Abt entdeckt jungen Musiker

Anekdoten
Ausgabe Nr. 40
  • Heiter bis heilig
Autor:
Junge sitzt an Orgel
Abt Alois erwischte den jungen Musiker an der Orgel. ©art-4-art
10-Schilling-Münze
Die ersten 10 Schilling die er verdiente, haben heute den Wert von EUR 3,25. ©Tokle

Der Organist Alois Hörlesberger erinnert sich an eine Begegnung mit einem Abt, die sein Leben veränderte und seine musikalische Karriere prägte.

Am 16. Oktober 1914 kam Albert Kurzwernhart zur Welt. Er war 60 Jahre lang Benediktiner im Stift Seitenstetten, davon 22 Jahre lang Abt. An ihn erinnert sich der Organist Alois Hörlesberger.

Werbung

Der geheime Plan eines jungen Musikers

Hörlesberger war bis 1974 Schüler im Stiftsinternat. Er war begeisterter Pianist. Leider aber war das Klavier im Spielzimmer. Den Mitschülern gingen seine ewigen Fingerübungen auf die Nerven. Sie zogen ihm die Noten weg oder den Hocker, hielten ihm die Augen zu oder klappten den Deckel zu. Das wirkte. Alois wollte einen anderen Ort zum Üben. Es gab aber kein weiteres Klavier, sondern nur die Orgel in der Kirche, die den Orgelschülern vorbehalten war.  Alois war dafür noch zu klein. Er traute sich aber nicht, einen Erwachsenen um Rat zu fragen und übte daher heimlich – ein riskantes Unterfangen, denn das Instrument ist bekanntlich sehr laut.

Erwischt vom Abt

Eines Tages im April 1969 stand tatsächlich plötzlich Abt Albert persönlich vor ihm. Der knapp Dreizehnjährige versank vor Schreck förmlich vor der großen Respektsperson im Boden, die ihn anfunkelte: „Was macht er denn da? Wer ist er denn überhaupt?“ Der Abt pflegte die jungen Schüler nur in der 3. Person anzusprechen. „Und warum macht er seine Klavierübungen auf der Orgel?“ Alois erklärte seine Not. Da verstand der Abt und bat ihn, ihm etwas vorzuspielen. Das gefiel ihm so gut, dass er den Buben bereits am Ende der Woche eine Haydnmesse spielen lassen wollte. Dieser wagte nicht zu widersprechen und übte, was das Zeug hielt. Er schlug sich tapfer, nur das Agnus Dei schaffte er nicht, weil es in Moll war. Zerknirscht ging er in die Sakristei und erwartete Schlimmstes. Der Abt aber wies ihn an, weiter zu üben. Und dann sagte er: „Nächste Woche die Schubert-Messe.“

Erster Erfolg an der Orgel

So ging es weiter. Alois durfte dafür offiziell auf der Orgel üben. Im Mai ließ ihn der Abt wieder in die Sakristei holen: „Er macht seine Sache ganz gut und ich möchte, dass er regelmäßig spielt. Und das ist für den April!“ Sprach’s und drückte dem Teenager eine 10-Schilling-Münze in die Hand. Es war sein erstes selbst verdientes Geld. Die Münze hat Alois Hörlesberger bis heute!

Einladung zur Buchpräsentation

„Beten, Herr Pfarrer!“ von Bernadette Spitzer 


Mittwoch, 23. 10. 2024, 17:00 Uhr, Buchhandlung Tyrolia Wien, Stephansplatz 5, 1010 Wien. 

 

Anmeldung unter office@domverlag.at bzw. Tel.: 01 512 35 03-3964 

Autor:
  • Bernadette Spitzer
Werbung

Neueste Beiträge

| Kunst und Kultur
Erlebt und aufgeschrieben

Aus der wöchentlichen Serie im SONNTAG „Heiter bis heilig“ – ihren Fixplatz hat sie auf Seite 13 – ist mittlerweile ein Buch im Wiener Dom-Verlag entstanden. Unter dem Titel „Beten, Herr Pfarrer - Anekdoten zwischen Alltag und Altar!“ präsentiert Redakteurin Bernadette Spitzer die von ihr gesammelten und erzählten Anekdoten am 23. Oktober in der Buchhandlung Tyrolia.

| Hirtenhund
Hirtenhund

Der Hirtenhund bellt diese Woche darüber, wie Extremismus die katholische Vielfalt bedroht.

Republik Moldau

In der Republik Moldau hat ein Viertel der erwachsenen Bevölkerung auf der Suche nach Arbeit das Land verlassen. Die Concordia Sozialprojekte helfen den zurückgelassenen Kindern.