Für alle Danken?

Gedanken zum Sonntag – 22. Oktober
Ausgabe Nr. 42
  • Sonntag
Stacheldadraht in Herzform gebogen
Dankbarkeit kann harte Arbeit sein. ©Pixabay

Gedanken zum Evangelium von Sr. Notburga Maringele

29. Sonntag im Jahresreis, Lesejahr A – 22. Oktober

Beim Lesen des Textes bin ich am zweiten Vers hängen geblieben. Paulus dankt für alle Mitglieder der Gemeinde. Können wir das noch erweitern und überhaupt danken für alle Menschen, ohne Ausnahme? Auch für Nachbarn, die mich tyrannisieren oder Kolleginnen und Kollegen, die mich mobben? Auch für Diktatoren, Kriegstreiber, Mafiabosse und rücksichtslose Konzernchefs? Wenn ich Bilder sehe vom Hunger in Afrika, von Klimakatastrophen oder von der sinnlosen Zerstörung durch Kriege, erschrecke ich über meine Emotionen. Hasse ich die Menschen, die solches verursachen?

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Wenn solche Empfindungen in mir auftauchen, schaue ich sie mir an, aber in meinem Herzen möchte ich ihnen keinen Platz einräumen. Wie umgehen mit solchen Emotionen? Was hilft mir da? Ich denke zum Beispiel an Menschen, für die ich fast so etwas wie Abscheu empfinde, und stelle mir dann vor, wie Gott sie liebevoll anschaut. Schaut Gott Putin liebevoll an? Ich glaube ja, wie soll er denn anders, da er doch die Liebe ist. Liebe sucht sich nicht aus, wen sie lieben will und wen nicht. Sie leidet mit den Menschen in der Ukraine, sie leidet auch mit Putin. So kann ich nicht nur für die Menschen in der Ukraine beten, sondern auch für Putin, der von Gott geliebt ist. Ich kann beten für die Hungernden in Afrika und auch für die, welche diesen Hunger in Kauf nehmen oder gar verursachen. Das heißt aber nicht, dass ich mit deren Handeln einverstanden bin, denn auch Gott ist sicher nie mit Unrecht einverstanden. Das heißt auch nicht, dass ich nicht Widerstand leisten will gegen Ungerechtigkeit, aber ich will es tun ohne Hass, denn der vergiftet das Herz und das Leben.

1. Lesung Jesája 45,1.4–6

Dem menschlichen Größenwahn antwortet Gott: Ich bin der Herr und sonst niemand!

So spricht der Herr zu seinem Gesalbten, zu Kyrus: Ich habe ihn an seiner rechten Hand gefasst, um ihm Nationen zu unterwerfen; Könige entwaffne ich, um ihm Türen zu öffnen und kein Tor verschlossen zu halten: Um meines Knechtes Jakob willen, um Israels, meines Erwählten, willen habe ich dich bei deinem Namen gerufen; ich habe dir einen Ehrennamen gegeben, ohne dass du mich kanntest. Ich bin der Herr und sonst niemand; außer mir gibt es keinen Gott. Ich habe dir den Gürtel angelegt, ohne dass du mich kanntest, damit man vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Untergang erkennt, dass es außer mir keinen Gott gibt. Ich bin der Herr und sonst niemand.

2. Lesung 1 Thessalónicher 1,1–5b

Wir danken Gott für euch alle. Kann man wirklich für alle danken?

Paulus, Silvánus und Timótheus an die Kirche der Thessalónicher, die in Gott, dem Vater, und in Jesus Christus, dem Herrn, ist: Gnade sei mit euch und Friede! Wir danken Gott für euch alle, sooft wir in unseren Gebeten an euch denken; unablässig erinnern wir uns vor Gott, unserem Vater, an das Werk eures Glaubens, an die Mühe eurer Liebe und an die Standhaftigkeit eurer Hoffnung auf Jesus Christus, unseren Herrn. Wir wissen, von Gott geliebte Brüder und Schwestern, dass ihr erwählt seid. Denn unser Evangelium kam zu euch nicht im Wort allein, sondern auch mit Kraft und mit dem Heiligen Geist und mit voller Gewissheit.

Evangelium Matthäus 22,15–21

Gib nicht dem Kaiser, was Gott gehört!

In jener Zeit kamen die Pharisäer zusammen und beschlossen, Jesus mit einer Frage eine Falle zu stellen. Sie veranlassten ihre Jünger, zusammen mit den Anhängern des Herodes zu ihm zu gehen und zu sagen: Meister, wir wissen, dass du die Wahrheit sagst und wahrhaftig den Weg Gottes lehrst und auf niemanden Rücksicht nimmst, denn du siehst nicht auf die Person. Sag uns also: Was meinst du? Ist es erlaubt, dem Kaiser Steuer zu zahlen, oder nicht? Jesus aber erkannte ihre böse Absicht und sagte: Ihr Heuchler, warum versucht ihr mich? Zeigt mir die Münze, mit der ihr eure Steuern bezahlt! Da hielten sie ihm einen Denár hin. Er fragte sie: Wessen Bild und Aufschrift ist das? Sie antworteten ihm: Des Kaisers. Darauf sagte er zu ihnen: So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört!

Quelle: Lektionar für die Bistümer des deutschen Sprachgebiets. Authentische Ausgabe für den liturgischen Gebrauch. Band I: Die Sonntage und Festtage im Lesejahr A, Freiburg u. a. 2019. © staeko.net

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