Die neue Chefredakteurin des SONNTAG

Für Veränderungen muss man arbeiten
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Sophie Lauringer mit ein paar Ausgaben Der SONNTAG
Sophie Lauringer mit ein paar Ausgaben Der SONNTAG ©Stephan Schönlaub

Ab 1. März wird Sophie Lauringer, die 17 Jahre lang die Öffentlichkeitsarbeit für die Salesianer Don Boscos geleitet hat, neue Chefredakteurin des SONNTAG. Es ist eine „Rückkehr ins Medienhaus“, denn vor dem Jahr 2002 hat sie für das damals „junge“ Radio Stephansdom gearbeitet. Sie ist damit nach Elvira Groiss und Marie-Theres Hemberger bereits die dritte Frau in dieser Position. Wir haben sie nach ihren Schwerpunkten und Zielen gefragt.

Wir kennen uns schon lange – immerhin war ihr Vater im Gymnasium mein Geographieprofessor – und daher entwickelt sich das Interview zwishen Chefredakteurin Sophie Lauringer und mir zu einem Gespräch unter Freunden.

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Ist für dich, Journalistin zu sein, ein Beruf wie jeder andere oder doch ein wenig Berufung?

Ich hätte mir gut vorstellen können auch etwas anderes zu machen. Ich wollte eigentlich nach der Matura in die Hotelfachschule, weil ich gerne koche und ich bewirte sehr gern Gäste. Die haben mich aber abgelehnt. Also habe ich mir gedacht, dann gehe ich auf die Universität und schaue, was weiter passiert. Ich habe schon in der Schule Schülerzeitung gemacht, später bei den katholischen Elternvereinen ein Info­blatt gestaltet, ein erstes Seminar der Katholischen Medien Akademie besucht und bin immer weiter reingewachsen. Dann habe ich die Gelegenheit bekommen, bei Radio Stephansdom, jetzt radio Klassik Stephansdom, im ersten Team mit dabei zu sein – am 1. Sendetag. Und das war eine unglaubliche Chance, für die ich bis heute sehr, sehr dankbar bin. – Natürlich das Vermitteln, das Weitergeben an andere Menschen, das ist sicher meine Berufung. Und jetzt im SONNTAG  als Chefredakteurin in der Leitung des Teams mitarbeiten zu dürfen, macht mich stolz, weil es nicht irgendein Medium ist. Ich habe mir das ganz bewusst ausgesucht.

Du hast Germanistik, Theaterwissenschaften und Geschichte studiert. Hat Sprache einen besonderen Stellenwert für dich?

Ich liebe die deutsche Sprache und mag die Verunstaltungen nicht. Ich verstehe, dass sich Sprache weiterentwickelt. Unsere Großeltern sagten noch Portemonnaie, wir sagen Geldbörse. Unsere Großeltern haben noch Fernruf auf ihren Visitenkarten geschrieben, wir schreiben nur noch ,mobil‘, weil wir zuhause kein Festnetz mehr haben. Das entwickelt sich weiter, das ist klar. Aber die Sprache – und die deutsche Sprache – ist mir doch ein großes Anliegen.

Du hast die letzten 17 Jahre die Pressearbeit für die Salesianer Don Boscos gemacht. Haben Orden einen besonderen Stellenwert für dich?

An vielen Lebensecken komme ich immer wieder mit Orden in Berührung. Meine Erstkommunion hatte ich in einer Salesianerpfarre, dann war ich bei der Firmung bei den Jesuiten in Lainz. In der Schule war ich bei den Dominikanerinnen und die Salesianer haben mich beruflich sehr geprägt. Das Wichtigste für mich ist dabei das Charisma des heiligen Don Bosco, dass er jedem Menschen etwas zutraut. Mir kommt da sicher zugute, dass ich ein optimistischer Mensch bin, für den das Glas immer halbvoll ist.

Wie würdest du deine künftige Arbeit als Chefredakteurin Kindern in wenigen Worten erklären?

Ich würde sagen: Wir sind eine kleine Gruppe. Wir treffen uns jede Woche, wir diskutieren viel über den Glauben und schreiben dann das, was uns wichtig ist. Und wir dürfen dabei auch lachen und das ist doch wunderbar.

Welchen Stellenwert haben christliche Vereinigungen oder Organisationen für dich?

Ich komme nicht aus dem ganz klassischen katholischen Vereinswesen. Ich war jetzt nicht Ministrantin oder bei der Jungschar. Ich bin aber sehr früh in der katholischen Schülervertretung gewesen. Und dann war sicher der zweite wirklich wichtige Schritt für mich 1991 die Gründung der Studentinnenverbindung, die Elisabethina.

Wie schwer ist es, eigene religiöse Überzeugungen an die Kinder weiterzugeben? Kannst du mit deiner Tochter offen über religiöse Fragen reden?

Ja, natürlich, selbstverständlich. Sie ist halt den üblichen Weg gegangen. Mir war’s sehr wichtig, meiner Tochter zu vermitteln, dass es Gott gibt und dass es den Glauben in der katholischen Kirche gibt. Und das hat gut funktioniert, weil sie einfach diese Freude dort gesehen hat, mit anderen Kindern zu spielen, beim Messbesuch auch Aufgaben zu übernehmen. Sie war Ministrantin. Und dann hat sie sich sehr bewusst selber für die Firmung entschieden. Manchmal sagt sie: Ich bin jetzt nicht so religiös wie du. Ich denke mir, man sollte den jungen Leuten Zeit geben, wieder drauf zu kommen. – Sie ist in jedem Fall ein sehr sozialer Mensch, das zeigt sich auch in ihrem Beruf als Intensivpflegerin im AKH.

Zum Thema Frauen in der Kirche: Wo glaubst du, wird die Position der Frauen in der Kirche etwa in 25 Jahren sein?

Also in einer Generation, einer möglichen Enkelgeneration. Wir sind ja gerade in der Entwicklung auf dem Weg zur Bekenntniskirche in Österreich in unserer säkularen Gesellschaft in Mitteleuropa. Frauen werden an allen Ecken verstärkt Verantwortung wahrnehmen. Ich selber kann mir vorstellen, wenn jetzt kirchenrechtlich alles möglich wäre, dass es eine Generalvikarin gibt. Warum denn nicht?

Wenn katholischer Journalismus Zukunft haben soll, wie muss er dann sein?

Wir müssen bei den Menschen sein. Das ist die Stärke der katholischen Kirche. Beim katholischen Journalismus müssen wir das den Menschen zeigen und vermitteln. Durchaus auch mit Widerspruch. Es muss im Glauben immer Platz für Fragen geben, zum Nachhaken, Nachdenken. Immerhin ist die Philosophie auch eine große Disziplin in der Theologie.

Wir katholische Journalistinnen und Journalisten sollen immer nahe bei den Menschen sein.

Ist die Digitalisierung auch eine Chance für die Kirche und in welcher geeigneten Form wird sie für ein kirchliches Medium wie den SONNTAG schlagend?

Die Kirche ist immer dort, wo die Menschen sind. Bis vor einem Jahr hätten wir auch nicht gedacht, dass wir unsere beruflichen Treffen jetzt digital abhalten. Dass wir auch teilweise weit entfernt voneinander sind, trotzdem gut weiterarbeiten und unsere Arbeit erledigen können. In der digitalen Welt muss die Kirche einfach präsent sein und zielgruppengerecht. Darauf lege ich viel Wert.

Hat Kirchenzeitung, katholisch prononcierte Presse, noch einen Stellenwert? Wo wird Kirchenzeitung einmal hingehen?

Für mich als Chefredakteurin und für uns Redakteurinnen und Redakteure hat sie leider nicht den Stellenwert, den sie verdienen würde. Das heißt, für Veränderung muss man arbeiten. Wir müssen bestechen durch die Qualität und durch die Kompetenz, bei den Menschen nah dran zu sein und den Menschen Antworten auf die Fragen zu geben, die sie haben. Dann wird man das Produkt, ob es digital, Print, Video oder Audio ist, lesen, sehen und hören.

Bist du davon überzeugt, dass es auch in zehn Jahren noch eine Printausgabe geben wird? Oder wird alles digital sein?

Ich glaube schon, dass es noch Print geben wird, die Frage ist, in welcher Auflage. Das ist für mich als Chefredakteurin gar nicht so relevant. Für mich ist relevant, mehr Menschen zu erreichen. Ob jetzt zwei Drittel digital erreicht werden und ein Drittel analog oder umgekehrt, ist für mich eigentlich sekundär. Ich will mehr Menschen erreichen und will mehr Menschen zeigen, dass diese Kirche nicht langweilig ist, dass es Sinn hat, hier mitzumachen, dass es schön ist, Christ oder Christin zu sein. Das es gut ist, sich in der katholischen Kirche zu engagieren, mit all ihren Charismen und den Fehlern, die in so einer großen weltweiten Organisation wie der Kirche passieren und auch mit Missständen.

Du meinst also, eine Kirchenzeitung hat noch in 10 oder 15 Jahren eine Berechtigung.

Ohne kirchliche Medien kann sie nicht auskommen. Wichtig ist, es muss die kirchlichen Medien geben. Es ist eine starke Stimme und die Medienlandschaft wäre ärmer ohne dieses Charisma.

Autor:
  • Wolfgang Linhart
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