Erzdiözese Wien in der Übergangszeit

Hirtenhund
Ausgabe Nr. 5
  • Hirtenhund
Autor:
Erzdiözese Stephansdom
Erdiözese Wien: Die Frage nach dem neuen Bischof ist trotz Spekulationen weiterhin ungewiss. ©kathbild.at/Rupprecht
©Der SONNTAG

Der Hirtenhund bellt diese Woche über die unerwarteten Wendungen und Überraschungen in der Erzdiözese Wien hinsichtlich der Spekulationen zum neuen Erzbischof.

Pater wer …? So lautete eine gängige Reaktion im Medien-Roulette der letzten Monate, wenn es um die Frage ging, wer denn neuer Wiener Erzbischof wird.

Werbung

Unbekannter Ordensmann

Pater wer …? – Damit war der Name eines Ordensmannes gemeint, der in der österreichischen Öffentlichkeit weitgehend unbekannt war, nicht zuletzt eben deshalb, weil er Ordensmann ist und zudem in Rom lebt: Pater Bernhard Eckerstorfer. Er galt, wenn schon nicht als „papabile“, so doch zumindest als „episcopabile“, also als einer derjenigen, die angeblich für den Vatikan auf der Shortlist zur Neubesetzung des Wiener Außenpostens standen. Einer, so konnte man der stets raunend-allwissenden Journallie entnehmen, habe bereits abgesagt. Ob es Pater Bernhard war, weil er anderes im Sinn hatte? Oder doch Michael Landau, wie es die Austria Presse Agentur vor wenigen Tagen berichtete? Bliebe am Ende dann gar Hermann Glettler übrig?

Ein Abt mit Visionen

Pater Bernhard jedenfalls ist nun tatsächlich aus dem Rennen. Zumindest mal für die nächsten 12 Jahre. Denn für diesen Zeitraum wurde er zum neuen Abt von Stift Kremsmünster gewählt. Schaut man in die Publikationen von ihm, so lesen sich deren Titel tatsächlich wie ein Empfehlungsschreiben für höhere Weihen: Seine „Kleine Schule des Loslassens“ spricht diözesan wie klösterlich für einen positiveren Zugang zu anhaltenden Schrumpfungsprozessen. Small ist das neue Beautiful. Priorisieren und Finanzieren. Und wenn er sein Lieblingsthema seit Dissertationszeiten – die Suche nach einer „post-liberalen Alternative“ – rauskramt, nicken alle besorgten Bewahrer kirchlicher Restbestände fleißig. Post-liberal klingt doch allemal freundlicher als illiberal.

Zwischen Hirte und Schäfer

Mir seien solche Gedanken verziehen – schließlich irrlichtere ich derzeit hirtenlos, wenngleich nicht mehr ganz grün hinter dem Wedel, durch die Erzdiözese. Sprich: Ich habe keinen Hirten, jedoch einen Schäfer. Der muss dafür Sorge tragen, dass die Erzdiözese auch in Zeiten der Sedisvakanz weiter „läuft“. Ob diese Zeit, in der unser neuer Administrator Josef Grünwidl in engen Grenzen schalten und walten darf, eine römische Bewährungsprobe ist, um ihn dann vom Administrator zum Erzbischof zu machen? Diese These hört man hier und da.

Zumindest ist es nicht undenkbar, dass seine Regentschaft – so sie denn endet – als goldene Zeit in die Annalen eingeht. So wie die Regierung Bierlein. Eine Zeit politischer Sedisvakanz, die im Rückblick (verklärend) als wohltuend ruhig und unaufgeregt empfunden wird. Lieber Kaiser ohne Land als Hirte ohne beziehungsweise mit schrumpfender Herde. Ich jedenfalls bin gespannt auf die kommenden Monate. Darauf ein Bierlein.

Schlagwörter
Autor:
  • Redaktion
Werbung

Neueste Beiträge

| Soziales
Advertorial

Mit Miina erhalten Sie schnell und unkompliziert genau die Unterstützung, die Sie im Alltag oder in Pflegesituationen benötigen.

| Wien und Niederösterreich
Ewald Huscava geht in Pension

Seit 2007 ist Ewald Huscava Domprediger im Stephansdom. Der Monsignore feierte 2025 nicht nur sein 40. Priesterjubiläum, sondern auch seinen Abschied als Prediger im Dom und als Pfarrvikar in der Donaucity-Kirche.

| Theologie
Die schönsten Konzilstexte – Teil 2

Der SONNTAG hat in seiner Serie die schönsten Konzilstexte für Sie gesammelt und veröffentlicht Sie wöchentlich.