Gott oder die Götzen?

Gedanken zum Sonntag – 29. Oktober
Ausgabe Nr. 43
  • Sonntag
Ein Sonnenuntergang im Hintergrund einen hügeligen Herbstlandschaft
Weite und Lebendigkeit sind uns verheißen, wenn wir uns Gott zuwenden. ©Pixabay

Gedanken zum Evangelium von Sr. Notburga Maringele

30. Sonntag im Jahresreis, Lesejahr A – 29. Oktober

Paulus gratuliert den Thessalonichern, dass sie sich von den Götzen zu Gott bekehrt haben. Was sind Götzen? Götzen an sich gibt es nicht. Die müssen wir uns selbst basteln. Gerade gute Dinge wie Gesundheit, Gestaltungswille, Leistungsbereitschaft, Besitzstreben usw. können zu Götzen werden, wenn wir uns ihnen ausliefern.

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So kann aus gesunder Leistungsbereitschaft und dem Streben nach Erfolg ein Götze werden, der uns zu Höchstleistungen treibt, ohne Rücksicht auf uns oder andere. Ein maßvolles Besitzstreben kann zu ungehemmter Gier verkommen, die uns antreibt wie ein Sklaventreiber. Der achtsame Umgang mit unserer Gesundheit kann zur Besessenheit werden, die uns alles andere vergessen lässt. Und eine gesunde Freude am Führen und Gestalten kann sich zur Machtgier entfalten, die uns über Leichen gehen lässt.

Gemeinsam ist allen Götzen, dass wir ihnen immer mehr Opfer bringen müssen. Ihre Verehrung macht uns immer kleiner, denn es zählt letztlich der Besitz, der Erfolg oder die Machtfülle, der Mensch als Person wird immer unwesentlicher. Nicht so, wenn wir den lebendigen Gott verehren: Er fordert keine Opfer, vielmehr opfert er sich für uns. Er führt uns ins Weite und macht uns groß, wie es in einem meiner Lieblingspsalmen heißt: Du neigst dich mir zu und machst mich groß. (Ps 18,36). So sind wir wirklich zu beglückwünschen, wenn wir uns von den Götzen zum lebendigen Gott bekehren. Und im Hinblick auf Allerheiligen: Nur Gott verheißt uns Leben über den Tod hinaus, während unsere Götzen im Grab vermodern.

1. Lesung Exodus 22,20–26

Gott hat ein offenes Ohr für den Klageschrei der Witwen, Waisen und Fremden.

So spricht der Herr: Einen Fremden sollst du nicht ausnützen oder ausbeuten, denn ihr selbst seid im Land Ägypten Fremde gewesen. Ihr sollt keine Witwe oder Waise ausnützen. Wenn du sie ausnützt und sie zu mir schreit, werde ich auf ihren Klageschrei hören. Mein Zorn wird entbrennen und ich werde euch mit dem Schwert umbringen, sodass eure Frauen zu Witwen und eure Söhne zu Waisen werden. Leihst du einem aus meinem Volk, einem Armen, der neben dir wohnt, Geld, dann sollst du dich gegen ihn nicht wie ein Gläubiger benehmen. Ihr sollt von ihm keinen Zins fordern. Nimmst du von einem Mitbürger den Mantel zum Pfand, dann sollst du ihn bis Sonnenuntergang zurückgeben; denn es ist seine einzige Decke, der Mantel, mit dem er seinen bloßen Leib bedeckt. Worin soll er sonst schlafen? Wenn er zu mir schreit, höre ich es, denn ich habe Mitleid.

2. Lesung 1 Thessalónicher 1,5C–10

Vertrauen wir dem lebendigen Gott oder liefern wir uns den Götzen aus?

Schwestern und Brüder!
Ihr wisst, wie wir bei euch aufgetreten sind, um euch zu gewinnen. Und ihr seid unserem Beispiel gefolgt und dem des Herrn; ihr habt das Wort trotz großer Bedrängnis mit der Freude aufgenommen, die der Heilige Geist gibt. So wurdet ihr ein Vorbild für alle Glaubenden in Mazedónien und in Acháia. Von euch aus ist das Wort des Herrn aber nicht nur nach Mazedónien und Acháia gedrungen, sondern überall ist euer Glaube an Gott bekannt geworden, sodass wir darüber nichts zu sagen brauchen. Denn man erzählt sich überall, welche Aufnahme wir bei euch gefunden haben und wie ihr euch von den Götzen zu Gott bekehrt habt, um dem lebendigen und wahren Gott zu dienen und seinen Sohn vom Himmel her zu erwarten, Jesus, den er von den Toten auferweckt hat und der uns dem kommenden Zorn entreißt.

Evangelium Matthäus 22,34–40

Liebe, und dann tu, was du willst! (Augustinus)

In jener Zeit, als die Pharisäer hörten, dass Jesus die Sadduzäer zum Schweigen gebracht hatte, kamen sie am selben Ort zusammen. Einer von ihnen, ein Gesetzeslehrer, wollte ihn versuchen und fragte ihn:
Meister, welches Gebot im Gesetz ist das wichtigste? Er antwortete ihm: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit deinem ganzen Denken. Das ist das wichtigste und erste Gebot. Ebenso wichtig ist das zweite: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. An diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten.

Quelle: Lektionar für die Bistümer des deutschen Sprachgebiets. Authentische Ausgabe für den liturgischen Gebrauch. Band I: Die Sonntage und Festtage im Lesejahr A, Freiburg u. a. 2019. © staeko.net

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