Die moderne Kunst und der geheimnisvolle Ursprung der Sieben Todsünden

Ausstellung in Krems
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Jonathan Meese schuf eine malerische Reflexion über den Zorn.
Jonathan Meese schuf eine malerische Reflexion über
den Zorn.
©Kunstmeile Krems/eSel

Die Kunsthalle Krems präsentiert die Ausstellung "7 Todsünden: Aktuelle Kommentare", in der Werke von internationalen und österreichischen Künstlerinnen und Künstlern sowie Autorinnen und Autoren zusammenkommen. Die Beiträge zu den Sieben Todsünden werfen einen Blick auf gesellschaftsrelevante Themen, der kulturhistorische Kontext bleibt unbeleuchtet.

Die Sieben Todsünden bewegen und beschäftigen auch in einer säkularisierten Welt. Hochmut, Habgier, Wollust, Zorn, Völlerei, Neid und Trägheit sind auch heute im Zusammenleben in einer vielfältigen Gemeinschaft immer noch aktuell. Die Kunsthalle Krems versammelt für ihre aktuelle Ausstellung „7 Todsünden. Aktuelle Kommentare“ die Werke internationaler und österreichischer Kunstschaffender, Autorinnen und Autoren.
„Die sieben Todsünden regen zum Nachdenken über den Umgang mit moralischen Setzungen an und wie wir sie für uns interpretieren. Die Ausstellung bietet sinnliche Erlebnisse voller Diversität, verhandelt aber auch den moralischen Kanon als Impuls, über die eigene Haltung zu reflektieren“, erklärt der Kurator der Ausstellung, Andreas Hoffer.

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Habgier und Gewalt der Drogenkartelle

In ihrer Installation „Blowback/The Power“ von 2022 zeigt etwa Teresa Margolles ein silbrig glänzendes Abendkleid auf einer Kleiderpuppe vor dunklem Hintergrund. Erst bei näherer Auseinandersetzung mit der Luxus-Robe wird deutlich: Alle Strasssteine auf dem rechten Ärmel sind Glassplitter von Autoscheiben, die von einer Massenschießerei in Mexiko stammen. Am sogenannten Schwarzen Donnerstag, dem 18. Oktober 2019, scheiterte die mexikanische Nationalgarde im Kampf gegen ein mächtiges Drogenkartell – für Teresa Margolles ein Zeichen von Habgier und exzessiver Gewalt.
Die 13 eingeladenen Künstlerinnen und Künstler gingen frei und assoziativ an das Thema heran. Zu sehen sind Videos, Textcollagen, Fotografien und Gemälde u. a. von Jonathan Meese, Christa Biedermann, Ádám Dallos, Nathalie Djurberg & Hans Berg, Dan Perjovschi, Nedko Solakov. Literarische Beiträge stammen u. a. von Herta Müller, Juri Andruchowytsch und Michael Stavaric. Texte zu den Todsünden können im letzten Raum, dem „Gedankenraum“, via Kopfhörer angehört und reflektiert werden.

Sünden schwirren im geschichtslosen Raum

Was der Ausstellung abgeht, ist der kulturhistorische Hintergrund, der bei den Sieben Todsünden umfassend, spannend und vielfältig wäre. Das Konzept der Sieben Todsünden gehört dem immer noch in vielen Bereichen christlich geprägten kollektiven Gedächtnis an. Dass aus diesem Universum, dem einst Breugel, Bosch und Dürer angehörten, nicht geschöpft wurde, ist schade. Zu groß könnte die Scheu gewesen sein, mit dem Begriff „Sünde“ in die Nähe der in früheren Zeiten moralpredigenden Kirche zu geraten. Auch eine Betrachtung des Wandels der Bedeutung der Sieben Todsünden findet daher nicht statt.

Autor:
  • Portraitfoto von Agathe Lauber-Gansterer
    Agathe Lauber-Gansterer
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