Ein neuer Weg für die Ordensfrau

Gott hat nie aufgehört, sie zu führen
Ausgabe Nr. 7
  • Meinung
Autor:
Die ehemalige Ordensfrau Alexandra Wanker mit ihrem Ehemann
Die ehemalige Ordensfrau Alexandra Wanker mit ihrem Ehemann ©Alexandra Wanker, privat

Alexandra Wanker sieht im Rückblick, dass Gott nie aufgehört hat, sie zu führen. Die 48-Jährige war 12 Jahre Ordensfrau und ist heute glücklich verheiratet.

Die ehemalige Ordensfrau Alexandra „Xandi“ Wanker lebt seit Kurzem mit ihrem Mann Karl-Heinz in einer Wohngemeinschaft in der Loretto-Homebase im 1. Bezirk. Im Gespräch erzählt sie aus ihrem Leben.

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Xandi, du hättest dir nicht gedacht, dass dein Mann tatsächlich mit dir in diese Wohngemeinschaft ziehen würde.

Als ich davon erfahren habe, dass es diese WG geben wird, die das Gemeinschaftsleben von Loretto mittragen soll, habe ich gleich gesagt: Ich bin verheiratet. Und Karl-Heinz in eine WG zu bringen, das geht nicht. Als mein Mann das gehört hat, meinte er nur:

Was geht nicht?

Er hat sich dann zwei Tage Zeit genommen, um mit dem Herrn zu diskutieren und schließlich gemeint: „Xandi, wir haben keine eigenen Kinder und total viel zu geben. Also ich wäre dabei.“ Seit Juli wohnen wir also hier als Ehepaar in einer kleinen Wohnung und sind über den Balkon mit dem Rest der WG verbunden. 

Du bist Teil der charismatischen Lorettogemeinschaft. Welche Rolle spielt der Heilige Geist in deinem Leben?

Dem Heiligen Geist Raum zu geben, bedeutet für mich, von mir selber wegzuschauen, keine unselige Nabelschau zu machen, sondern den Blick darauf zu richten, was Gott tut. Der Heilige Geist hilft mir, wenn ich nicht weiß, wie ich beten soll. Im Alltag stupst er mich an und macht mich feinfühlig für andere. Das ist meist ganz unspektakulär. Oder in der Schule: Da brauche ich oft die Hilfe des Heiligen Geistes, wenn die Kinder mich zum Beispiel fragen, warum ich Christin bin. Ich muss als Lehrerin ja neutral bleiben und will ihnen so antworten, dass ich sie in ihrer eigenen Religiosität nicht irritiere.

Du warst zwölf Jahre Ordensfrau. Der Austritt war für dich sehr schmerzhaft.

Ich bin mit 25 in den Orden eingetreten, habe davor alles verkauft und wusste, dass ich eine Berufung dazu hatte Ordensfrau zu werden. Ich war lange glücklich als Ordensfrau. Aber meine Ordensgemeinschaft hat sich verändert. Es sind Dinge passiert, die mir nicht erlaubt haben, als Christ, als Mensch dort weiterzuleben, mich dort weiter zu entfalten und die mich gezwungen haben, die Gemeinschaft zu verlassen. Das Leben dort hat meiner christlichen Überzeugung nicht mehr entsprochen. 

Deinen Mann hast du nach deinem Austritt kennen gelernt. Ihr seid seit zehn Jahren verheiratet. Wenn du zurückschaust: Wie interpretierst du Gottes Führung?

Ich habe jetzt einen wunderbaren Ehemann und sehe im Rückblick, dass Gott nie aufgehört hat, mich zu führen. Er ist immer mit mir mitgegangen. Als der eine Weg als Ordensfrau zu Ende war, hat Gott gesagt: Xandi, ich setze dich jetzt auf einen anderen Weg. Du kannst dich entscheiden: Du kannst weiter weinend zurück in das leere Grab schauen. Oder du schaust, was ich für dich vorbereitet habe. Ich habe mich von ihm führen lassen und konnte nach einiger Zeit das Schmerzhafte vom Guten trennen. Meine Verletzungen wurden geheilt. 

Dir ist wichtig, das, was du in deiner Gottesbeziehung erlebst, weiterzugeben.

Ich möchte, dass die Menschen, die in meinem Leben sind, sich durch mich bedingungslos angenommen fühlen. Dass sie spüren, sie dürfen hier sein, wie sie sind. Nur wenn man angenommen ist, kann man wirklich wachsen. Das will ich auch den Kindern in der Schule vermitteln: Wir sind alle verschieden, vergleichen uns nicht, weil wir alle besonders sind. 

Autor:
  • Sandra Lobnig
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