Legenderer Organist nimmt Abschied

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Organist Alois Scherz spielt die Orgel in der Pfarre Haßbach am 1. September 2024 zum letzten Mal zur Messe.
Organist Alois Scherz spielt die Orgel in der Pfarre Haßbach am 1. September 2024 zum letzten Mal zur Messe. ©Johanna Jeitler
Organist Alois Scherz hat die "Rufe" vor dem Evangelium vertont.
Organist Alois Scherz hat die "Rufe" vor dem Evangelium vertont. ©Alois Scherz

Was vor 85 Jahren begann, geht am Sonntag, dem 1. September 2024, zu Ende: Organist Alois Scherz spielt in Haßbach nach 85 Jahren in der Pfarrkirche zum Hl. Martin zum letzten Mal auf „seiner“ Orgel. Johanna Jeitler von der Pfarre Haßbach hat einen Text über seine Arbeit als Organist verfasst.

 

Mit neun Jahren saß Alois Scherz das erste Mal – es war am Sonntag, dem 3. September 1939 – auf der Orgelbank, um bei einer Segensandacht „Jesus, dir leb´ ich“ zu spielen. Dass sich aus dem jungen Organisten eine „Institution“ entwickeln würde, daran dachte damals wohl keiner. Einer, nämlich Pfarrer Alois Werbik, glaubte an ihn und hoffte, dass mit ihm die Zukunft gesichert sei.

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Glauben in einen jungen Organisten

Er hatte sein Talent sehr früh erkannt und ihn für die Kirchenmusik begeistern können. Auch sein um vier Jahre jüngerer Bruder wurde von dem Priester ausgebildet und die beiden spielten abwechselnd die Sonn- und Feiertagsmessen. Nie war die Orgel verwaist. Wenn der eine einmal ausfiel, sprang der andere für ihn ein – eine vorbildliche Pflichterfüllung! Als wäre es das Selbstverständlichste von der Welt, übernahm Alois Scherz nach dem Tod von Josef Motsch auch die Leitung von  Kirchenchor und MGV Haßbachtal. Während er diese beiden „Ämter“ anlässlich seines 75. Geburtstages zurücklegte, blieb er dem Orgelspiel zur Freude aller Kirchenbesuchern treu.

Organist Scherz vertonte Rufe vor dem Evangelium

Speziell beim Ein- und Auszug konnte man hören, mit wie viel Herz er diese Aufgabe erfüllte. Er war sich bewusst, dass man mit Musik viel mehr zum Ausdruck bringen kann als mit Worten – Dank und Bitten, Freude und Trauer, Lobpreis und Ehre Gottes – das alles schwang in seinem Orgelspiel mit. Was ihn noch auszeichnet, sind die Rufe vor dem Evangelium, die er für alle Sonn- und Feiertage in den drei Lesejahren vertonte und auch sang. Nicht selten überraschte er dabei mit seiner schönen Tenorstimme, einer Gabe Gottes, die ihm bis ins Alter erhalten blieb.

Organist geht in "Pension"

Am 1. September 2024 geht diese Ära zu Ende, weil, wie unser „Herr Organist“ (so nennt ihn unser Herr Pfarrer, Stanislaw Skorzybut, und drückt damit seine Achtung und seinen Dank aus) selbst sagt, seine Kräfte nachlassen würden. Diese Tatsache erfüllt eine ganze Pfarre mit Wehmut – es ist ein Ereignis, das viele innerlich berührt. Aber alle sagen ein aufrichtiges, herzliches Danke für – das kann man nicht oft genug erwähnen: 85 J A H R E  Organisten-Dienst. Seine ganze Heimatpfarre Haßbach wünscht ihm noch viele Jahre Gesundheit in ihrer Mitte und Gottes Segen.

Autorin: Johanna Jeitler

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