„Gott rief, ich folgte – nach Argentinien“
Missionar auf Heimaturlaub
Eigentlich wollte er Lokführer werden. Doch mit 16 Jahren, als Schlosserlehrling, hatte ihn ein Satz aus der Missionszeitschrift „Stadt Gottes“ so berührt, dass er sein ganzes weiteres Leben prägte: „Gott braucht Menschen, er sucht auch dich!“ Das war 1959. Heute blickt Bernhard Hauswirth auf 50 Jahre Missionseinsatz als Steyler Missionar in Argentinien zurück. Nach dem Besuch des Missionsprivatgymnasiums Sankt Rupert in Bischofshofen und der Ausbildung zum Priester bei den Steylern in Sankt Gabriel brach der Weinviertler aus Haugsdorf nach Argentinien auf.
„Das Rezept“: Hausbesuche in Argentinien
Seit 1975 war Padre Bernardo, wie man ihn in seiner neuen Heimat nennt, in verschiedenen Pfarren in fünf Provinzen des Landes aktiv: Der Weg in der „Neuen Welt“ begann in Misiones, an der Grenze zu Brasilien und Paraguay, nahe den Iguazú-Wasserfällen, wo die Jugendarbeit im Mittelpunkt stand. In Santa Fé folgten Jahre des Gemeindeaufbaus in den „Barrios“, den Armenvierteln, nach dem Modell „Nueva Imagen de Parroquia“ („Neues Bild der Pfarrei“) der „Bewegung für eine bessere Welt“. „Heute wird viel auf das Internet gesetzt. Das ist gut, aber wir haben bei unseren Hausbesuchen gesehen, dass das, was zählt, die persönlichen Begegnungen von Mensch zu Mensch sind.“
Indigene Bevölkerung in Argentinien
In Jujuy, ganz im Norden des Landes, kam Hauswirth mit der indigenen Bevölkerung, den Quechuas und Aymaras, in Berührung. In starkem Kontrast zum ländlichen Jujuy stand die nächste Station: In Córdoba, der zweitgrößten Stadt Argentiniens, betreute er eine riesige Stadtpfarre mit sieben Teilgemeinden, die eigenständig von Laienteams geleitet werden. Padre Bernardo: „Die Pfarrentwicklung fand bei uns von den Rändern ausgehend statt. Es gab damals Priester, die meinten, sie müssten alles allein machen. Die Leute sollten alle in die ‚Zentrale‘ kommen. Wir hingegen bildeten Leute aus den Gemeinden aus, damit sie an ihren Orten Verantwortung übernehmen und eigenständig Gemeindegruppen und Gottesdienste leiten konnten. Pfarre also nicht als Ort für religiöse Dienstleistung, sondern als Gemeinschaft von Gemeinschaften.“
Pfarre in Argentinien mit neun Teilgemeinden
Seit 2011 lebt und wirkt Padre Bernardo in Argentiniens Hauptstadt Buenos Aires, wo er mit zwei Mitbrüdern aus Argentinien und Indonesien zusammenlebt und eine Pfarre mit neun Teilgemeinden betreut. Eines ist sicher, nachdem Padre Bernardo am 12. August wieder nach Argentinien zurückgekehrt ist: „Ich bin jetzt 82 Jahre alt. Ich habe mich entschieden, auch im Alter in Argentinien zu bleiben. Meine Leute hab’ ich drüben und für sie kann ich da sein. Das gibt mir Leben“, sagt der leidenschaftliche Missionar.