„Ich war ein ziemlicher Hallodri“

Glaubenszeugnis
Ausgabe Nr. 31
  • Spiritualität
Autor:
Sein Glaube trägt und stärkt Lukas Lederer jeden Tag.
Sein Glaube trägt und stärkt Lukas Lederer jeden Tag. ©privat

Jahrelang lebte Lukas Lederer, 49, in dem Glauben, er müsse erst zu Kreuze kriechen, um sich der Liebe Gottes würdig zu erweisen. Der Jüngerschaftskurs ‚Mathetes‘ änderte das. Heute ist Lukas im Organisationsteam des Kurses, für den man nicht zu alt sein kann.

Der SONNTAG erreicht Lukas Lederer im Zweitwohnsitz in Mollmannsdorf. Für den 400-Einwohner-Ort im Weinviertel ist er Mitglied im Pfarrgemeinderat. 

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Lukas Lederer: "Bis ich geheiratet habe, war ich ein ziemlicher Hallodri."

Lukas, du sagst über dich, du warst in jüngeren Jahren ein ‚moralisch entgleister Christenbub‘. Was meinst du damit? 

Bis ich geheiratet habe, war ich ein ziemlicher Hallodri. Aber auch wenn mein Lebenswandel schlimm war, in diesem Hallodri-Dasein wusste ich ganz genau: Einer hält zu mir. Gott ist da, er lässt mich nicht los. Da war ein tiefes Vertrauen – mitgegeben hat es mir meine Mutter, eine sehr pflichtbewusste Frau, die wie viele in ihrer Generation den Glauben mit einer unfassbaren Treue lebte: Man geht in die Messe, man betet, man glaubt an Gott – das ist so. Wie ein Pflug, der durch alle Lebenslagen fährt. Viele Jahre hat mich auch meine Schwester zu katholischen Treffen und Gebetsgruppen mitgeschleift. Gott war also damals in meinem Leben präsent, das Problem war nur: Ich hatte ein falsches Bild von ihm verinnerlicht und davon, wie er mich sieht. Ich dachte, vor ihm muss ich mich schlecht und schuldig fühlen – weil ich nicht so lebe, wie ich sollte.    

Wie Lukas Lederer Gott erlebte

Du hast Gott schließlich ganz anders erlebt.  

Eines Tages war ich in der Anbetung, hab da auf den Tisch gehaut und gesagt: Lieber Gott, ich bin mit meinem Lebenswandel nicht mehr glücklich. Mach etwas! Was ich dann erlebt habe, war: Jesus zeigt mir zwar meine schwarzen Punkte, aber das völlig schmerzfrei und liebevoll. Um es kurz zu machen: Letztlich änderte ich mein Leben. Ich habe geheiratet und mit meiner Frau Tatiana drei Kinder bekommen.  
 

Lederer als Familienvater

Vor einigen Jahren hast du an einem ‚Jüngerschaftskurs‘ teilgenommen: ‚Mathetes‘, der Glaubenskurs der Loretto-Gemeinschaft für Menschen ab 30, hat dich sehr geprägt. Was hat dich motiviert, als Familienvater so viel Zeit zu investieren? Immerhin trifft man sich innerhalb eines Jahres an zehn Terminen, jeweils am Wochenende. 

Ich wurde für Mollmannsdorf in den Pfarrgemeinderat gewählt. Für mich war klar: Mich interessiert dabei am meisten die Glaubensvermittlung und damit die Frage, wie kann es gelingen, dass der Herrgott daheim nicht nur als Schmuckstück an der Wand hängt, sondern dass wir ihn in unser Herz lassen? Nur fühlte ich mich nicht gut dafür gerüstet und habe mich deshalb zu ‚Mathetes‘ angemeldet – das ist Griechisch und meint übersetzt ‚Jünger‘.   
 

„Wirklich, wirklich geliebt zu sein – das zu erleben, rettet mich über alle Krisen hinweg.“

Lukas Lederer

Von falschen Gottesbildern

Was hast du im Kurs gelernt?  

Ich habe mich noch intensiver mit falschen Gottesbildern auseinandergesetzt und bin sie losgeworden. Ich glaube nicht mehr, dass ich erst zu Kreuze kriechen muss, damit Gott mich annimmt und liebt. Wir sind seine Schöpfung und die Schöpfung ist gut! Wirklich, wirklich geliebt zu sein – das zu erleben, rettet mich über alle Krisen hinweg.

Lukas Lederer im Organisationsteam von ‚Mathetes‘

Du bist mittlerweile im Organisationsteam von ‚Mathetes‘. 

Das hat auch einen ganz profanen Grund. (Lacht.) Ich bin ein langsamer Lerner und kann den Kurs als Teammitglied mehrere Male durchlaufen, ohne etwas dafür zu zahlen. Als Teammitglied ist man nicht besser oder gescheiter als die anderen, man ist Wegbegleiter – das ist etwas sehr Schönes.
 

Lederer: "Es ist nie zu spät!"

‚Mathetes‘ richtet sich an Menschen ab 30. Du selbst bist 49. Warum, würdest du sagen, sollte man sich auch in fortgeschrittenerem Alter auf einen solchen ‚Jüngerschaftskurs‘ einlassen?

Die älteste Teilnehmerin bei Mathetes war achtzig Jahre alt. Es ist nie zu spät! Im Alter fällt einem das Lernen oft zwar nicht so leicht. Doch im Gegensatz zu vielem anderen tut man sich bei so einem Kurs vielleicht sogar leichter. Ist man etwas älter, hat man meist schon Schweres erlebt. Man weiß ganz genau, wo die eigenen wunden Punkte sind, und kann sie Jesus und seiner anrührenden Liebe hinhalten. Im Oktober starten wir übrigens mit einem neuen Kurs. 

Schlagwörter
Autor:
  • Sandra Lobnig
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