Die Augustiner und ihr Bier
Meinung
Salzburger kennen „ihr“ Augustiner Bräu, das ohne Bezug zum Orden, aber mit Hinweis auf seine Adresse oft „Müllner Bräu“ genannt wird. Im Stadtteil Mülln nämlich gab es seit der Mitte des 14. Jahrhunderts ein Kollegiatsstift, das zu Beginn des 17. Jahrhunderts in ziemlich schlechtem Zustand war – woraufhin Fürsterzbischof Wolf Dietrich von Raitenau im Jahr 1605 dem Generalvikar der Augustiner-Eremiten, Felix Milensius, angeboten hat, in Mülln ein neues Kloster zu gründen. Es war von Anfang an das zweitgrößte in der bayerischen Ordensprovinz – und es brauchte eine solide Finanzierung, für die die Erträge einer Brauerei sorgen sollte. Diese wurde 1621 errichtet, ganz nach dem Vorbild des Stammhauses in München.
Das Münchner Augustiner Bräu
Dort war 1327 ein klösterliches Brauhaus gegründet worden – dieses Münchner Augustiner Bräu ist die älteste kommerzielle Braustätte der bayerischen Landeshauptstadt. Allerdings wurde sie im Zuge der Säkularisierung im Oktober 1803 dem Orden entzogen, verpachtet und schließlich verkauft. Heute gehört die Münchner Augustiner Brauerei zur Hälfte der Edith-Haberland-Wagner-Stiftung, deren Stiftungszweck nicht nur der Betrieb der Brauerei, sondern auch Traditionspflege und Mildtätigkeit ist – man sagt in München, der erste Schluck Augustiner Bier tue wohl, der zweite sei wohltätig. Mit 1,45 Millionen Hektolitern ist Augustiner still und leise (traditionell wird keine klassische Werbung betrieben) zur elftgrößten deutschen Brauerei aufgestiegen – und sie betreibt auch mehrere eigene Gastronomiebetriebe in Österreich. Diese gehören (Stichwort: Traditionspflege) zu den Aushängeschildern der Biergastronomie am jeweiligen Standort.
"Goldene Kugel" in Salzburg
Verwechslungen nicht ausgeschlossen: In der Salzburger Altstadt wird in der Goldenen Kugel Augustiner Bier aus München und eben nicht aus dem nahen Mülln ausgeschenkt. Trost für die Müllner: Sie haben nicht nur die größte Bierhalle Österreichs, sondern auch einen der größten Biergärten. Doch der bescheiden „Bräustüberl“ genannte Großbetrieb gehört schon seit 1835 nicht mehr dem Augustiner Orden; Mehrheitseigentümer ist vielmehr (mit einer Unterbrechung durch die Nazi-Diktatur) das Benediktinerstift Michaelbeuern.
Klosterbrauerei Stift Schlägl
Und noch eine österreichische Brauerei hat Bezug zum Heiligen Augustinus: Das Prämonstratenser Stift Schlägl betreibt Österreichs größte Klosterbrauerei – und die Prämonstratenser leben nach der Regel des Heiligen Augustinus. Welches der Biere der Heilige Vater bevorzugt, ist nicht überliefert.
Zur Person:
Conrad Seidl (66) ist der führende Bierexperte Österreichs. Er wird auch als Bierpapst betitelt.
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