Grundpfeiler im Leben

Bekenntnis zum Glauben
Ausgabe Nr. 21
  • Meinung
Autor:
Seine Studentenverbindungen sind für Martin Vácha der Ort, Kraft zu tanken. ©privat

Martin Vácha (50) aus Ebreichsdorf ist Mitglied in drei Studentenverbindungen und plant, eine neue Mittelschülerverbindung zu gründen. Welchen Stellenwert haben die Prinzipien, insbesondere die „Religio“, das Bekenntnis zum Glauben, in seinem Leben?

Martin Vácha ist ein ‚Spätberufener‘. Erst mit über dreißig ist der Professor für Gesang an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien Sänger und Couleurstudent geworden – im Cartellverband bei der Alpenland, bei der freien Verbindung Merkenstein, in der Damen und Herren aufgenommen werden, und in der katholischen Landsmannschaft Maximiliana.

Herr Vácha, Sie sind in drei Studentenverbindungen aktiv. Warum dieses intensive Engagement?

In einer Studentenverbindung schaut man über den eigenen fachlichen Tellerrand hinaus, man wird mit Werten konfrontiert, mit denen man sich auch kritisch auseinandersetzt. Die vier Prinzipien Religio, Scientia, Patria und Amicitia sind dabei sehr wichtig. Das kann man verzopft, aber auch motivierend finden. Patria zum Beispiel als Engagement für Staat und Gesellschaft, die Amicitia als Freundschaftspflege. Studentenverbindungen sind für viele eine ungewöhnliche Form, Gemeinschaft und Glauben zu leben, für mich sind sie ein Ort, um mich wieder energetisch aufzuladen.

Welche Traditionen können auf Außenstehende ungewöhnlich wirken? Und welche Bedeutung haben sie?

Ungewöhnlich sind ganz bestimmt die vielen Symbole und Riten, die zum Teil Jahrhunderte alt sind. Einiges hat sich verändert, manches nicht, wie der Ablauf einer Kneipe, unserer studentischen Feier. Wir beginnen immer mit dem ‚Ersten Allgemeinen‘ Gaudeamus igitur, im sogenannten ‚Letzten Allgemeinen‘ wird die eigene Verbindungsstrophe stehend gesungen. Eine lange Tradition hat auch das verbriefte Du-Wort, das quer durch alle Generationen gilt. Rituale haben eine unglaubliche Kraft und stärken die Gemeinschaft.

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Sie haben vor, eine ganz neue Verbindung zu gründen.

Diese Idee ist in unserem regionalen Karteller-Stammtisch entstanden. In Unterwaltersdorf, einem Ortsteil von Ebreichsdorf, gibt es ein Gymnasium, wo wir eine Mittelschülerverbindung initiieren möchten. Unsere Wertvorstellungen und Traditionen, für die wir eine große Leidenschaft haben, möchten wir an die Jugendlichen weitergeben.

Meinem Glaubensleben haben die Verbindungen einen Push gegeben.

Martin Vácha

Die ‚Religio‘ ist einer der Grundpfeiler in katholischen Studentenverbindungen. Spielen Glaube und Kirche im Verbindungsalltag tatsächlich eine so wichtige Rolle?

Auf jeden Fall, die ‚Religio‘ wird sehr ernst genommen. Ich habe etwa noch sehr lebendig einen Studenten in Erinnerung, der ohne religiöses Bekenntnis aufgewachsen ist und sich dem Glauben zugewendet hat. Um 18 Uhr wurde er getauft und gefirmt, eineinhalb Stunden später in die Verbindung aufgenommen. Er ließ sich nicht taufen, um in der Verbindung einen Platz zu ergattern, sondern aus Überzeugung. Auch meinem Glaubensleben haben die Verbindungen einen Push gegeben. Die Verbindung erinnert einen immer wieder an die christliche Botschaft und regt zur kritischen Auseinandersetzung mit den Fragen der Zeit an. Verschiedene Meinungen sind immer erwünscht.

Welche Rolle spielt für Sie als Universitätsprofessor das Prinzip ‚Scientia‘? Wie vereinbaren Sie Wissenschaft, Bildung und Glauben?

Ich bin der Meinung, dass Universitäten und Schulen Orte des freien Denkens und des Diskurses sein sollen, es aber nur eingeschränkt sind, weil viel Ideologie hineinverpackt wird. Um am Diskurs teilnehmen zu können, braucht es eine eigene Meinung. Diese wiederum soll auf einer soliden Wertebasis stehen. Um genau diese Basis geht es in den Studentenverbindungen. Ich selbst stehe auf einem Wertefundament, habe aber nicht den Anspruch, dieses anderen aufs Auge zu drücken.

Autor:
  • Sandra Lobnig
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