Ich will Diakon werden!

Der für mich „logische Schluss“:
Ausgabe Nr. 2
  • Meinung
Autor:
Roman Temper übergibt in einer Wärmestube warme Mahlzeit
In einer Wärmestube gibt es eine warme Mahlzeit. Vor allem aber auch jemanden, der zuhört– wie Roman Temper. ©privat

Roman Temper ist verantwortlich für die Wärmestube in der Pfarre „Zur göttlichen Liebe“ in Simmering. Aus seinem karitativen Engagement entstand im 48-jährigen Bankangestellten der Wunsch, Diakon zu werden.

Normalerweise ist Roman Temper einen Halbtag in der Wärmestube und nimmt sich dafür Zeitausgleich von seiner Erwerbsarbeit. Am ersten ‚Wärmestubentag‘ im Jahr 2023 ist das anders.

Roman, morgen startet die Wärmestube ins neue Jahr. Du bist im Urlaub und wirst den ganzen Tag helfen. Worauf freust du dich?

Ich freu mich in erster Linie auf all die Menschen, die uns regelmäßig besuchen. Das sind sehr liebe Leute, die trotz aller Widrigkeiten ihren Humor nicht verloren haben.

Welche Menschen kommen in der Wärmestube vorbei?

Menschen, die einsam sind und nicht wissen, wie sie alleine daheim den Tag verbringen sollen. Die arbeitslos sind und unter der Teuerung leiden, solche, die ihre Wohnung nicht heizen können. Manchmal kommen auch Obdachlose, so wie ein Mann, der mir erzählt hat, dass er bei bis zu 0 Grad auf der Donauinsel schläft und erst, wenn es kälter wird, in eine Notschlafstelle geht. Die Leute kommen aus ganz Wien. Deshalb gibt es auch Plakate und Folder, auf denen die geöffneten Wärmestuben in Wien aufgelistet sind.

Eure Gäste erzählen viel aus ihrem Leben. Welche Geschichten hörst du?

Unser Stammgast Otto zum Beispiel kommt seit dem ersten Tag. Er hat in seinem Leben viele Berufe gehabt und sehr viel erlebt. Davon erzählt er uns. Wir haben von ihm schon viele spannende Geschichten gehört. Viele der Gäste sprechen über ihre Probleme. Das Reden bringt ihnen Erleichterung. Viele haben sehr vielschichtige Schwierigkeiten, da gibt es nicht die eine Lösung, die wir ihnen vermitteln könnten. Aber allein die Möglichkeit, jemanden zu haben, der zuhört, hilft.

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Die Wärmestube in Simmering ist nicht deine erste karitative Erfahrung.

Nein, schon in meiner alten Pfarre habe ich in der Wärmestube geholfen und bei Hausbesuchen mitgemacht. Das Karitative ist schon sehr lange in meinem Leben.   

… und war ausschlaggebend für dich, den Weg zum Diakonat einzuschlagen.

Richtig. Die Caritas ist neben der Liturgie eines der beiden wichtigen Standbeine im Diakonat. Bei mir war es nicht so, dass ich dachte: ‚Ich will Diakon werden, also muss ich mich auch sozial engagieren.‘ Sondern umgekehrt: ‚Ich bin karitativ tätig, da ist es sozusagen der ‚logische Schluss‘, dass ich Diakon werde.‘

War die Frage der Berufung für dich also ganz einfach?

Die Berufungsfrage beschäftigt mich in unterschiedlicher Intensität seit meiner Jugend. Ich war in alle möglichen Richtungen nachdenkend unterwegs. Vor einigen Jahren war es wieder so weit. Genau zu diesem Zeitpunkt hat mich mein jetziger Pfarrer angesprochen und gemeint, er könnte sich mich gut als Diakon vorstellen. Von meinen Überlegungen wusste er nichts. Für mich war das wie ein Zeichen. Da dachte ich: ‚Okay, dann tun wir nicht lange herum und machen das!‘

Du wirst voraussichtlich im Oktober 2024 geweiht. Was bedeutet die Weihe für dich?  

Die Weihe ist eine sakramentale Beauftragung durch die Kirche, durch die man sehen wird, dass ich der Kirche diene. Ich werde als Diakon ehrenamtlich tätig sein und meinen Beruf weiter ausüben, stehe also mit einem Bein in der Pfarre, mit dem anderen in der Welt. Meine Arbeitskollegen haben mich gefragt, was ein Diakon eigentlich ist und macht. Ob ich denn dann ein ‚halber Pfarrer‘ sei. Das bin ich nicht, aber natürlich ist da auch was dran. Ich werde viele Aufgaben in der Seelsorge übernehmen. Meine Aufgabe wird auch sein, die Anliegen der Caritas in den Gottesdienst hineinzutragen.

Autor:
  • Sandra Lobnig
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