Pionieriger, als man gemeinhin glaubt

Ausgabe Nr. 13
  • Die Kirche und ich
Autor:
©Stephan Schönlaub

Die Erzdiözese Wien war bezüglich der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen und der Maßnahmen zur Prävention früher dran als andere Diözesen oder staatliche Eiinrichtungen.

Ein unerwartetes indirektes Kompliment hat uns der Wiener Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (Neos) gemacht. Er hat das Wiener Kinderschutzgesetz präsentiert, das im Kampf gegen Missbrauch unter anderem in der Kindergarten-Magistratsabteilung eine Kompetenzstelle mit einer Juristin und einem Sozialarbeiter vorsieht und allen Kindergärten Schutzkonzepte abverlangt. Die Präsentation war vor sechs Tagen, und Wiederkehr sprach davon, dass die Gemeinde Wien damit „Pionierarbeit“ geleistet habe.

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Vor zehn Jahren hat unsere Erzdiözese ihre Kompetenzstellen eingerichtet, die seitdem zahlreiche Schulungen durchgeführt und schon viele Schutzkonzepte auf den Weg gebracht haben. Irgendwie waren wir die Avantgarde der Pioniere. Das klingt zwar ein bisschen eingebildet, gerade wenn man an die vielen Meldungen über Missbrauch in der Kirche denkt. Aber es ist so: Wir waren mit vielen Maßnahmen tatsächlich sehr früh dran – auch weil wir mit der „Affäre Groer“ einen frühen Weckruf hatten. Zwei Jahre danach haben wir die erste Ombudsstelle eingerichtet. Die Unabhängige Opferschutzanwaltschaft unter Waltraud Klasnic nannte kürzlich auch der international geachtete Kinderschutzexperte des Vatikans P. Hans Zollner SJ in einem „Kurier“-Interview eine „kluge Entscheidung“.

Mit Missbrauch gehen wir – in der Aufarbeitung und in der Prävention – heute ganz anders um als früher. Leider verstärken die vor allem aus Deutschland kommenden historischen Gutachten mit ihren alten Vorkommnissen immer wieder den Eindruck, als wäre immer noch alles im Argen. Wir machen sicher noch nicht alles optimal – aber Pionierarbeit dürfen wir uns allemal auf die Fahnen schreiben.

Autor:
  • Michael Prüller
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