Vollkommenheit beginnt im Alltag

Sommerbrief
Ausgabe Nr. 34
  • Meinung
Autor:
Das sind seine Gedanken zum Thema Vollkommenheit.
Kardinal John Henry Newman (1801–1890): Der Heilige konvertierte 1845 zur römisch-katholischen Kirche. Das sind seine Gedanken zum Thema Vollkommenheit. ©Gisbert Greshake/Josef Weismayer

In unseren Sommerbriefen lassen wir über die Sommermonate wieder bekannte Persönlichkeiten zu Wort kommen. Diesmal ist es Kardinal John Henry Newman über das Thema Vollkommenheit. Der Heilige konvertierte 1845 zur römisch-katholischen Kirche.

Aus den „Oratory Papers“ („Oratorianische Schriften“): Heilige Menschen pflegen zu sagen, dass wir in unserem Streben nach Vollkommenheit nicht mehr zu tun brauchen, als die gewöhnlichen Alltagspflichten gut zu verrichten. Dies ist eine kurze Regel zur Erlangung der Vollkommenheit, kurz, nicht weil sie einfach wäre, sondern weil sie praktisch und verständlich ist. Es gibt im Grunde keine kurzen Wege, die zur Vollkommenheit führen, aber es gibt sichere Wege. 

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Ideen über Vollkommenheit

Meines Erachtens ist das eine Regel, die von großem praktischem Nutzen sein kann für Menschen wie uns, die versprochen haben, nach Vollkommenheit zu streben. Es ist leicht, irgendwelche verschwommenen Ideen über die Vollkommenheit zu haben, die im Grunde nur dazu dienen, um darüber zu diskutieren, wenn man nicht die Absicht hat, sie anzustreben. 

Ist Vollkommenheit nur die Erfüllung täglicher Pflichten?

Demnach ist derjenige vollkommen, der sein Tagwerk vollkommen vollbringt. Und mehr brauchen wir nicht zu tun, um nach Vollkommenheit zu streben. Man braucht also über den Kreis der täglichen Pflichten nicht hinauszugehen. 

Wie gelangt man zur Vollkommenheit?

Ich betone das, weil ich glaube, dass dadurch unsere Vorstellungen vereinfacht und unsere Anstrengungen auf ein klar umrissenes Ziel gerichtet werden. Wenn du mich also fragst, was du tun musst, um vollkommen zu werden, so sage ich dir als erstes: Bleib nicht im Bett, wenn es Zeit ist aufzustehen; widme deine ersten Gedanken Gott; mach eine gute Betrachtung; feiere die Messe und empfange die Kommunion andächtig; halte eine gute Danksagung; bete bedachtsam deine Pflichtgebete; verrichte aufmerksam das Stundengebet. Vollbringe die Arbeit des Tages, worin auch immer sie besteht, gewissenhaft und für Gott. Mach einen andächtigen Besuch beim allerheiligsten Sakrament; bete fromm den „Engel des Herrn“, iss und trink zu Gottes Ehre. Bete fromm den Rosenkranz und sei dabei gesammelt. Halte schlechte Gedanken fern. Gib dir Mühe bei deiner Abendmeditation; erforsche täglich dein Gewissen. Geh rechtzeitig schlafen – und du bist bereits vollkommen. 

Autor:
  • Stefan Kronthaler
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