Die Farben von Weihnachten

Von der Erbschuld zur Erlösung
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Christbaum mit roter Weihnachtskugel
Grün und Rot sind die Farben der Weihnacht. ©iStock
Eva reicht Adam die Frucht der Erkenntnis.
Der 24. Dezember ist der Gedenktag von Adam und Eva. Dem „Paradiesspiel“ über den Sündenfall folgte im Mittelalter am 25. Dezember das Spiel zur Geburt des Erlösers. ©Wikimedia Commons
junge Frau mit Christbaum zu Weihnachten
Der grüne Christbaum ist untrennbar mit Weihnachten verbunden – aus den Äpfeln wurden später rote Kugeln. ©iStock

Unweigerlich assoziieren wir – allen Deko-Modetrends zum Trotz – mit Weihnachten die Farben Rot und Grün. Warum das so ist, welches uralte Brauchtum und welche theologische Bedeutung dahinterstecken, erzählt uns Manfred Becker-Huberti, Theologe und Buchautor.

Grüne Tannen- oder Mistelzweige, rote Kugeln, Kerzen und Schleifchen: Gerne umgeben wir uns mit solchem Aufputz in der Weihnachtszeit. Die Farben Rot und Grün lösen in den meisten von uns auf diese Weise ein „tiefes Gefühl“ von Weihnachten aus. Warum ist das so? „Grün und Rot sind die Farben der Weihnacht. Das Grün symbolisiert das Wiedererwachen des Lebens und ist ein uraltes Signal, das es schon in vorchristlicher Zeit gab“, erzählt der römisch-katholische Theologe Manfred Becker-Huberti im Gespräch mit dem SONNTAG.

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Wiedererwachen des Lebens

Die besondere Verbindung von Grün mit der Weihnachtszeit habe ihre Ursprünge im bäuerlichen Arbeitsjahr, so Becker-Huberti: „Die Bauern haben früher, wenn sie die Feldarbeit beendeten, ein Karrenrad abmontiert und am Scheunentor angebracht als Zeichen dafür, dass keine Feldarbeit mehr gemacht wurde. Sie haben dieses Rad mit Grün umrankt, um darauf hinzuweisen: Das Leben kommt wieder“, führt der Experte für katholisches Brauchtum aus. „Dieses Rad der Bauern könnte auch die Inspiration für Pastor Johann Hinrich Wichern gewesen sein, der den Adventskranz erfunden hat. Er hat ein Karrenrad genommen, grün umwunden, und hat darauf die Kerzen gesetzt, die dann den Zeitablauf zeigen sollten.“

Die Farbe Grün komme aber zu Weihnachten noch auf eine andere Art und Weise ins Spiel: „Vor der Mette wurden Spiele in der Kirche aufgeführt. Da viele Menschen nicht lesen und schreiben konnten, versuchte man ihnen durch Spiele den Inhalt der Feste zu vermitteln.“ Da der 24. Dezember der Gedenktag von Adam und Eva ist, gelangte an diesem Tag im Mittelalter das „Paradiesspiel“ in den Kirchen zur Aufführung. In diesem wurde die Vertreibung Adam und Evas aus dem Paradies nachgespielt. Dazu brauchte man einen Baum und eine Frucht. „Der Baum war meistens eine Tanne, Fichte, Eibe oder Ähnliches. Alles, was grün war, konnte benutzt werden. Und da wurden rote kleine Äpfelchen drangehängt“, erzählt Manfred Becker-Huberti. „Da nach biblischer Erzählung Eva eine Frucht an Adam reicht, wurde hierfür nördlich der Alpen ein Apfel genommen. Südlich der Alpen war es in der Regel eine Feige.“

Der Apfel steht für Erbschuld und Erlösung

Dem Apfel kam in den mittelalterlichen Kirchenspielen eine doppelte Bedeutung zu: „Der Apfel ist Kennzeichen für die Erbschuld und er ist gleichzeitig Kennzeichen für die Erlösung. Denn in der Hand der neuen Eva, der Maria, die diesen roten Apfel weiterreicht an das Jesuskind, wird dieser Apfel zur Bitte um die Erlösung, also ein doppeltes Signal.“

Hinter den Farben Rot und Grün stehe für uns Christen eine tiefe Bedeutung, sagt der Theologe: „Weil nämlich der rote Apfel das Zeichen für die ersehnte Erlösung ist. Dieses hängt an dem Baum, der das Leben und die Wiedergeburt des Lebens zeigt, also die Wiederversöhnung mit Gott. Genau das ist die zentrale Botschaft von Weihnachten, die eben durch diese Farben ausgedrückt wird.“

Warum sind die Farben von Weihnachten für uns wichtig? „Sie sind nonverbale Kommunikation. Farben nennen sich nicht beim Namen. Das Bild gibt intuitiv einen Hintergrund frei, den wir im Hinterkopf haben. Wir haben uns alle irgendwann einmal mit diesen Dingen beschäftigt.

Mittelalterliches Paradiesspiel

Dass der Christbaum grün zu sein hat zu Weihnachten, wissen wir alle. Der grüne Christbaum ist eben nicht von irgendwem da hingesetzt worden, sondern durch die Volksfrömmigkeit entstand dieses Paradiesspiel. Daraus entwickelte sich, dass eben dieser grüne Baum beim Krippenspiel auch noch dastand. Auf diese Art und Weise wurde der grüne Baum zum Kennzeichen von Weihnachten.“

Bis heute ist der grüne Christbaum, selbst wenn er aus Kunststoff ist, untrennbar mit Weihnachten verbunden. Aus den roten Äpfelchen entwickelten sich später die roten Christbaumkugeln. „Auch wenn es heute viele Modefarben rund um den Christbaumschmuck gibt – Violett fand ich da besonders merkwürdig – bleiben Rot und Grün die eigentlichen Farben der Weihnacht.“

Autor:
  • Portraitfoto von Agathe Lauber-Gansterer
    Agathe Lauber-Gansterer
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