Vom Buddhismus in die Kirche

Konvertiert
Ausgabe Nr. 28
  • Meinung
Autor:
Die kirchliche Idee von Ehe und Familie ist einer der vielen Aspekte des Christentums, der Reinhard Sypal besonders gefällt. ©privat

Eigentlich wollte Reinhard Sypal (27) aus Wiener Neustadt dem Pfarrer erklären, was für einen Blödsinn er glaubt. Dann kam es ganz anders.

Reinhard, was Spiritualität betrifft, hast du bereits in jungen Jahren schon viel Erfahrung gesammelt – allerdings nicht in der katholischen Kirche.

In meinem Umfeld hatte niemand etwas mit der Kirche zu tun. Meine Mutter hat aber viele spirituelle Dinge ausprobiert. Mit ihr bin ich auf esoterische Kurse gefahren, später hat mich der Buddhismus stark angezogen. In der Oberstufe habe ich sehr viel Zeit mit Meditation verbracht und war mir lange sicher, dass das mein Weg ist. Aber irgendwann hat mir was gefehlt.

Was war das?

Im Buddhismus ist das große Ziel die Auflösung der Person im Nirvana, das Nichts. Vor allem während des Bundesheers, einer Zeit, in der ich oft durchbeißen musste, habe ich mich gefragt, was denn der Sinn im Leben ist. Dazu kam, dass ich damals schon mit meiner jetzigen Frau zusammen war und mir klar war, dass ich sie unbedingt heiraten möchte. Ich wollte ein anderes Familienbild an die nächste Generation weitergeben, als ich es selbst erfahren habe. Ich selbst bin ohne Vater aufgewachsen, das hat was mit mir gemacht – meine Kinder sollten das anders erleben.

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Ihr habt euch verlobt und überlegt, kirchlich zu heiraten. Warum?

Ist man mal verlobt, hört man von allen Seiten: ‚Aber heiraten werdet ihr schon in der Kirche, oder?‘ Und das von Leuten, die selbst nie in die Kirche gehen. Mein Glück war, dass ich damals auch Freunde hatte, die mir das allererste Mal auch Positives über die Kirche erzählt haben. Also haben meine Frau und ich beschlossen, den Pfarrer zu treffen. Ich hatte vor, ihm bei unserem Gespräch zu erklären, was für ein Blödsinn es ist, was Christen glauben. Zugleich war ich aber auch neugierig. Schließlich war es so, dass der Pfarrer mir auf liebevolle Art erklärt hat, wie viel besser es ist, an das Sein zu glauben als an das Nichts. Und er hat mir den Jugendkatechismus mitgegeben.

Den du gleich gelesen hast.

Dabei habe ich gemerkt, wie wenig ich eigentlich darüber weiß, was die Kirche lehrt. Und wie schön das ist, zum Beispiel wie schön die kirchliche Idee von Ehe und von Familie ist. Fasziniert hat mich auch, dass es im Christentum um eine Person geht. In der Esoterik hat man mit Energien zu tun, im Buddhismus schaut man auf sich und den eigenen Geist. Im Christentum hingegen tritt man mit Gott persönlich in Beziehung. Ich kann ihn jeden Tag in der Kirche besuchen und ihm natürlich überall begegnen. So eine tiefe Gotteserfahrung habe ich sonst nirgends erlebt. Ich habe mich taufen lassen und meine Frau und ich haben kirchlich geheiratet.

„Ich kann Gott jeden Tag in der Kirche besuchen und ihm überall begegnen.“

Reinhard Sypal

Du hast durch den Glauben auch wieder Kontakt mit deinem Vater aufgenommen, den du viele Jahre nicht gesehen hast. Wie kam das?

Ich habe mir kurz nach meiner Taufe angewöhnt, jeden Tag den Rosenkranz zu beten. Wenn man täglich mit Andacht die Worte ‚wie auch wir vergeben unseren Schuldigern‘ wiederholt, macht das was mit einem. Ich habe ihn kontaktiert, und heute vertragen wir uns super.

Was hat deine Mutter dazu gesagt, dass du Christ geworden bist?

Recht war es ihr nicht, und wir haben am Anfang ein paar Mal miteinander diskutiert. Aber da sie ein sehr liberaler Mensch ist, hat sie irgendwann gemeint: Na gut, es ist dein Weg.

Autor:
  • Sandra Lobnig
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