Der Tod muss ein Wiener (Katholik) sein

Hirtenhund
Ausgabe Nr. 6
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Zuletzt feierte eine illustre Trauergemeinde im Dom ein Abschiedsfest für Otto Schenk.
Zuletzt feierte eine illustre Trauergemeinde im Dom ein Abschiedsfest für Otto Schenk. ©Stephan Schönlaub
©Der SONNTAG

Der Hirtenhund bellt diese Woche über die oft pompösen Bestattungsfeiern nach dem Tod von Prominenten im Stephansdom.

Nicht jeder oder jede wird nach seinem oder ihrem Tod im Stephansdom verabschiedet. Ein Abgang durch den Mittelgang des Steffl, vielleicht gar in rot lackiertem Sarg. Mit großem Besteck sozusagen. Das ist nicht jedermanns und -fraus Sache. 

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Abgang durch den Mittelgang des Steffl nach dem Tod

Und doch kommt es immer wieder vor. Ein Schelm, wer da denkt, es könne ein Zusammenhang mit der gefühlten oder wirklichen Prominenz der verstorbenen Person bestehen. Auch wenn vielleicht hier und da bezweifelt werden konnte, ob der eine oder die andere die Sache mit einem kirchlich goutierten Lebenswandel gar so ernst nahm ... Aber Herz und Arme der Kirche sind bekanntlich weit. Schließlich ist noch kein Heiliger vom Himmel gefallen. Und der Herrgott schaut gnädig zu von der Himmelsbastei – „und trinkt a Glas Wein oder zwei oder drei und schaut auf die Wienerstadt runter“, wie schon Georg Kreisler wusste. 

Tod von Otto Schenk

Zuletzt feierte eine illustre Trauergemeinde im Dom ein Abschiedsfest für Otto Schenk. Ein Gottesdienst wäre wohl zu viel gesagt. Tatsächlich hatte „Otti“ ja mit der Kirche nicht viel zu schaffen. „Spielerisch war ich ein Katholik, aber als ich aufhörte, Kind zu sein, bin ich aus der Kirche ausgetreten“ – und dies „ohne irgendwie böse zu sein, nur weil ich einen Betrieb nicht beanspruchen wollte, an den ich nicht glaube. Mit dem Glauben habe ich große Schwierigkeiten“, gab er vor wenigen Jahren noch in einem Interview zu Protokoll. Ob’s ihm passt oder nicht: Unterm Hochaltar versammelt, gesegnet, Halleluja … Mir gefällt ja diese milde Wurschtigkeit, die selbst im Tod noch augenzwinkernd alles katholisch einzugemeinden versucht. „Geh Schatzerl, geh Katzerl, was sperrst dich denn ein? Der Tod muß ein Weaner sein.“ 

Nicht einmal im Tod seine Ruhe

Gewiss, von außen und – ganz unösterreichisch – nüchtern betrachtet wirkt das schon sehr barock, vielleicht gar verstörend. Hat man denn in diesem Land nicht mal im Tod seine Ruhe vor der katholischen Kirche? Keine Sorge, unsereins wird eh nicht gefragt werden. Das lehrt ein Blick in den Fragen-und-Antworten-Katalog auf der Internetseite des Stephansdomes. 

Dort heißt es zur Frage „Kann man in der Domkirche eine Beerdigung abhalten?“: „Leider können Sie in der Domkirche keine Beerdigung abhalten, es besteht allerdings die Möglichkeit für einen verstorbenen Angehörigen eine heilige Messe lesen zu lassen.“ Mag der Tod andernorts auch als „großer Gleichmacher“ bezeichnet werden – nicht so in Wien. Hier wird nach Rängen und Verdiensten gestorben und begraben. „Wer bringt dich pünktlich zur Himmels­tür? Ja, da hat nur ein Wiener das G’spür dafür. Der Tod, das muss ein Wiener sein, nur er trifft den richtigen Ton“ …

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