Das Geheimnis der Weihnachtskrippen

Kardinal Schönborn ganz persönlich
Exklusiv nur Online
  • Meinung
Autor:
Mann sieht sich Krippe im Schaufenster an
Kardinal Schönborn: "Das Kind in der Krippe ist ja Gottes Sohn. Gott selber hat sich klein gemacht und ist unter uns in großer Armut erschienen. Dieses Geheimnis bewegt die Herzen."
©Michael Gruber/EXPA/picturedesk.com

Es ist ein schönes Bild, wenn sich in den Weihnachtstagen die Menschen um die Krippe versammeln.

In vielen Häusern steht unter dem Christbaum eine Krippe. Oft ein ganzer Miniatur-Stall, manchmal sogar mit ein bisschen Landschaft drum herum. Wie viel Liebe und Sorgfalt wird drauf verwendet, dass alles so ist, wie es sich gehört, dass die Figuren richtig stehen und der Stern nicht schief hängt! 

Vor einigen Jahren beobachtete ich zwei Arbeiter in einem Gästehaus in Rom. Sie gruben keinen Graben, reparierten nicht irgendwelche Rohre. Sie bauten eine Krippe. Mit großem Ernst.

Werbung

Woher diese Begeisterung für die Krippe?

Alles begann mit Franziskus, dem Heiligen von Assisi. 1223 ließ er zum ersten Mal das Weihnachtsevangelium als „lebende Krippe“ darstellen. Was Franziskus bewog, sich so in das Geschehen der Nacht von Bethlehem hineinzudenken, hatte einen tieferen Grund: Das Kind in der Krippe ist ja Gottes Sohn. Gott selber hat sich klein gemacht und ist unter uns in großer Armut erschienen. Dieses Geheimnis bewegt die Herzen.

Zu Weihnachten feiern wir kein leeres Ritual, sondern lebendige Wirklichkeit. Das ist der wahre Grund der Weihnachtsfreude. Ich sah sie auf den Gesichtern der beiden Krippenbauer leuchten.

Um die Krippe versammelt

Es ist ein schönes Bild, dass sich in den Weihnachtstagen die Menschen um die Krippe versammeln, dass oft auch die Verwandtschaft dazukommt. Ganz in der Mitte ist dann das Jesuskind, um ihn herum Maria und Josef, dann kommen die Hirten. Und rund um diese Krippenfiguren die Menschen aus „Fleisch und Blut“: Vater, Mutter, Kinder… In einem weiteren Kreis die Großfamilie: Großeltern, Onkel, Tanten, Cousins und Cousinen. So versammelt sich in diesen Tagen die ganze „weitere Verwandtschaft“ Jesu, nämlich alle Christen, um die Krippe und um den Heiland, der in ihr liegt.

Wir sind eine große, sehr große Familie. Leider gibt es aber in den Familien auch Spannungen, in Kleinfamilien, in Großfamilien, in der Kirche und in der ganzen Menschheitsfamilie. Gerade auch zu Weihnachten, wo Wunsch und Realität oft so schmerzhaft auseinanderklaffen. 

Hoffnung und Ermutigung

Meine Hoffnung und Ermutigung für uns alle zu Weihnachten ist: dass es uns gelingt, sich wirklich im Blick auf die Krippe zu versammeln. Mit Blick auf das Kind, das da in Windeln gewickelt liegt – und die Welt verwandelt. Das Kind, in dem das Angesicht Gottes aufleuchtet. Bleiben wir oft vor diesem Kind stehen und sprechen wir mit ihm. Zwei, drei kurze Sätze, Stoßseufzer, Bitten. Gott hört uns! Vielleicht nehmen dann die Spannungen ab, und der Friede zu. Vielleicht finden wir so die Kraft, füreinander zu beten. Gerade auch für die, die uns am meisten auf die Nerven gehen.

Autor:
  • Kardinal Christoph Schönborn
Werbung

Neueste Beiträge

Advertorial
Advent- und Weihnachtszeit
Kunst und Kirche

Wer für Advent und Weihnachten auf der Suche nach Dingen ist, die nicht nur das Herz erfreuen, sondern auch die Sehnsucht nach Tiefe stillen, ist bei „Kunst und Kirche“, dem Fachgeschäft für religiöses Kunsthandwerk und Kultur am Stephansplatz genau richtig.

| Spiritualität
Himmel und Erde

Am 23. November erscheint es: Unser Weihnachtsmagazin 2025 mit dem Titel "Mehr Licht". Dieses Jahr steht unser "Himmel & Erde"-Magazin ganz im Zeichen des Ehrenamtes.

| Wien und Niederösterreich
Zum „Ordenstag“ in Wien

Sie sind eine der großen Ordensfamilien weltweit: die Benediktinerinnen und Benediktiner. Seit rund 1.500 Jahren orientieren sie sich an der Regel des heiligen Benedikt, des großen abendländischen Mönchsvaters. Jeremias Schröder, als Abtprimas der weltweit ranghöchste Benediktiner, im Gespräch.