflanzen, deren Vorzüge noch nicht erkannt worden sind.”

Von dieser heiter gelassenen Dynamik ist auch das Wachsen des Gottesreiches bestimmt. Jesus weiß, dass die Gottesherrschaft nicht aufzuhalten ist. Kein böser Feind kann es verhindern.

Das kleinste Korn wird zum größten Baum. Der Sauerteig arbeitet dann gut, wenn man ihn in Ruhe lässt. Letztendlich wird das Gute sich durchsetzen. In allem!

1. Lesung Weisheit 12,13.16–19

Gottes Macht und Stärke sind die Grundlage für seine Gerechtigkeit und sein Erbarmen.

Es gibt keinen Gott, Herr, außer dir, der für alles Sorge trägt; daher brauchst du nicht zu beweisen, dass du gerecht geurteilt hast. Deine Stärke ist die Grundlage deiner Gerechtigkeit und deine Herrschaft über alles lässt dich alles schonen. Stärke beweist du, wenn man an deine unbeschränkte Macht nicht glaubt, und bei denen, die sie kennen, strafst du die anmaßende Auflehnung. Weil du über Stärke verfügst, richtest du in Milde und behandelst uns mit großer Schonung; denn die Macht steht dir zur Verfügung, wann immer du willst. Durch solches Handeln hast du dein Volk gelehrt, dass der Gerechte menschenfreundlich sein muss, und hast deinen Söhnen und Töchtern die Hoffnung geschenkt, dass du den Sündern die Umkehr gewährst.

2. Lesung Brief an die Römer 8,26–27

Wenn wir nicht zu beten wissen, können wir den Heiligen Geist um Hilfe anrufen.

Schwestern und Brüder! Der Geist nimmt sich unserer Schwachheit an. Denn wir wissen nicht, was wir in rechter Weise beten sollen; der Geist selber tritt jedoch für uns ein mit unaussprechlichen Seufzern. Der die Herzen erforscht, weiß, was die Absicht des Geistes ist. Denn er tritt so, wie Gott es will, für die Heiligen ein.

Evangelium Matthäus 13,24–30 (oder 13,24–43)

Jesus ermutigt uns zu Langmut und Toleranz. Der Herr selbst sorgt für das Wachsen seines Reiches.

In jener Zeit erzählte Jesus der Menge folgendes Gleichnis: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Mann, der guten Samen auf seinen Acker säte. Während nun die Menschen schliefen, kam sein Feind, säte Unkraut unter den Weizen und ging weg. Als die Saat aufging und sich die Ähren bildeten, kam auch das Unkraut zum Vorschein. Da gingen die Knechte zu dem Gutsherrn und sagten: Herr, hast du nicht guten Samen auf deinen Acker gesät? Woher kommt dann das Unkraut? Er antwortete: Das hat ein Feind getan. Da sagten die Knechte zu ihm: Sollen wir gehen und es ausreißen? Er entgegnete: Nein, damit ihr nicht zusammen mit dem Unkraut den Weizen ausreißt. Lasst beides wachsen bis zur Ernte und zur Zeit der Ernte werde ich den Schnittern sagen: Sammelt zuerst das Unkraut und bindet es in Bündel, um es zu verbrennen; den Weizen aber bringt in meine Scheune!

Quelle: Lektionar für die Bistümer des deutschen Sprachgebiets. Authentische Ausgabe für den liturgischen Gebrauch. Band I: Die Sonntage und Festtage im Lesejahr A, Freiburg u. a. 2019. © staeko.net

Schlagwörter
Autor:
  • Portrait von Richard Geier
    Dr. Richard Geier
Werbung

Neueste Beiträge

| Sonntag
Mariä Empfängnis, LESEJAHR C – 8. Dezember 2024

Wort zur ersten Lesung von Stefanie Hinterleitner

| Meinung
Meinung

Otto Neubauer (59) leitet die Akademie für Dialog und Evangelisation der katholischen Gemeinschaft Emmanuel und schreibt darüber, warum man sich täglich Zeit für Stille nehmen sollte.

| Kunst und Kultur
Highway to Heaven

Ein Theologe und ein Sozialwissenschaftler wagen den spannenden Versuch, spirituellen Botschaften in Rock- und Popsongs auf die Spur zu kommen.