Erstes Fokolar-Bewegung-Mitglied wurde selig gesprochen

Selige Chiara Luce Badano
Ausgabe Nr. 41
  • Leben
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Fokolare Bewegung Mitglied Chiara Luce Badano als Kind mit ihren Eltern
Fokolare Bewegung Mitglied Chiara Luce Badano als Kind mit ihren Eltern ©Neue Stadt, privat

Ihr Todestag jährt sich heuer zum 30. Mal. Vor zehn Jahren wurde sie als erstes Mitglied der Fokolar-Bewegung seliggesprochen: Chiara Luce Badano. Trotz ihrer schweren Krankheit nahm sie ihr Leben bis zuletzt als zutiefst sinnvoll wahr. Wir sprachen mit Michael Leberle, einem Freund der Familie Badano, und Clara Hamberger von der Fokolar-Bewegung Wien über die beeindruckende junge Christin.

Ihr seid das Licht der Welt ... So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Taten sehen und euren Vater im Himmel preisen“, heißt es im Matthäusevangelium. Die Italienerin Chiara Luce Badano (1971-1990) setzte diesen biblischen Auftrag in beeindruckender Weise um. An sie wollen wir anlässlich ihres 30. Todestages und der aktuellen Debatte zum Thema „Sterbehilfe“ erinnern. Vor zehn Jahren wurde Chiara Luce Badano aufgrund eines Wunders, das sich auf ihre Fürsprache hin ereignete, als erstes Mitglied der Fokolar-Bewegung seliggesprochen. Ein kleiner Bub, den die Ärzte bereits aufgegeben hatten, erlangte aufgrund eines Gebetes an ihrem Grab seine vollkommene Gesundheit.

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Michael Leberle aus Prien am Chiemsee in Bayern „kennt“ Chiara Luce Badano bereits seit zwölf Jahren und ist mit ihren Eltern befreundet. Wie es dazu kam, erzählt er dem SONNTAG: „Ich habe in Ligurien Urlaub gemacht. Unsere Gastgeber haben mir davon erzählt, dass Chiara Luce in der Nähe gelebt hat. Da ich nicht weit von ihrem Heimatort Sassello war, bin ich hingefahren“, erzählt der Psychotherapeut und Buchautor. Michael Leberle besuchte den Friedhof und fand rasch die Grabstätte Badanos. „Es war beeindruckend, wie viele Blumen, Briefe und Karten dort zu finden waren. Dieser Ort wirkte sehr lebendig auf mich. Ich spürte die Gegenwart Gottes, eine große Freiheit und eine starke Liebe“, erinnert er sich.

Ein lange ersehntes Kind

Michael Leberle begann, über Chiara Luce Badano nachzulesen und lernte später ihre Eltern kennen. „Maria Teresa und Ruggero Badano haben elf Jahre auf ein Kind gewartet. Nach intensivem Gebet hat sich ihr Wunsch erfüllt. 1971 wurde ihre Tochter Chiara geboren“, erzählt der Autor. Chiara wuchs in einer katholischen Familie auf. Im Alter von neun Jahren schloss sie sich der Fokolar-Bewegung an. Ansonsten war sie ein ganz normales Kind, das Sport und Bewegung liebte, Musik hörte und Klavier lernte. In der Schule und bei ihren Freunden war sie sehr beliebt. Sie engagierte sich karitativ und unterstützte ein Hilfsprojekt in Afrika.

„Mit knapp 17 Jahren fiel ihr aufgrund eines stechenden Schmerzes im Rücken während eines Tennisspiels der Schläger aus der Hand. Die schockierende Diagnose lautete Knochenkrebs“, erzählt Michael Leberle. Trotz zahlreicher Therapien verschlechterte sich ihr Gesundheitszustand. Die besonders aggressive Form des Knochentumors stellte sich als unheilbar heraus. Nach einem schweren inneren Kampf sagte sie entschieden: „Ich werde nicht mehr gesund; das weiß ich jetzt. Nun geht es darum, den Willen Gottes zu tun.“

„Sie hat ihr bedingungsloses ,Ja‘ zum Willen Gottes gegeben und zog es nicht mehr zurück“, erzählt Michael Leberle. Kraft gaben ihr in dieser Zeit die Worte des Evangeliums und der Empfang der Eucharistie. „Die Liebe und Gegenwart der Eltern und vieler Freunde waren ihr eine besondere Hilfe.“ Trotz ihrer schweren Krankheit, die mit großen Schmerzen verbunden war und die vormals sportliche junge Frau in den Rollstuhl zwang, habe Chiara immer Freude und Frieden ausgestrahlt. Ihren Eltern sagte sie: „Wenn wir so vereint sind, mit Jesus in unserer Mitte, dann sind wir die glücklichste Familie der Welt.“ Ihr Vater, der nicht glauben konnte, dass seine Tochter so fröhlich war, beobachtete sie durch das Schlüsselloch und sah, dass sie auch, wenn sie allein war, die gleiche aufbauende Ausstrahlung hatte. „Alle Menschen, die Chiara Luce besucht haben, konnten eine unerklärliche Freude und einen tiefen Frieden bei ihr wahrnehmen. Ein Freund sagte mir: ,Wenn ich sie besuchte, war ich derjenige, der beschenkt wurde‘“, sagt Michael Leberle. Chiara Lubich (1920-2008), Gründerin der Fokolar-Bewegung, hielt mit Chiara Badano während ihrer Krankheit Briefkontakt und gab ihr den Beinamen „Luce“ (Licht).

Großes Echo nach ihrem Tod

„Das Fokolar-Bewegung Mitglied Chiara Luce hat ein beeindruckendes Beispiel gegeben, wie es möglich ist bis zum letzten Atemzug in der Gegenwart Gottes, d. h. in der Liebe und in der Wahrheit zu leben“, sagt Michael Leberle angesichts der aktuellen Debatte zum Thema „Sterbehilfe“ in Österreich. „Sie und andere Menschen geben ein großartiges Zeugnis, dass das Leben bis zum letzten Atemzug sinnvoll ist. Jeder kranke Mensch, der sein Leid trägt, gibt ein Zeugnis dafür, dass das Leben auch dann noch Sinn macht, wenn es beschwerlich geworden ist. Ich bin immer wieder erstaunt, wie viel Liebe und Hingabe dann in Gang kommen.“ Gerade in der heutigen Zeit, in der oftmals der Wert des Menschen an seiner Leistung gemessen werde, sei es wichtig zu betonen: „Der Mensch ist in jedem Moment seines Lebens unendlich wertvoll, vom Moment der Zeugung bis zu seinem letzten Atemzug.“ Dazu komme für uns Christen, die wir an die Auferstehung glauben, dass dieser unendliche Wert bis in alle Ewigkeit bestehen bleibe, unterstreicht Michael Leberle. Kurz vor ihrem Tod gab Chiara ihrer Mutter ein Zeichen, zu ihr ans Bett zu kommen und sagte: „Mama, ciao! Sei glücklich, denn ich bin es.“

Die Initiative für den Seligsprechungsprozess kam aus der Diözese Acqui. Deren damaliger Bischof Livio Maritano erklärte: „Es reicht, wenn man sieht, wie sie ihre Krankheit gelebt hat. Das war der Grund für das große Echo nach ihrem Tod. Man darf ein solches Zeugnis nicht außer Acht lassen. Auch heute braucht die Welt Heiligkeit.“

Autor:
  • Portraitfoto von Agathe Lauber-Gansterer
    Agathe Lauber-Gansterer
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    Chiara Luce Badano. Gott liebt mich doch! Ein kurzes, intensives Leben“
    Gudrun Griesmayr u. Stefan Liesenfeld

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