Das Ziel: die Freundschaft mit Jesus Christus

Der bücherschreibende Papst
Ausgabe Nr. 1
  • Papst
Autor:
Papst Benedikt XVI. schrieb drei Jesus-Bücher.
Amtsgeschäfte und Vorlieben: Papst Benedikt XVI. schrieb immer dienstags an seinen drei Jesus-Büchern.
Papst-Kenner: Univ.-Prof. Jan-Heiner Tück lehrt Dogmatische Theologie an der Universität Wien.
©Rolf Haid / EPA / picturedesk.com; Universität Wien

Schon als Theologe hat Joseph Ratzinger viel veröffentlicht. Als Papst Benedikt XVI. schrieb er drei Jesus-Bücher. Dogmatik-Professor Jan-Heiner Tück über den Theologen auf der Kathedra Petri.

Was ist die bleibende Botschaft von Papst Benedikt XVI. für uns und an die Kirche?

JAN-HEINER TÜCK: Papst Benedikt XVI. hat die Kirche immer wieder an die Grundlagen des Glaubens erinnert. Er sah ihre vorrangige Aufgabe darin, angesichts der fortschreitenden Glaubenserosion wirksame Impulse gegen die Gottes- und Christusvergessenheit zu setzen. Im Zentrum des christlichen Glaubens aber steht ein Gott, der in Jesus von Nazareth sein Antlitz gezeigt hat, der ansprechbar ist, der die Freundschaft mit den Menschen gesucht hat und den Verlorenen nachgegangen ist. Die Kirche wird ihrer Bestimmung in dem Maße gerecht, als sie sich auf Gestalt und Botschaft Jesu rückbesinnt, was auch die Jesus-Bücher des Papstes unterstreichen.

Was schätzen Sie an dem Theologen Joseph Ratzinger?

Formal zunächst die Klarheit der Gedankenführung, die rhetorische Brillanz, und inhaltlich, dass er eigentlich immer die zentralen Dimensionen des Glaubens in den Blick genommen hat. Ratzinger war ein Theologe, der für die institutionellen Gesichtspunkte der Kirche wohl ein weniger scharf ausgebildetes Sensorium hatte (obwohl er auch zu Strukturfragen Wichtiges publiziert hat). Sein Ansatz bestand eher darin, Krisenbewältigung durch vertiefte Reflexion auf den Glauben vorzunehmen. Darin sehe ich auch die Bedeutung des Pontifikats Benedikts XVI., im Stimmengewirr unserer Tage das unterscheidend Christliche herauszuarbeiten und die inhaltliche Dimension des Glaubens zu betonen. 

Welche geistliche Kraft haben die drei „Jesus“-Bücher des Papstes?

Sie liegt darin, dass sie Jesus von Nazareth nicht nur als eine Figur der Vergangenheit schildern, sondern versuchen, Jesus  als eine Gestalt zu zeichnen, die auch heute orientierende Kraft vermittelt und im Glauben gegenwärtig ist. Aus diesem spirituellen Interesse folgt der methodische Ansatz, nicht bei der historischen Rekonstruktion stehen zu bleiben, sondern ganz im Sinne des Konzils (Offenbarungskonstitution 12) auch eine theologische Ausdeutung vorzulegen, die das lebendige Gedächtnis der Kirche miteinbezieht. Diese mystagogische Absicht, in die Freundschaft mit Christus einzuführen, ist ein leitendes Motiv, was auch zu einer spirituellen Vertiefung des Glaubens beitragen sollte.

...und die drei Enzykliken?

Die beiden Enzykliken – über die Liebe und über die Hoffnung – beleuchten neu die Grundworte des Glaubens. In der Enzyklika über die Liebe („Deus caritas est“) wird der abendländische Diskurs über die Liebe aufgenommen. Es wird deutlich gemacht, dass das Christentum keineswegs – wie Nietzsche unterstellt hat – den Eros vergiftet hat, sondern dass zur richtig verstandenen Form von Liebe immer die Leibdimension dazugehört und dass Eros, Agape und Philia in einem Wechselverhältnis zu sehen sind. Und die Enzyklika über die Hoffnung („Spe salvi“) hat gegenüber Resignationstendenzen die unverwechselbare Hoffnung des Christentums ins Gedächtnis gerufen, dass die Geschichte am Ende nicht in einem Ozeans des Nichts einmündet, sondern in die rettende, aufrichtende Begegnung mit Gott selbst, der die Geschichte bei all ihren Abgründen richten wird. Aber anders als es eine Drohpastoral wahrhaben will, braucht der Mensch vor dem Gericht keine Angst zu haben, weil die Wahrheit, die uns richtet – Christus –, aufgebrochen ist, um uns zu retten.

Autor:
  • Stefan Kronthaler

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