„Wir dürfen uns nicht an den Krieg gewöhnen“

Solidarität mit der Ukraine
Ausgabe Nr. 8
  • Weltkirche
Autor:
Das Lichtermeer vor dem Dom als Zeichen der Solidarität zur Ukraine. ©Erzdiözese Wien/Stephan Schönlaub
Botschafter Arad Benkö, Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk und Ostkirchen-Generalvikar Yuriy Kolasa
Neun Rettungswägen aus Österreich sind am 18. Februar 2023 in Kiew angekommen und von Großerzbischof Schewtschuk gesegnet worden. Botschafter Arad Benkö, Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk und Ostkirchen-Generalvikar Yuriy Kolasa. ©Tagespost/Stephan Baier

Generalvikar Yuriy Kolasa, zuständig für die katholischen Ostkirchen in Österreich, war im Auftrag von Kardinal Christoph Schönborn auf einem Solidaritätsbesuch in der Ukraine.

Ich habe noch mehr den Eindruck gewonnen, dass die Ukraine das Opfer eines Krieges gegen die Zivilbevölkerung ist“, sagt Generalvikar Yuriy Kolasa im Rahmen seines Solidaritätsbesuchs. Der SONNTAG sprach mit Kolasa telefonisch in Lemberg, bevor der Generalvikar wieder nach Wien zurückkehrte. Vor einem Jahr, am 24. Februar 2022, hatte Russland den Krieg gegen die Ukraine mit einer Invasion in der Ostukraine begonnen. „Ich habe so viele traumatisierte Menschen angetroffen. Denn alle Menschen in der Ukraine sind betroffen, Männer, Frauen, Kinder“, betont Kolasa: „Die Menschen leben ständig in Angst und Verzweiflung. Sie verstehen nicht, warum dieser Krieg gegen die Zivilbevölkerung geführt wird.“

So werde auch die Infrastruktur „täglich beschossen und zerstört“. „Ständige Stromausfälle bedeuten sehr oft keine Heizung“, sagt Kolasa. Die griechisch-katholische und die römisch-katholische Kirche in der Ukraine hätten sehr wichtige Aufgaben. „Sie leisten zum einen konkrete humanitäre Nothilfe“, unterstreicht Kolasa: „Zum anderen richten die beiden Kirchen Zentren ein, um den traumatisierten Menschen helfen zu können, wo diese Menschen geistlich und psychisch begleitet werden.“

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Wie wir weiterhin helfen können

Was wir in Österreich noch immer tun können? „Ich verstehe schon, dass weltweit ein großer Bedarf an Hilfe besteht“, betont Kolasa: „Für die Ukraine ist nach wie vor die humanitäre Hilfe sehr wichtig, also Lebensmittel, Medikamente, Kleidung.“ Viele würden aus den Grenzgebieten zu Russland in das Landesinnere flüchten. „Sehr wichtig ist weiters das Gebet für den Frieden“, betont der Generalvikar: „Entscheidend ist auch eine klare Stellungnahme für die Ukraine. Es ist für die Menschen gerade in den von Russland besetzten Gebieten sehr wichtig zu wissen, dass sie nicht vergessen sind. Das gibt diesen Menschen Kraft und Hoffnung, um überleben zu können. Wir dürfen uns in Österreich einfach nicht an den Krieg gewöhnen.“ Millionen Kinder wurden bis heute durch die anhaltenden Kämpfe gewaltsam vertrieben, viele benötigen eine medizinische Behandlung. „Unzählige Kinder sind traumatisiert“, unterstreicht Kolasa: „In manchen Gegenden müssen die Schüler und Schülerinnen fast täglich bei Luftalarm in die Keller gebracht werden, das traumatisiert sie, sie haben ständig Angst. In den Gebieten, in denen gekämpft wird, haben die Kinder keine Möglichkeit, eine Schule zu besuchen.“

Zur katholischen Kirche gehören neben der Kirche des lateinischen (römischen) Ritus 23 Kirchen eigenen Rechts, die unterschiedliche östliche Liturgietraditionen bewahrt haben. Die griechisch-katholische Kirche der Ukraine ist mit 4,3 Millionen Gläubigen die größte unter ihnen. In Liturgie und Spiritualität folgt sie der byzantinischen Tradition. Heute gehören Gläubige aus 13 katholischen Ostkirchen zum Ordinariat für die katholischen Ostkirchen in Österreich. An ihrer Spitze steht Kardinal Christoph Schönborn als Ordinarius, ihm zur Seite der aus Lemberg stammende Generalvikar Yuriy Kolasa.

Autor:
  • Stefan Kronthaler
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