„Mama, ich möchte ins Kloster gehen“
GlaubenszeugnisAb drei Jahren wächst Hedwig Ücker-Geischläger bei den Großeltern auf. Später zieht sie nach Wien, macht die Matura und trägt einen Wunsch im Herzen: ins Kloster zu gehen. Doch viele Ereignisse in ihrem Leben verlaufen anders, als sie es sich vorgestellt hat. Und trotzdem findet alles seinen Platz – getragen von einer tiefen Verbundenheit mit Gott.
Wie hat Ihre Kindheit Sie geprägt? Hat Gott da schon eine Rolle gespielt?
Ich bin im Waldviertel aufgewachsen. Als ich drei Jahre alt war, ließ sich meine Mutter von meinem Vater scheiden, weil er gewalttätig war. Damit ich die Schule mit meinen Freundinnen fertig machen konnte, wuchs ich bei meinen Großeltern auf. Mit 14 Jahren ging ich nach Wien zu meiner Mutter und absolvierte, nach einem kurzen Umweg in der Handelsschule, die Matura in der Abendschule. Als ich mit der Schule fertig war, wusste ich sofort, was ich machen möchte. Ich sagte zu meiner Mutter: „Ich möchte ins Kloster gehen.“ Leider war sie nicht allzu glücklich mit der Idee, deshalb erlaubte sie es mir nicht, dorthin zu gehen, solange ich nicht volljährig, also 21 Jahre alt war.
Haben Sie dadurch Gott aus den Augen verloren?
Meine Mutter glaubte, ich hätte den Gedanken an das Kloster vergessen. Allerdings habe ich einen Priester aus der Kapuzi- nerkirche immer wieder angeweint. Er hat mir vorgeschlagen, jede Woche einmal eine Stunde zu kommen. Natürlich machte ich das und fand es toll! Für mich war er wie ein liebevoller Großvater, mit dem ich über alles sprechen konnte. Eines Tages habe ich zu ihm gesagt, dass meine Mutter möchte, dass ich studieren gehe anstatt ins Kloster. Da meinte der Pater zu mir: „Du gehst sofort auf die Uni.“ So kam es dazu, dass ich mich für das Medizinstudium angemeldet habe.
Haben Sie es nach dem Studium ins Kloster geschafft?
Nachdem ich mein Studium als Allgemeinmedizinerin abgeschlossen hatte, bin ich zu den missionsärztlichen Schwestern gegangen. Sie haben aber keine Allgemeinmedizinerin gebraucht, sondern eine Chirurgin – aber ich habe entschieden, dass ich nicht „im Bauch herumkrabbeln“ möchte.
Wie kam es dazu, dass Sie sich für die Neurologie entschieden haben?
Nachdem mir im Kloster gesagt wurde, dass sie nur nach einer Chirurgin suchten, war ich verzweifelt. Deswegen habe ich dem Beichtvater einen Brief geschrieben und um Rat gefragt. Schon am übernächsten Tag lag ein Brief von ihm in meinem Postkasten mit dem Wort „Komm“. Das werde ich nie vergessen, da war ich so froh! Er hatte Bekannte, die mir geholfen haben, meine Facharztausbildung in Psychatrie und Neurologie zu machen. Ich werde ihm für seine Hilfe immer danken.
Wie ist es dann dazu gekommen, dass Sie Vorträge in der Dompfarre gehalten haben?
Ich bin immer in die 12:00-Uhr-Messe gegangen und habe dort Martha Friedl, die für Seminare zuständig war, kennengelernt. Nach einem Gastvortrag aus Deutschland sagte Martha zu mir: „Also was die kann, das kannst du auch.“ Durch ihre Worte begann ich in den 1990er-Jahren bis kurz vor COVID Vorträge zu halten und daraus sind mittlerweile sechs Bücher entstanden. Vielleicht erlaubt mir der Herrgott noch vier weitere Bücher, um die zehn voll zu machen.
Der Fokus Ihrer Bücher ist ein besseres Leben zu führen, mehr auf Gott zu hören.
Ich habe in meinem Leben dunkle Zeit durchlebt, doch ich wusste, dass ich es schaffen würde, wieder glücklich zu sein. In meinen Büchern geht es um die Verbindung zwischen dem Glauben und der Psyche. Wie man es mit den Worten Gottes, mit Bibelworten und Zitaten schafft, dunkle Zeiten zu überstehen und Hoffnung zu schöpfen.
Hedwig Ücker- Geischläger
Alter: 85
Wohnort: Wien
Lebensmotto: Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir. (Psalm 139, Vers 5)
Gott ist für mich: mein Ein und Alles.
Sonntag bedeutet für mich: zu beten und meine Zeit Gott zu widmen.