Um die alte Messe wird es nicht ruhig
Prüller
Als Papst Franziskus 2021 das Feiern im alten, tridentinischen Messritus gehörig einschränkte, begründete er das mit den Ergebnissen einer Umfrage unter den Bischöfen. Es habe sich gezeigt, dass kritische Katholiken die alte Messe dafür instrumentalisierten, um die „Kirche und ihrer Einrichtungen im Namen dessen“ abzulehnen, „was sie für die ‚wahre Kirche‘ halten“. So würde Spaltung befördert. Vor wenigen Tagen hat eine italienische Journalistin aus dieser nie veröffentlichten Umfrage zitiert, und da heißt es, dass die Mehrheit der Bischöfe diese negativen Tendenzen gar nicht wahrnehmen. Sofort tauchte die Frage auf: Hatte der Papst gelogen?
Das scheint mir ein voreiliger Schluss, noch dazu, wo es sich nur um Auszüge des Umfrageberichtes handelt. Auch wenn nur eine Minderheit der Bischöfe bedenkliche Tendenzen berichtet haben sollte, kann das für Franziskus alarmierend genug gewesen sein, um einzugreifen. Ich bin jedenfalls neugierig, wie der diplomatische Papst Leo mit dem Thema alte Messe umgehen wird. Ich kenne Leute, für die tatsächlich mit dem tridentinischen Messritus die Idee einer katholischeren Kirche verbunden ist. Andererseits scheint er gerade in seiner magischen Renaissance-Ästhetik jungen Menschen zu gefallen, die sich dem Glauben zuwenden und etwas suchen, was nicht so banal ist wie die Kultur ihres Alltags.
Da manifestiert sich aber vielleicht weniger eine besondere Qualität der alten Messe (die, um einen durchaus konservativen Katholiken zu zitieren, auf mich oft mehr aufgeführt als gefeiert wirkt), sondern mehr der Missstand, dass sich manche Liturgen bei der neuen Messe mehr Freiheiten herausnehmen, als ihrer Kompetenz entspricht. Und dann bleibt bei einem Zuviel an bemühter Gestaltung ein Zuwenig an echtem Gottes-Dienst übrig.