„Ich wollte auch verstehen“

Glaubenszeugnis
Ausgabe Nr. 49
  • Österreich
Autor:
Hochzeitsfoto Stefanie Wiklicky-Leitner und ihr Mann
Ihre Hochzeit war ein großer Schritt auf Stefanie Wiklicky-Leitners Glaubensweg. ©Katharina Lessky

Stefanie Wiklicky-Leitner, 29, hat nicht nur ihren Glauben neu entdeckt, sondern auch ihren Platz in der Kirche gefunden. Durch Verantwortung im Pfarrverband wurde aus Tradition ein lebendiger, gelebter Glaube.

Stefanie Wiklicky-Leitner ist Mitglied im Gemeindeausschuss Retz. Die Universitätsassistentin an der Wirtschaftsuniversität Wien leitet den Entwicklungsprozess im Pfarrverband. In den vergangenen Jahren hat sie nicht nur ihren Mann kennengelernt und geheiratet, sondern auch ihren Glauben ganz neu entdeckt. 

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Glaube: Suche nach dem Sinn

Frau Wiklicky-Leitner, auf der Website der Pfarre stellen Sie sich vor mit den Worten: ‚Noch vor wenigen Jahren hätte ich mir nicht vorstellen können, dass Gott mich so begeistern kann.‘ Dabei sind Sie eigentlich in einer aktiven gläubigen Familie aufgewachsen. 

Ich war auch Ministrantin und auf einer katholischen Schule. Kirche und Gott waren für mich immer schon Thema, aber der Glaube war eher etwas Traditionelles, irgendwie langweilig. Als ich begonnen habe zu studieren, trat er in den Hintergrund. Ich habe mich damals zwar mit Spiritualität beschäftigt, aber eher mit Meditation, mit fernöstlichen Ideen und auch viel mit Persönlichkeitsentwicklung. Ich habe damals schon eine große Sehnsucht gespürt und war auf der Suche. 

Glaube: Eine neue Perspektive 

Das hat sich noch einmal verändert, als Sie Ihrem heutigen Mann begegnet sind. 

Genau. Er war immer schon in der Kirche verwurzelt und war mir eine große Inspiration. Durch ihn habe ich gemerkt, dass der Glaube mehr umfasst als das, was ich bis dahin kannte, nämlich den Gottesdienst am Sonntag. Schritt für Schritt ist mir bewusst geworden, dass die Sehnsucht in mir auf Gott hin ausgerichtet ist. Ganz spontan während der Coronalockdowns haben wir uns entschlossen, bei den Online-Exerzitien mitzumachen, die in unserer Pfarre angeboten wurden. Dabei habe ich erkannt, dass Gott immer bereit ist, in mein Leben zu kommen. Es liegt an mir, mich für ihn zu öffnen. Dieser Gedanke war für mich ein Gamechanger. Gleichzeitig sind bei mir viele Fragen aufgetaucht, auch Zweifel. 

Fragen und Zweifel im Glauben

Sie haben sich intellektuell intensiv mit dem Glauben auseinandergesetzt. Warum war Ihnen das so wichtig?

Das ist vermutlich auf meinen universitären Hintergrund zurückzuführen. In meinem Herzen war die Sehnsucht da, zugleich wollte ich auch verstehen. In unserer Kleingruppe in der Pfarre, die wir nach den Lockdowns gegründet haben, war Raum für meine Fragen. Wie funktioniert Beten? Verändert der Glaube an Gott meinen Alltag? Wie gehe ich mit der Bibel um? Ich hatte das große Glück, mit Menschen zusammen zu sein, mit denen ich darüber reden konnte. Für viele mag das alles klar sein, für mich war es das nicht. Im Laufe der Zeit hat sich in meinem Leben viel verändert. Ich habe Menschen kennen gelernt, interessante Bücher gelesen. Früher hätte ich vielleicht gesagt, dass das alles Zufall ist, jetzt kann ich sagen, dass Gott mir immer wieder seine Liebe gezeigt hat. 

Verantwortung im Pfarrleben

Sie haben mit der Zeit immer mehr Verantwortung im Pfarrverband übernommen.

Zunächst hat mich unser Pfarrer eingeladen, die Fastenimpulse zu gestalten. Das war entscheidend für mich: Dass mir Raum gegeben wurde, mich einzubringen. Dann habe ich die Öffentlichkeitsarbeit übernommen, wurde bei der Pfarrgemeinderatswahl in den Pfarrgemeindeausschuss gewählt, und mittlerweile leite ich den pfarrlichen Entwicklungsprozess bei uns.

„Gott ist immer bereit, in mein Leben zu kommen.  Es liegt an mir, mich für ihn zu öffnen.“

Glaube und Glaubensweg: Das Sakrament der Ehe

Und dazwischen haben Sie auch noch geheiratet. 

Das war im September 2023, ein großer Schritt auf meinem Glaubensweg. Mir war klar: Wenn ich heirate, dann entscheide ich mich bewusst für dieses Sakrament, anders als bei meiner Taufe als Baby, der Erstkommunion oder auch der Firmung. Die Hochzeit war wunderschön, wir haben die ganze Pfarrgemeinde in die Kirche eingeladen und von vielen die Rückmeldung bekommen: ‚Ja, man merkt, dass Gott mit euch im Bunde ist.‘

Schlagwörter
Autor:
  • Sandra Lobnig
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