Leo XIV.: Ordensmann und Papst mit Herz und Seele

Augustinerkloster in Wien
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Im November 2024 hat Leo XIV. Wien besucht.
Papst Leo XIV. ist ein Mann, der mit offenen Augen und Ohren durch die Welt geht. ©kathbild.at/ Franz Josef Rupprecht
Papst Leo XIV. inmitten der Wiener Augustiner.
Papst Leo XIV. hat im November 2024 das Augustinerkloster und seine Mitbrüder in Wien 1 besucht. ©kathbild.at/ Franz Josef Rupprecht

„Überwältigt, sprachlos und voller Freude“ zeigt sich Pater Dominic Sadrawetz, Prior des Augustinerklosters in der Wiener Innenstadt über die Wahl seines früheren Ordensoberen Robert Francis Prevost zu Papst Leo XIV.

Das Augustinerkloster im ersten Wiener Gemeindebezirk: Gemeinsam mit radio-klassik-stephansdom-Redakteur Stefan Hauser treffe ich hier Pater Dominic Sadrawetz, den Prior des Klosters. Keine 20 Stunden ist es her, dass einer seiner Ordensbrüder der US-amerikanische Kardinal Robert Francis Prevost als Papst Leo XIV. die Bühne der Weltkirche betreten hat. „Die Nacht war kurz“, erzählt uns Pater Dominic.

Erst gegen 2:00 Uhr früh war für ihn und seine Mitbrüder an Schlaf zu denken. „Es gab so viele Nachrichten und Glückwünsche, auf die wir natürlich so rasch als möglich reagieren wollten – gerade auch aus unserer Augustinergemeinde heraus. Und zudem gab es auch unzählige Medienanfragen, die wir ebenso rasch als möglich beantworten wollten.“

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Bewegende Momente

Dass weißer Rauch aus dem berühmten Schornstein im Vatikan steigt, das bemerkte Pater Dominic auf dem Weg zur Abendmesse. „Ich hatte auf meinem Handy die ganze Zeit schon den Livestream eingeschaltet“, sagt er. „Und dann sehe ich doch tatsächlich weißen Rauch.“ In der Messe betete er dann mit der Gemeinde schon für den neuen Papst – natürlich noch ohne zu wissen, wer es sein würde. „Das waren bewegende Momente“, sagt er. „Aber ich ahnte zu dem Zeitpunkt noch nicht, wie spannend es für uns Augustiner an diesem Abend noch werden würde.“

Ob er und seine Mitbrüder im Augustinerkloster damit gerechnet hätten, dass einer der ihren Papst werde, wollen wir wissen. „Damit rechnet man natürlich nicht“, lacht Pater Dominic. „Aber als ich gehört habe, wer unser neue Papst ist, ist es in mir ganz wohlig und eigenartig still geworden. Anders kann ich es nicht beschreiben. Es war überwältigend. Ich war sprachlos und voller Freude. Ich habe mir gestern gedacht, ich bin so gern Augustiner, ich bin so gern Priester. Und jetzt bin ich es noch einmal lieber. Dieser Papst gibt uns eine ungeheure Schubkraft."

„Das wäre ein guter Papst“

Bei mehreren Gelegenheiten hatte der Wiener Prior und seine Mitbrüder schon Gelegenheit, den Papst, da natürlich noch als Kardinal Robert Prevost, zu treffen. „Er war von 2001 bis 2013 weltweiter Leiter unseres Ordens“, so Pater Dominic. Und rückblickend könne er sagen, dass es tatsächlich immer wieder Begegnungen gegeben habe, wo sich bestimmt viele Augustiner im Stillen dachten: „Das wäre ein guter Papst“. „So wie wir ihn als Ordensoberen erlebt haben – das war im positivsten Sinn ungewöhnlich. Ebenso sein Umgang mit den Menschen und auch wie er von den Leuten wahrgenommen wurde und akzeptiert. Er bringt einfach so viel mit.“

Der Papst auf Besuch in Wien

Im vergangenen November hat der Papst sogar das Wiener Augustinerkloster besucht. „Wir haben im November 2024 den 675. Jahrestag der Weihe unserer Augustinerkirche begangen – mit einem Hochamt zu Allerheiligen und einem Festkonzert am Vorabend. Und dazu haben wir ihn eingeladen. Wir kannten ihn ja gut, war er doch als Generaloberer schon hier zur Visitation, zum brüderlichen Besuch und Austausch und wir haben ihn natürlich auch in Rom bei verschiedenen Kongressen und Versammlungen des Ordens getroffen. Ihn zu fragen, ob er kommen möchte und mitfeiern, lag für uns auf der Hand. Und erfreulicherweise hat er zugesagt.“

Aus der befreundeten Redaktion: Ein Selfie mit dem Papst

Franz Rupprecht mit Papst Leo XIV. und Pfarrer Matthias Schlögl ©Franz Rupprecht

Franz Josef Rupprecht, Chefredakteur der Eisenstädter Kirchenzeitung, hat Papst Leo XIV. bei den Augustinern in Wien fotografiert: „Der damalige Kardinal Robert Prevost war bescheiden, wir haben ein gutes Steak zu Mittag gegessen und ich habe spontan ein Selfie mit ihm gemacht. Er hat uns allen bei dem Fotoshooting eine große Freude gemacht."

Der Papst hat offene Augen, hört gut zu und verbreitet viel Freude

Wie sie Papst Leo, damals noch Kardinal Prevost, damals im November 2024 erlebt haben, wollen wir wissen. „Wie immer“, sagt Pater Dominic. „Wenn man ihm begegnet, dann schaut man in offene Augen. Dann begegnet man einem Menschen, für den man jetzt in diesem Moment, in dem man ihm gegenübersteht, wichtig ist. Ein Mensch, der einen wertschätzt, der sich freut, dass man da ist. Und der auch Freude in seinem Gegenüber auslöst. Er hat eine Präsenz, die ist ganz ungeheuerlich.“

Zudem sei der neue Papst ein unheimlich guter Zuhörer. „Er ist ruhig, redet nicht viel oder sagen wir besser: er redet lange nicht, ist einfach da mit offenen Augen und Ohren, nimmt den Moment in sich auf - wie auch gestern auf der Loggia. Er gibt seinem Gegenüber damit Zeit, eine Anlaufmöglichkeit für eine tiefe Begegnung.“

Der Papst wird mutig neue Wege gehen

Das seien aber nicht alle guten Eigenschaften des neuen Papstes „Er hat einen sehr feinen Humor. Und er ist sehr konsequent, sieht Herausforderungen und stellt sich ihnen“, sagt Pater Dominic.

„So habe ich ihn zum Beispiel bei Generalkapiteln erlebt, bei denen es darum gegangen ist, wie wir unseren Orden neu strukturieren, neu aufstellen. Er hat uns ungemein ermutigt, Wege zu suchen, neue Wege und sich auch damit auseinanderzusetzen, was wirklich möglich ist.“

Der Papst hat seinen eigenen Stil

Und Papst Leo XIV., Kardinal Robert Prevost, stand immer für die Armen ein, für die, die am Rand stehen. „Das hat er auch in der Predigt am Allerheiligentag bei uns in Wien betont“, so Pater Dominic.

„Für Christus sind die im Fokus, die nichts bedeuten in dieser Welt. Sich bewusst dafür zu entscheiden, mit diesen Menschen zusammenzuleben und nicht auf sie vergessen, war ihm immer wichtig – in einem spirituellen-geistlichen Sinn, aber auch in einem materiellen.“ Als Papst Leo XIV. werde er das ganz bestimmt fortführen.

„Er wird den Fokus bestimmt auf Gerechtigkeit und Frieden legen, auf den Schutz der Armen, der Ausgebeuteten. Damit steht er in der Spur von Franziskus – auch wenn ich überzeugt bin, dass er seinen eigenen Stil finden wird. Und dann natürlich auch noch mit seinem Papstnamen ,Leo‘ mit dem er auf die Sozialenzyklika Leos XIII. Bezug nimmt – das alles ist Programm.“

Leo XIV. ist ein Papst des Miteinander: Mit euch Christ, für euch Bischof

Was Pater Dominic und auch seine Mitbrüder beim ersten Auftritt des neuen Papstes sehr berührt hat, war, dass er schon auf der Loggia das berühmte Augustinus-Zitat hat anklingen lassen. „Mit euch bin ich Christ, für euch bin ich Bischof.“

„Es ist ihm ein Anliegen, dass wir Menschen als Gemeinschaft leben. Das bedeutet für ihn als Hirten, zu schauen, dass die Herde zusammenbleibt. Dass die, die hinten nachgehen, nicht verloren gehen und die, die vorne mutig und kraftvoll wegpreschen, nicht davonziehen.“ Beide Pole brauche es wohl, aber eben auch einen, der den Spagat zwischen ihnen schafft. Genau dieser Spagat sei Papst Leo schon im Augustinerorden geglückt, so Pater Dominic und er sehe keinen Grund, warum ihm das in der Weltkirche nicht auch gelingen sollte.

„Ich denke, dieses Miteinander ist möglich, aber man muss es auch wollen und unser neuer Papst will es. Er ist zutiefst überzeugt davon, dass wir alle gemeinsam auf dem Weg zu Gott sind. Und er weiß, wenn wir es schaffen, dass wir in unserem Gegenüber, egal welcher Denkrichtung wir anhängen, Bruder und Schwester in Christus sehen, dass sich dann viele Fragen lösen werden; dass sich viele Antworten von alleine ergeben werden.“

Autor:
  • Portraitfoto von Andrea Harringer
    Andrea Harringer
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