Ein Leben mit vielen Aufgaben

Missionarisches Herz
Ausgabe Nr. 10
  • Meinung
Autor:
Pater Hans Ettl hat in seinem Leben viele verschiedene Aufgaben erfüllt. Jede einzelne hat ihm große Freude bereitet. ©Helm

Als junger Priester wurde der Steyler Missionar Hans Ettl nach Argentinien geschickt. Seitdem hat der heute 78-Jährige an unterschiedlichen Orten gewirkt – und sich dabei sein missionarisches Herz bewahrt.

Pater Hans Ettl ist seit fast 55 Jahren Steyler Missionar. In diesem Jahr feiert er sein 50. Priesterjubiläum.

Pater Hans, was ist dir in der Fastenzeit wichtig?

Für mich ist die österliche Bußzeit eine Zeit, in der ich der Beziehung mit Jesus Christus mehr Raum geben möchte. Ich nehme mir am Morgen und am Abend Momente der Stille, etwas länger als sonst. ‚Stille stillt‘ – diesen Satz habe ich einmal gehört, und ich finde ihn sehr treffend.

Im Laufe deines Ordenslebens hast du an verschiedenen Orten gewirkt. Nach deiner Priesterweihe wurdest du nach Argentinien geschickt.

Ich war 15 Jahre in Argentinien und dort in der Gemeindearbeit tätig. Das war eine sehr schöne und erfüllende Zeit. Die Menschen, mit denen ich zu tun hatte, waren einfache Menschen mit einer ausgeprägten Volksreligiosität. Maria, die Mutter Jesu, spielte für sie eine große Rolle. Diese Einfachheit hat die Menschen durch ihr Leben getragen, in dem viele von ihnen viel ertragen mussten. Diese Menschen haben mir gezeigt, was ein Leben im Glauben alles schaffen kann. Gemeinschaft wurde immer großgeschrieben. Egal wohin man gekommen ist, überall hat man ‚Mate genommen‘, also Tee miteinander getrunken. ‚Padrecito, un matecito?‘ (Lieber Pater, einen guten Tee?) haben sie mich gefragt.

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Als du wieder nach Österreich zurückgekommen bist, warst du zuerst in St. Gabriel für das Postulat und Noviziat deiner Ordensgemeinschaft zuständig, später bist du Rektor des Hauses geworden.

Ich habe die Gemeinschaft in St. Gabriel sehr gemocht. Auch weil ich ein gutes Team rund um mich hatte. Mein jüngerer Bruder hat immer über mich gesagt: Der Hans kann zwar manches nicht, aber er holt sich die richtigen Leute. So war es. Nach einigen Jahren wollte ich noch einmal raus, entweder wieder nach Lateinamerika oder hier in Österreich in eine Pfarre. Ab 2002 war ich in Favoriten in einer Pfarre, die wir Steyler Missionare betreuen. Seit 2020 bin ich wieder sehr gern bei meinen Brüdern in St. Gabriel und auch als Krankenhausseelsorger in Speising im Einsatz. Mein missionarisches Herz freut sich, dass ich zu den Leuten im Krankenhaus gehen kann. Ich bin offen für das, was sie mir erzählen, von ihrem Leid, auch ihre Kritik an der Kirche. Und dann versuche ich ihnen aufzuzeigen, dass es vielleicht auch noch eine andere Seite gibt, die sie noch nicht sehen.

Welche Herzenshaltung hat dir geholfen, dich immer wieder neu auf den Weg zu machen und einzulassen auf die Menschen?

Für mich war es immer schön, dass ich mich aufmachen durfte und neue Aufgaben bekommen habe. Wie Abraham, der aufbrach, wusste ich auch oft nicht genau, wo ich ankommen würde. Aber das machte nichts, weil ich weiß, dass ich mit dem Herrn unterwegs bin. Der, der ich bin, bin ich als Steyler Missionar und Ordensmann geworden.

Wie bist du durch schwierige Zeiten gekommen?

Drei Dinge waren mir immer wichtig: Erstens meine Jesus-Beziehung. Gebet, Stille, Eucharistie. Jesus ist mein guter Freund, sonst wäre ich nirgends hingegangen.

„Die Menschen in Argentinien haben mir gezeigt, was ein Leben im Glauben alles schaffen kann. Gemeinschaft wurde immer großgeschrieben.“

Hans Ettl

Zweitens meine Freunde, Männer und Frauen, einige unter den Steylern, aber nicht ausschließlich. Und drittens hat mir immer geholfen, dass mich die Aufgabe, die ich hatte, immer mehr gefreut als belastet hat.

Autor:
  • Sandra Lobnig
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