„Mich interessiert, was die Männer bewegt“

Glaubenszeugnis
Ausgabe Nr. 29
  • Spiritualität
Autor:
Sein ehrliches Interesse an Menschen motiviert Franz Grassl auch bei seinen ehrenamtlichen Aufgaben.
Sein ehrliches Interesse an Menschen motiviert Franz Grassl auch bei seinen ehrenamtlichen Aufgaben. ©privat

Franz Grassl, 75, hält nichts von allgemeinen, unpersönlichen Diskussionen. In der von ihm ins Leben gerufenen KMB-Gruppe in Alterlaa regt er zu echtem Austausch an.

Als der Wohnpark Alterlaa mit seinen charakteristischen Wohnblöcken zwischen 1970 und 1985 im 23. Bezirk gebaut wurde, hat man auch eine Kirche mitgeplant. Diese wurde 1983 feierlich eröffnet. 

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Herr Grassl, man kann sagen, Sie sind ein Pionier in Alterlaa: Sie waren an der Gründung der Pfarre beteiligt.

Ich hatte das große Glück, vor vierzig Jahren dabei zu sein. Wir haben uns damals in den Hobbyräumen des Wohnparks getroffen und dort Gottesdienst gefeiert. Später wurde die Kirche gebaut und die Gemeinde dann 1989 zur eigenständigen Pfarre erhoben. Von Beginn an war ich im Pfarrgemeinderat und sogar der zweite stellvertretende Vorsitzende im PGR. Damals herrschte Aufbruchstimmung! Aus dem Kreis der dreißig Personen, die in der Gemeinde begonnen haben, sind heute aber nur noch einige wenige da, einige sind verstorben, andere weggezogen.  

Wie gestaltet sich das Pfarrleben heute?

Alterlaa ist heute Teil der Pfarre Johannes XXIII., zu der auch die Gemeinde Neuerlaa gehört. Am Sonntag besuchen etwa 80 Leute die Messe, 20–30 weitere die Messe am Samstagabend. Die Gemeinde ist vielsprachig: Wir haben Menschen aus Tschechien, Polen, aus der Slowakei und auch aus den Philippinen. Das bereichert, allerdings ist es aufgrund von Sprachbarrieren schwieriger, diese Menschen für die Gremien zu gewinnen. 

Mit Ihrem Pensionsstart vor fünfzehn Jahren haben sie eine Gruppe der Katholischen Männerbewegung in der Pfarre gegründet. Was war der Auslöser?

Ein Freund von mir erzählte mir damals, dass er Diakon werden möchte. ‚Wenn du Diakon wirst, dann gründe ich eine Pfarrgruppe für Männer‘, war meine Reaktion. Und als er dann wirklich zum Diakon geweiht wurde, erinnerte er mich daran: ‚Was ist jetzt mit deiner Gruppe?‘ Ich habe also einige Männer zusammengeholt. Mit Menschen zu reden, das war immer schon meine Stärke, ich habe ein großes Unternehmen geführt, von daher war ich das Reden gewohnt. Seit fünfzehn Jahren gibt es also eine KMB-Gruppe bei uns. Wir treffen uns einmal im Monat.

Wie sehen diese Treffen aus?

Ich schlage meist ein Thema vor. Das kann etwas Theologisches sein, vor Kurzem haben wir gesprochen über ‚Schicksal, Zufall – oder Gott?‘. Meistens sind es aber praktische Themen, zum Beispiel der Sinn von Photovoltaikanlagen. 
Vor neun Jahren habe ich außerdem das Amt des KMB-Obmanns in Wien übernommen. Auf dieser Ebene veranstalten wir Wallfahren und Messen. Leider werden wir immer weniger: Nicht weil Männer aus der KMB austreten, sondern weil kaum Jüngere nachkommen und die Älteren sterben. 

Man sagt Männern nach, dass es Ihnen schwerfällt, über Gefühle zu sprechen, und über das, was sie im Glauben bewegt. Deckt sich das mit Ihren Erfahrungen?

Ja, so erlebe ich es auch oft. Mir ist aber sehr wichtig, dass wir bei unseren KMB-Treffen persönlich miteinander sprechen. Deshalb vermeiden wir allgemeine politische Diskussionen und Stammtischparolen. Mich interessiert, was die Männer bewegt, und dementsprechend führe ich durch die Treffen. Ich erinnere mich zum Beispiel an ein Treffen, bei dem ich wissen wollte, wie die Älteren, die in den letzten Kriegsjahren geboren wurden, als Kinder Weihnachten feierten. Da kamen viele Gefühle hoch, als die Männer erzählten, wie sie damals gar nichts hatten, keinen Christbaum, keine Geschenke. 
Wenn man fragt: Wie ist es dir ergangen? Was ist deine persönliche Meinung?, dann wird ein echter Austausch möglich.

„Mit Menschen zu reden, das war immer schon meine Stärke, ich habe ein großes Unternehmen geführt, von daher war ich das Reden gewohnt.“

Franz Grassl 

Schlagwörter
Autor:
  • Sandra Lobnig
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