Pastoraltheologie als Hoffnungsträger

Meinung
Ausgabe Nr. 47
  • Meinung
Autor:
Priester liest Bibel
Pastoraltheologie geht der Frage nach, welche Himmelsgeschenke der Welt von heute gemacht werden können. ©SeventyFour
Paul M. Zulehner
Paul M. Zulehner ist Pastoraltheologe, Religionssoziologe und Priester.
©Thaler Tamas/CC BY-SA 4.0

Paul M. Zulehner (84) ist Pastoraltheologe und spricht darüber, wie die Pastoraltheologie bis heute das Wirken der Kirche begleitet.

Kaiserin Maria-Theresia ließ am Sonntag vormittags die Wirtshäuser schließen, damit der „gemeine Mann“ die „Messe besuchte“.  Damit die Religionsdiener gut ausgebildet werden, gründete sie 1774 den weltältesten Lehrstuhl für Pastoraltheologie.

Werbung

Getaufte tragen Verantwortung

Inzwischen haben sich die Zeiten verändert. Wer heute mitmacht, hat freie Wahl. Nicht mehr Staat und Kultur sichern die Kirchen. Sie sind auf sich selbst gestellt. Weitsichtig hat das Zweite Vatikanum erkannt, dass nicht nur ordinierte Priester, sondern alle getauften Mitglieder das Leben und Wirken der Kirche tragen. Viele haben diese Berufung durch Gott angenommen. Sie setzen sich vielfältig ehrenamtlich ein und bereiten sich darauf gut vor. Manche haben ihre Berufung zum Beruf gemacht und Theologie studiert. Sie leisten in Bildungshäusern, Schulen, Krankenhäusern einen exzellenten Dienst. Zu ihrem Studium gehört Pastoraltheologie.

Glaube und Zeit im Fokus

Das Fach lernt immer noch. Seinen Ursprung hat es dort, wo die Kirche lebt und um zeitgerechtes Handeln ringt, das von Gottes Geist inspiriert ist. Dort wächst eine „implizite Pastoraltheologie“, von unten her. Die universitäre Pastoraltheologie „hebt“ diese und setzt sie auf die Prüfstände profaner und theologischer Disziplinen. Das Ergebnis soll das Leben und Wirken der Kirche beflügeln. Wie ein Wächter (Jes 21,11) mahnt sie kritisch, wenn das Tun dem Evangelium oder der Zeit nicht gerecht wird. Pastoraltheologie teilt Gottes Leidenschaft für die Welt (Joël 2,18). Kriege, Klimanotstand und Migration lassen diese taumeln. Angst breitet sich aus. Die Hoffnungsressourcen gehen aus. 

Liebe und Leid als Schlüssel

Jesus ging es um das Kommen des Reiches Gottes vom Himmel her. Dazu hat er seine Bewegung gegründet. Pastoraltheologie geht der Frage nach, welche Himmelsgeschenke der Welt von heute gemacht werden können. Dazu zählen tiefe Einheit des Seins, gleiche Würde aller, Sorge um die Mitwelt, universelle Solidarität, um nur die wichtigsten zu nennen. Nicht zuletzt wird sie sich der Frage stellen, wo in unserer verbunteten Kultur die Verstecke Gottes sind. Der Mystiker Richard Rohr vermutet sie in „great love and great suffering“: im großen Lieben und großen Leiden der Menschen. Leitend könnte dabei sein, dass es „außerhalb der Liebe kein Heil“ gibt. Eine solche Pastoraltheologie wäre katholisch, jetzt nicht mehr konfessionell, sondern universell.

Der Kommentar drückt seine persönliche Meinung aus!

Schlagwörter
Autor:
  • Paul M. Zulehner
Werbung

Neueste Beiträge

| Sonntag
Mariä Empfängnis, LESEJAHR C – 8. Dezember 2024

Wort zur ersten Lesung von Stefanie Hinterleitner

| Meinung
Meinung

Otto Neubauer (59) leitet die Akademie für Dialog und Evangelisation der katholischen Gemeinschaft Emmanuel und schreibt darüber, warum man sich täglich Zeit für Stille nehmen sollte.

| Kunst und Kultur
Highway to Heaven

Ein Theologe und ein Sozialwissenschaftler wagen den spannenden Versuch, spirituellen Botschaften in Rock- und Popsongs auf die Spur zu kommen.