Mikl-Leitner im "Kampf gegen den Islam"

Hirtenhund
Ausgabe Nr. 2
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Portrait Johanna Mikl-Leitner
Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner erklärte in einem Interview, man stecke mitten im Kampf gegen die Rezession und „im Kampf gegen den Islam“. ©APA
©Der SONNTAG

Der Hirtenhund bellt diese Woche über einen umstrittenen Kommentar von Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, der für Debatten über den Islam und den Umgang mit Religion in der Politik sorgte.

Niederösterreich ist ein tolles Land. Klösterreich, weinselig, durch und durch katholisch – und bald auch islamfrei. Wenn es nach Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner geht, die in einem Interview mit einem kleinen Seitenkickl erklärte, man stecke mitten im Kampf gegen die Rezession und „im Kampf gegen den Islam“. Jaja, natürlich meinte sie den „politischen Islam“ und nicht den Islam per se, beeilte sie sich anschließend richtigzustellen. Aber da war der Schaden schon angerichtet. 

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Religiöse Begriffe im Wandel

War das aber tatsächlich nur ein Hoppala, oder zeigen sich langsam die Folgen nicht nur einer religiösen Individualisierung und Pluralisierung, sondern einer totalen begrifflichen Unschärfe, ja Gleichgültigkeit in religiösen Fragen? Wenn man der groß angelegten Studie „Was glaubt Österreich?“ glauben kann (siehe auch hier), dann bricht „der für Österreich traditionell katholische ‚Überbau‘ weg und vielfältige Formen einer inkonsistenten Religiosität mit magischen Zügen werden erkennbar.“ Religion ist nicht per se erledigt, aber der personale Gott löst sich ins Diffuse hinein auf. Von guten Mächten wunderbar geborgen empfinden sich demnach nur mehr 22 Prozent der Österreichenden, nur mehr 14 Prozent erkennen konkrete Personen hinter den göttlichen Personas. Was vor 20 Jahren noch euphorisch als „Megatrend Spiritualität“ besungen wurde und wenig später dann knuffig als „Verbuntung“ mit großen Chancen für die etablierten Kirchen bezeichnet wurde, ist inzwischen nur mehr ein wurschtiges restreligiöses Rauschen. 

Blick in die Statistik

Dabei lässt sich der Studie sogar Koalitionsarithmetik entnehmen. So ist im Vergleich mit der Gesamtbevölkerung die Höhe des Glaubens an ein höheres Wesen, eine höhere Energie oder geistige Macht bei der ÖVP und der FPÖ „auffällig“: 43 Prozent der ÖVP-Affinen und 39 Prozent der FPÖ-Affinen stimmen dieser Vorstellung zu, so die Studie. Ein koalitionäres Vorzeichen? Weißer (Weih-)Rauch, der ausnahmsweise weder den Heiligen Drei Königen noch dem bundespräsidialen Tschick entfleucht?

Religion in Niederösterreich

Zurück nach Niederösterreich, wo Hanni einen einsamen Kampf gegen jede Form politisierter Religion kämpft. Schließlich braucht sie nicht einmal mehr ein politisches Christentum zu fürchten. Die katholischen Restbestände im Land dürfen sich indes mit der Landeshaupthanni in den Landesstiften zum Fassl­rutschen treffen. Garantiert unpolitisch. Garantiert ohne Muslime. 

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