Verlust: Franz und seine Frau - eine Liebesgeschichte

Fast 60 Ehejahre
Ausgabe Nr. 51
  • Meinung
Autor:
"Bei all unseren Festen steht das Bild meiner Frau am Wohnzimmertisch. Auch zu Weihnachten." ©Antoni Shkraba
Fast 60 Jahre lang waren Franz Amon und seine Frau verheiratet. Die Goldene Hochzeit haben sie mit besonders großer Freude auch in der Kirche gefeiert. ©privat

Nach fast 60 Jahren Ehe verliert Franz Amon unerwartet seine Frau. Erfahren Sie, wie er heuer sein Weihnachtsfest anders verbringt und mehr über diese ergreifende Liebesgeschichte.

Die Ehefrau von Franz Amon, 85, aus Sonnberg im Weinviertel starb nach fast 60 Ehejahren völlig unerwartet. Ein Schicksalsschlag, den er ohne seinen Glauben an die Auferstehung schwer hätte verkraften können. Das Interview mit Dominik Kaiser im SONNTAG, berührte Franz Amon so sehr, dass er und nun seine eigene Geschichte erzählt.

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Herr Amon, Sie waren mit Ihrer Frau 59 Jahre lang glücklich verheiratet, als sie vor fünf Jahren ganz plötzlich starb. Was war passiert?

Meine Frau hatte Kreuzschmerzen, und da die Hausärztin am Samstag nicht erreichbar war, fuhren wir in die Krankenhausambulanz. Dort empfahl man uns eine stationäre Aufnahme über das Wochenende. Am Sonntagnachmittag gingen wir noch gemeinsam am Gang im Krankenhaus spazieren, besuchten die Krankenhauskapelle und beteten dort den ‚Engel des Herrn‘. Ich sollte meine Frau am nächsten Morgen um 8:00 Uhr abholen. Bei der Fahrt ins Krankenhaus wurde ich angerufen, und man teilte mir mit, dass sie gestorben ist. Als der Pfarrer von Hollabrunn kurz darauf ins Krankenhaus kam, brachte ich nur heraus: ‚Der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genommen, der Name des Herrn sei gepriesen.‘

Das ist ein Satz, in dem ein starker Glaube anklingt …

… und den mir der Heilige Geist auf meine Lippen legte, da bin ich mir sicher. Dieser Satz war für mich Ausdruck der Dankbarkeit für die gemeinsamen Jahre.Für diese schöne Zeit mit meiner Frau habe ich den Herrn gepriesen.

Für Sie war es besonders schlimm, dass Sie sich nicht von ihr verabschieden konnten.

Das war wirklich schmerzhaft. Ich war nach dem Tod meiner Frau auch davon überzeugt, dass auch mein Leben jetzt vorbei ist und ich ihr bestimmt bald nachfolgen werde. Aber irgendwann habe ich gemerkt, dass es für mich wohl noch nicht Zeit ist.

Wie hat Ihnen der Glaube an die Auferstehung beim Verlust Ihrer Frau geholfen?

Er hat mir sehr geholfen, ohne diesen Glauben wäre dieser Schicksalsschlag kaum zu ertragen gewesen. Ich bin mir sicher, dass ich meine Frau wiedersehen werde. Sie war selbst tiefreligiös. Oft habe ich sie morgens leise wispern gehört, wenn sie noch im Bett für die ganze Familie gebetet hat. Mein eigener Glaube hat sich durch den Tod meiner Frau noch mehr vertieft. Davor habe ich wenig an Tod, Auferstehung und Himmel gedacht. Ich habe das Leben hier genossen und gerne gefeiert. Wobei ich sagen muss, dass wir in unserer Familie die Feste immer noch so feiern, wie sie fallen. Aber heute ist es anders für mich.   

Inwiefern?

Bei all unseren Festen steht das Bild meiner Frau am Wohnzimmertisch. Auch zu Weihnachten wird das so sein, mit einer Kerze daneben. Wir werden am Christtag mit der Familie ins Gasthaus essen gehen und uns dann bei mir im Haus versammeln.

„Ohne meinen Glauben wäre dieser Schicksalsschlag kaum zu ertragen gewesen.“

Franz Amon

Dort machen wir mit den Urenkeln eine kleine Bescherung und beten für ihre Uroma. Und am Abend werde ich dann vor ihrem Bild den ‚Engel des Herrn‘ sprechen, unser letztes gemeinsames Gebet damals in der Krankenhauskapelle. Das mache ich jeden Abend seit ihrem Tod, und ich bin davon überzeugt, dass sie mit mir betet.

Autor:
  • Sandra Lobnig
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