Veränderte Welt durch die Berührung Jesu

Was wir der Kirche verdanken
Ausgabe Nr. 21
  • Theologie
Autor:
Berührend: Jesus hatte keine (Ab-)Scheu vor Aussätzigen. ©Bridgeman Art Library

Erfahre über den Epheserbrief, der die Beziehung zwischen Mann und Frau mit der zwischen Christus und der Kirche vergleicht.

Von der Art und Weise, wie Jesus Menschen im wahrsten Sinn des Wortes „berührt“ hat und bis heute „berührt“, kann die Kirche auch heute noch lernen.

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Zuweilen verspüren wir die Versuchung, Christen zu sein, die einen sicheren Abstand zu den Wundmalen des Herrn halten. Jesus aber will, dass wir mit dem menschlichen Elend in Berührung kommen, dass wir mit dem leidenden Leib der anderen in Berührung kommen“, betont Papst Franziskus in seinem Apostolischen Schreiben „Evangelii gaudium“ („Die Freude des Evangeliums“, 2013). „Jesus hofft, dass wir darauf verzichten, unsere persönlichen oder gemeinschaftlichen Zuflüchte zu suchen, die uns erlauben, gegenüber dem Kern des menschlichen Leids auf Distanz zu bleiben, damit wir dann akzeptieren, mit dem konkreten Leben der anderen ernsthaft in Berührung zu kommen und die Kraft der Zartheit kennen lernen“, weiß der Papst – ganz in der Spur Jesu.

Die „Unberührbaren“ berühren

Gerade die Aussätzigen der damaligen Zeit waren die „Unberührbaren“ schlechthin, Lepra bedeutete Ausgrenzung und Ablehnung. Jesus hatte keine Berührungsängste, berichten die Evangelien übereinstimmend. So heißt es im Matthäusevangelium (8,3): „Jesus streckte die Hand aus, berührte ihn und sagte: Ich will – werde rein! Im gleichen Augenblick wurde der Aussätzige rein.“ Auch bei der Heilung des Wassersüchtigen ist Berührung im Spiel (Lukasevangelium 14,4): „Da berührte er den Mann, heilte ihn und ließ ihn gehen.“ Das Markusevangelium (6,56) fasst die berührende Art Jesu so zusammen: „Und immer, wenn er in ein Dorf oder eine Stadt oder zu einem Gehöft kam, trug man die Kranken auf die Straße hinaus und bat ihn, er möge sie wenigstens den Saum seines Gewandes berühren lassen. Und alle, die ihn berührten, wurden geheilt.“ 

Das Lukasevangelium (Kapitel 8) erzählt die schönste Berührungsgeschichte: „Während Jesus auf dem Weg war, drängten sich die Menschen eng um ihn. Da war eine Frau, die schon seit zwölf Jahren an Blutfluss litt, ihren ganzen Lebensunterhalt für Ärzte aufgewandt hatte und von niemandem geheilt werden konnte. Sie trat von hinten heran und berührte den Saum seines Gewandes. Im gleichen Augenblick kam der Blutfluss zum Stillstand. Da fragte Jesus: Wer hat mich berührt? Als alle es abstritten, sagte Petrus: Meister, die Leute zwängen dich ein und drängen sich um dich. Jesus erwiderte: Es hat mich jemand berührt; denn ich fühlte, wie eine Kraft von mir ausströmte. Als die Frau merkte, dass sie nicht verborgen bleiben konnte, kam sie zitternd herbei, fiel vor ihm nieder und erzählte vor dem ganzen Volk, warum sie ihn berührt hatte und wie sie sofort geheilt worden war.“

Bis heute hat die „Berührung“ durch Jesus mehr als eine heilende Wirkung. „Wenn wir uns von ihm im Gebet und in der Anbetung berühren lassen, wenn wir ihn durch sein Wort und die Sakramente in uns wirken lassen, dann verändert uns seine Berührung wirklich“, sagte Papst Franziskus am 11. Februar in Rom anlässlich der Heiligsprechung der Argentinierin María Antonia de San José de Paz y Figueroa, der ersten Heiligen aus dem Heimatland des Papstes. 

Autor:
  • Stefan Kronthaler
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