Glaube, Offnung, Liebe
Hirtenhund
Vor 21 Jahren öffneten die Kirchen erstmals ihre Pforten. Man sollte ja meinen, das sei seit 2.000 Jahren so Brauch … aber Spaß beiseite: Auch ich habe mich natürlich durch die „Lange Nacht der Kirchen“ treiben lassen. Schließlich lockten tausende Programmpunkte von Diskussion bis Kulinarik. Und das unter dem Motto „Wir können #offen“ – frei nach dem biblischen „Glaube, Offnung, Liebe“. Hoffnungsschimmer entdeckte ich tatsächlich in zahlreichen liebevoll gestalteten Angeboten abseits der großen Events. Also in Pfarren, dort, wo das Ehrenamt hochgehalten und klerikales Gehabe gleichsam eingedämmt wird.
Glaube, Offnung, Liebe als Motto
Doch jede Seite hat bekanntlich zwei Medaillen. Und so wird die kirchliche Hoffnungsmanufaktur gern mal überstrahlt von Fragwürdigem und allzu Menschlichem. Wie etwa vom offenkundig überbordenden Redebedürfnis mancher Kardinäle nach dem jüngsten Konklave. Denn frei nach Luthers Bibelzitat „Wes das Herz voll ist, des geht der Mund über“ haben sie viel und ausgiebig darüber geplaudert. So ausgiebig, dass der Kirchenrechtler Andreas Kowatsch im ORF als apokalyptischer Paragraphen-Reiter ausrückte und darin „schwerwiegende moralische Verstöße“ und eine „schwere Sünde“ ortete, die die Strafe der Exkommunikation nach sich zögen. Kardinäle als hoffnungslose Fälle – Leo, bitte übernehmen! Vielleicht taucht bald ein neues KI-Fake-Video auf, in dem Papst Leo XIV. – Kraftkammer-gestärkt – Hanteln auf die plaudernden Kardinäle wirft und dämonisch lachend „Excommunicatio!“ ruft …
Hoffnungsloser Wahnsinn
Stichwort hoffnungsloser Wahnsinn – und damit zurück in die Lange Nacht: Dort wurde nämlich auch im Wiener Priesterseminar über Hoffnung diskutiert. Mit dabei: Dagmar Belakowitsch. Richtig, jene FPÖ-Politikerin, die im letzten Jahr mit Aussagen aufhorchen ließ, dass es in Sachen Menschenrechte „keine Denkverbote“ geben dürfe, und die sich in ihrem Handeln von Gesetzen nicht behindert wissen möchte. Manche Kommentatoren nennen das rechtsextrem. Ein hoffnung(s)loser Diskursort, über den folgerichtig auch niemand berichtete.
Die Lange Nacht der Kirchen
Am Ende war ich – wie so oft – erschöpft. Von meiner Kirche, aber auch von den vielen Angeboten, mit denen die Kirchen lockten. Gäbe es die „Lange Nacht der Kirchen“ nicht, man müsste sie erfinden. Und zugleich darauf hoffen, dass sie nicht nur einmal im Jahr die Tore offen lässt. Und vielleicht findet sich ja beim nächsten Mal irgendwo ein H, damit Hoffnung wieder großgeschrieben wird.