In Berührung kommen

2. Sonntag der Osterzeit – Lesejahr A, 16. April 2023
Ausgabe Nr. 16
  • Sonntag
Autor:
Silhouette einer Hand vor einem starahlenden Sonnenaufgang
Nur wenn wir mit Not in Berührung kommen, können wir sehen,
wo Veränderung nötig und möglich ist.
©unsplash.com / M. Jodoin

Wort zum Evangelium vonDr. theol. Nora Bösch, Gemeindeleiterin in der Pfarre St. Martin und Pastoralleiterin im Seelsorgeraum Dornbirn.

„Gott sei Dank“ – denken vielleicht manche – da ist in der Bibel wenigstens einer, der zu seinen Zweifeln steht und Fragen stellt! Denn so schön die Auferstehungsberichte sind, so befremdlich ist es für uns auch, wenn den Frauen und Jüngern angesichts des leeren Grabes und der Erscheinungen des Auferstandenen scheinbar alles klar ist.

„Selig sind, die nicht sehen und doch glauben“, so haben wir in diesem Evangelium gehört. Wir sehen nicht, aber wir glauben, oder sollen glauben. Nicht nur bei der Frage nach der Auferstehung bewegen wir uns da zwischen Vertrauen und Vernunft, zwischen Gewissheit und Zweifel, zwischen Glauben und Unglauben. Nein, auch die Ereignisse in unserer Welt, die Kriege, die Menschen auf der Flucht, die Not und Armut bei uns stellen uns vor die alte Frage, wo denn da Gott ist und warum er das alles zulässt.

 

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Sehen und in Berührung kommen mit dem Leid – das war für Thomas die Voraussetzung, um an die Auferstehung glauben zu können. Auch heute geht es darum, mit der großen und kleinen Not um uns herum in Berührung zu kommen. Nur so können wir sehen, wo Veränderung nötig und möglich ist, wo neues Leben entstehen kann.

Und noch etwas zeigt uns die Thomasgeschichte. Die Gemeinschaft der Jünger erträgt es offensichtlich, dass einer von ihnen zweifelt. Durch sein Hinterfragen eröffnet Thomas den anderen eine neue, tiefere Begegnung mit dem Auferstandenen. Es braucht die Gemeinschaft der Glaubenden, die uns trägt, wenn uns Zweifel plagen, in der wir unterschiedlich glauben und vertrauen und von- und miteinander lernen können. Denn das ist kein Zeichen des Unglaubens, sondern Zeichen der Herausforderung und des Wachsens, durch das ein immer neues Bekenntnis zu Gott möglich wird.

1. Lesung Apostelgeschichte 2,42–47

Lukas beschreibt hier das Idealbild einer Gemeinde. Wesentlich sind das Festhalten an der Lehre, die Mahlgemeinschaft, das Gebet und die Sorge um die Bedürftigen.

Die Gläubigen hielten an der Lehre der Apostel fest und an der Gemeinschaft, am Brechen des Brotes und an den Gebeten. Alle wurden von Furcht ergriffen; und durch die Apostel geschahen viele Wunder und Zeichen. Und alle, die glaubten, waren an demselben Ort und hatten alles gemeinsam. Sie verkauften Hab und Gut und teilten davon allen zu, jedem so viel, wie er nötig hatte.
Tag für Tag verharrten sie einmütig im Tempel, brachen in ihren Häusern das Brot und hielten miteinander Mahl in Freude und Lauterkeit des Herzens. Sie lobten Gott und fanden Gunst beim ganzen Volk. Und der Herr fügte täglich ihrer Gemeinschaft die hinzu, die gerettet werden sollten.

2. Lesung 1 Petrus 1,3–9

Zwei Mal schreibt der Verfasser dieses Briefes von der Freude. Sie soll christliches Leben kennzeichnen. Sie gibt Hoffnung und Kraft in allem Schweren.

Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus: Er hat uns in seinem großen Erbarmen neu gezeugt zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten, zu einem unzerstörbaren, makellosen und unvergänglichen Erbe, das im Himmel für euch aufbewahrt ist. Gottes Kraft behütet euch durch den Glauben, damit ihr die Rettung erlangt, die am Ende der Zeit offenbart werden soll.

Deshalb seid ihr voll Freude, wenn es auch für kurze Zeit jetzt sein muss, dass ihr durch mancherlei Prüfungen betrübt werdet. Dadurch soll sich eure Standfestigkeit im Glauben, die kostbarer ist als Gold, das im Feuer geprüft wurde und doch vergänglich ist, herausstellen – zu Lob, Herrlichkeit und Ehre bei der Offenbarung Jesu Christi.

Ihn habt ihr nicht gesehen und dennoch liebt ihr ihn; ihr seht ihn auch jetzt nicht; aber ihr glaubt an ihn und jubelt in unaussprechlicher und von Herrlichkeit erfüllter Freude, da ihr das Ziel eures Glaubens empfangen werdet: eure Rettung.

Evangelium Johannes 20,19–31

Verschiedene österliche Erzählungen sammelt Johannes im 20. Kapitel. Die Texte sollen durch den Zweifel hindurch zum Glauben an die Auferstehung führen.

Am Abend dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden bei verschlossenen Türen beisammen waren, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, als sie den Herrn sahen. Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.

Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sagte zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; denen ihr sie behaltet, sind sie behalten. Thomas, der Dídymus genannt wurde, einer der Zwölf, war nicht bei ihnen, als Jesus kam. Die anderen Jünger sagten zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er entgegnete ihnen: Wenn ich nicht das Mal der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in das Mal der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht.

Acht Tage darauf waren seine Jünger wieder drinnen versammelt und Thomas war dabei. Da kam Jesus bei verschlossenen Türen, trat in ihre Mitte und sagte: Friede sei mit euch! Dann sagte er zu Thomas: Streck deinen Finger hierher aus und sieh meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! Thomas antwortete und sagte zu ihm: Mein Herr und mein Gott! Jesus sagte zu ihm: Weil du mich gesehen hast, glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben. Noch viele andere Zeichen hat Jesus vor den Augen seiner Jünger getan, die in diesem Buch nicht aufgeschrieben sind. Diese aber sind aufgeschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben Leben habt in seinem Namen.

Quelle: Lektionar für die Bistümer des deutschen Sprachgebiets. Authentische Ausgabe für den liturgischen Gebrauch. Band I: Die Sonntage und Festtage im Lesejahr A, Freiburg u. a. 2019. © staeko.net

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Autor:
  • Portraitfoto von Dr. theol. Nora Bösch
    Nora Bösch
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