Geboren am 24.12.: Helmut Schüllers Weihnachten

Helmut Schüller
Ausgabe Nr. 51
  • Meinung
Autor:
Helmut Schüller ist Pfarrer in Probstdorf und ist am Heiligen Abend, am 24. Dezember 1952, geboren. ©Jeff Mangione

Helmut Schüller feiert seine Geburt am Heiligabend. Erfahren Sie, wie Schüller Geburtstag und Weihnachten vereint. Eine inspirierende Geschichte.

Den eigenen Geburtstag mit der Vorbereitung und Feier des Geburtsfestes Jesu in der Pfarrgemeinde zubringen zu dürfen, ist ein Privileg und immer sehr berührend. Und das Geheimnis der Menschwerdung Gottes in Jesus am eigenen Geborenwordensein nachzuvollziehen, ist ein mir lieb gewordener Zugang. Dazu kommen zwei mir von klein auf vertraute Reaktionen von Mitmenschen auf mein Geburtsdatum. Einerseits die besorgte Frage, ob ich da nicht immer bei Geschenken zu kurz gekommen sei. Die kann ich mit einem klaren Nein beantworten. Meine Eltern haben mir immer am Heiligen Abend morgens das Geschenk zum Geburtstag und am Abend das zum Weihnachtsfest gegeben (manchmal wurde beides auf meinen Wunsch zu einem etwas größeren Geschenk „fusioniert“). Und die andere Reaktion auf mein Geburtsdatum besteht in einem so gut wie nie ausbleibenden Lächeln und dem Ausruf „Ah, ein Christkind!“.

Und das nicht selten in einem eher „amtlichen“, also nüchtern-ernsten Zusammenhang. Wo man eben das Geburtsdatum angeben muss. Und heuer ist mir bei der Beschäftigung mit dem 75. Jahrestag der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte (AEMR) durch die Vollversammlung der Vereinten Nationen etwas gar nicht Selbstverständliches aufgefallen: dass mir seit meiner Geburt alle genannten Menschenrechte offenstehen. „Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren“, heißt es da gleich im ersten Artikel. Alle? Leider nach wie vor noch ganz überwiegend nicht. Und was mache ich aus meinem Privileg, zu den Wenigen zu gehören? Schon seit längerem sehe ich im Artikel 1 der Menschenrechte eine „weltliche“ Version des Weihnachtsevangeliums. Wenn wir von der „Menschwerdung Gottes“ reden, dann ist damit die tiefste Vereinigung Gottes mit jedem Menschen gemeint. Auch und vor allem mit denen, deren Freiheit, Würde und Rechte nicht geachtet werden. Und umso mehr schmerzt es, dass die Leitung unserer Weltkirche nach wie vor meint, die AEMR nicht unterzeichnen zu können. Aber den Einsatz derer, die an die Menschwerdung Gottes glauben, für Freiheit, Würde und Rechte jedes Menschen darf das nicht schmälern.        
 

Helmut Schüller ist Pfarrer ins Probstdorf.
Der Kommentar drückt die persönliche Meinung des Autors aus!

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