Gedanken zur Jugend

Entgegnung zu Arno Gerig
Ausgabe Nr. 25
  • Meinung
Autor:
Der Religionspädagoge Dominik Farthofer arbeitet gerne für die Junge Kirche der Erzdiözese Wien. ©privat

Dominik Farthofer ist Religionspädagoge und arbeitet für die Junge Kirche. Die Dienststelle der Erzdiözese Wien ist für alle tätig, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten.

Die Jugend braucht …“, „die Jugend muss ...“, „die Jugend denkt …“ Ich finde es immer schwierig, Menschen in Kategorien einzuteilen und – vermeintlich – zu wissen, was diese brauchen. Genauso, wie ich nicht weiß, was „die Männer“, „die Frauen“, „die 50- bis 60-Jährigen“ brauchen, möchte ich das auch nicht für Jugendliche behaupten. Dabei besteht nämlich immer die Gefahr, dass ich meine Wünsche, Werte, Normen, Sehnsüchte eben dieser Gruppe überstülpe. Weil ich in meiner Jugend gute Erfahrung mit dem Rosenkranzgebet gemacht habe, denke ich, dass es auch heutigen Jugendlichen so damit geht. Weil ich in meinem Umfeld viele Jugendliche wahrnehme, die in Bands spielen, denke ich, dass das wohl für alle Jugendlichen gelten wird.

Wir haben durch unsere kirchliche Tradition schon genug Himmel-Hölle-Dualismus, unsere Sicht auf die Bedürfnisse Jugendlicher sollte differenzierter sein, wir müssen die komplette Bandbreite junger Menschen betrachten, nicht nur unser persönliches Umfeld: Brauchen Jugendliche ein 40-stündiges Gebet in St. Rochus und eine Jugendvigil in Heiligenkreuz? Sicher. Sie brauchen diese zwei Beispiele genauso wie unzählige andere: ein Taizégebet, einen Minitag, eine Wallfahrt, ein Feuerfest, ein Sozialprojekt wie 72 h ohne Kompromiss, ein Pfingstfest, einen Lerneinsatz bei der Dreikönigsaktion, eine Pfarrgemeinderatssitzung, ein Grillfest, einen Discord-Server zum Plaudern und vieles mehr.

Als Kirche stehen wir vor der Herausforderung, die befreiende und starkmachende Botschaft des Evangeliums einer Zielgruppe anzubieten, die sich ihre Art, den Glauben zu leben, sehr selbstbewusst aussucht und sich nicht in Formen pressen lässt, die wir Erwachsene vorgeben. Wenn es schon eine allgemeine Aussage braucht, was Jugendliche brauchen, denke ich an die Predigt von Kardinal Schönborn bei der Priesterweihe und an die Pride vergangenen Samstag und meine: Jugendliche brauchen weniger „Ich weiß, was gut für dich ist“ und mehr uneingeschränkte Annahme ihrer selbst. Vielleicht können wir uns so dem hohen Anspruch nähern, allen Jugendlichen mit dieser „bedingungslosen Liebe, wirklich für alle“ (Zitat aus der Predigt) zu begegnen.

Der Kommentar drückt die persönliche Meinung des Autors aus!

Hier geht es zur genannten Meinung von Arno Gerig!

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Autor:
  • Dominik Farthofer
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