Frieden schließen

Meinung
Ausgabe Nr. 19
  • Meinung
Autor:
Mark Olsky
Mark Olsky meint, dass wir die Möglichkeiten nützen sollten, um Frieden und Freundschaften zu schließen. ©MKÖ/Alissar Najjar

Mark Olsky überlebte als Neugeborener das Konzentrationslager Mauthausen. Er hat die Verantwortung übernommen, der Holocaustleugnung entgegenzutreten. Wichtig ist ihm vor allem, dass die Möglichkeit genutzt wird, Frieden zu schließen.

 

Ich bin sehr stolz darauf, Amerikaner zu sein. Aber mein Geburtsort ist Österreich. Als ich 12 oder 13 Jahre alt war, sagte ich zu meiner Mutter: „Ich will alle Deutschen töten, die ich finden kann.“ Sie sagte: „Wenn du jemanden tötest, dann die Anständigen, denn die meisten von ihnen sind anständig.“ Und sie sagte: „Ja, sie haben uns viel genommen. Aber wenn du rachsüchtig wirst, dann haben sie dir deine Seele genommen.“

Werbung

Großteil der Familie starb im Holocaust

Lasst uns daraus lernen. Lasst uns auf und in dieser Welt weitermachen. Lasst uns mit denen befreundet sein, die bereit sind, unsere Freunde zu sein. Vor 80 Jahren, am 5. Mai 1945, wurde ich aus Mauthausen befreit. An diesem Tag kamen die amerikanischen Soldaten. Ich sage heute: „Ich bin ein Wiener.“

Ich bin stolz und glücklich, hier zu sein. Und ich freue mich einfach über die herzliche Freundschaft, die ich hier in Österreich seit Jahren erlebe. Vor 90 Jahren war Österreich auch ein wunderschönes Land voller wunderbarer Menschen. Vor ungefähr 85 Jahren änderte sich die Lage für einige Jahre grundlegend. Und ich hatte großes Glück. Der Großteil meiner Familie starb im Holocaust.

Solange ich lebe, habe ich daher die Verantwortung übernommen, der Holocaustleugnung entgegenzutreten.  Man muss die Dinge beim Namen nennen und sagen, was wirklich passiert ist. Der Holocaust geschah mit anständigen, normalen, guten Menschen, die Dinge taten, die nicht normal, nicht anständig waren. Weil man Menschen dazu überreden kann. Manchmal werden sie gezwungen, manchmal werden sie überzeugt.

Und heute? Mit dem Internet gibt es auch die Möglichkeit, Propaganda zu betreiben und sich im Stillen ohne öffentliche Aufmerksamkeit überzeugen zu lassen. Wir sollten also die Möglichkeiten nützen und allen eine Lehrstunde darin geben, Frieden zu schließen und Freundschaften zu schließen.

Der Kommentar drückt seine persönliche Meinung aus!

Schlagwörter
Autor:
  • Mark Olsky
Werbung

Neueste Beiträge

| Soziales
Advertorial

Mit Miina erhalten Sie schnell und unkompliziert genau die Unterstützung, die Sie im Alltag oder in Pflegesituationen benötigen.

| Wien und Niederösterreich
Ewald Huscava geht in Pension

Seit 2007 ist Ewald Huscava Domprediger im Stephansdom. Der Monsignore feierte 2025 nicht nur sein 40. Priesterjubiläum, sondern auch seinen Abschied als Prediger im Dom und als Pfarrvikar in der Donaucity-Kirche.

| Theologie
Die schönsten Konzilstexte – Teil 2

Der SONNTAG hat in seiner Serie die schönsten Konzilstexte für Sie gesammelt und veröffentlicht Sie wöchentlich.