Hl. Martin: Eine inspirierende Figur inmitten des Militärs

Harald Tripp
Ausgabe Nr. 45
  • Meinung
Autor:
Der heilige Martin: Eine inspirierende Figur inmitten des Militärs und der Kirche. ©Erzdiözese Wien / Stephan Schönlaub
Harald Tripp ist Militärpfarrer und Universitätsassistent am Institut für Kirchenrecht und Religionsrecht. ©privat

Militärpfarrer Harald Tripp erzählt über das Leben des heiligen Martin: Schutzpatron der Soldaten, vom Heiden zu Christus, eine beeindruckende Geschichte.

Der heilige Martin hat vor vielen Jahrhunderten gelebt – und doch steht er uns näher als viele andere Heilige. Er wurde in Ungarn als Sohn eines römischen Tribunen geboren. Mit 15 Jahren trat er auf Wunsch seines Vaters in den Heeresdienst bei der berittenen kaiserlichen Garde in Gallien ein und diente unter Kaiser Constantius II. (324–361). Er kam weit herum in der Welt: von seiner Heimat in Ungarn nach Deutschland, an die Donau, an den Rhein und schließlich nach Frankreich. Dort wurde er Taufschüler, Katechumene. Aus dem Heiden sollte ein Christ werden. Er lernte dabei wohl, was das Wichtigste für einen Christen ist: eine große Liebe zu Gott und zu den Menschen. Für das Militär und Soldaten ist es bemerkenswert, dass er das Militär zunächst nicht verließ. Er diente noch einige Jahre weiter und war ein Beispiel der Heiligkeit inmitten seiner Kameraden. Und dies mag wohl auch der Grund sein, warum er der Schutzpatron der Soldaten ist. So blieb der heilige Martin vorerst in der römischen Armee und verrichtete gelassen die ihm zugewiesene Arbeit, sanftmütig und freundlich zu allen, ohne andere Menschen zum Christentum zu drängen, sondern Martin führte die Kameraden mehr durch sein Beispiel hin zum aufrichtigen Tun und Handeln.

Hagiographische Werke berichten, dass er einer Legende nach am Stadttor von Amiens einem frierenden Bettler die Hälfte seines Soldatenmantels gegeben haben
soll. Darauf wäre ihm Christus im Traum erschienen, um ihm für den Mantel zu danken. So kam irgendwann der Punkt, an dem der heilige Martin seine Zeit mehr Gott widmen wollte, indem er ein „Soldat für Christus“ wurde und ausschließlich in Christi „Armee“, der Kirche, diente.

Er verweigerte gegenüber dem römischen Kaiser die Annahme des Donativum, welches nach altem Brauch am Vorabend des Kampfes den römischen Soldaten als zusätzlicher Sold entrichtet wurde. Seine militärische Laufbahn war nunmehr beendet. Mit 18 Jahren ließ Martin sich taufen und wurde dann Schüler des Hilarius von Poitiers. Seine Evangelisierungstätigkeit hatte nicht immer den erwünschten Erfolg, so lebte er danach eine Zeit lange als Einsiedler, gründete 361 in Ligugé und Marmoutier erste Klöster in Gallien. Er wurde Abt und später Bischof der Stadt Tours. Das Beispiel von Martin erinnert uns nicht nur an seinem Gedenktag, dem 11. November, daran, dass Gott uns manchmal dazu aufruft, an unserem Platz im Leben als Christ zu bleiben und Gottes Botschaft zu anderen zu bringen. Gleichzeitig kann er uns aber auch in eine besondere Nachfolge rufen und möchte, dass wir uns ganz in seinen Dienst stellen. Die Tat des hl. Martin leuchtet auch heute noch hinein in unsere oft friedlose Welt, die gekennzeichnet ist durch bewaffnete Konflikte in der Ukraine, im Nahen Osten oder anderswo. Frieden erfordert, das Leid der anderen zu sehen und nach Kräften zu handeln! Wo ein Mensch einem anderen in seiner Not zu Hilfe kommt, wo Frieden und Versöhnung geschaffen werden, da wird die Welt ein wenig heller und lichter: „Lasset euer Licht leuchten vor den Menschen, damit sie eure guten Werke sehen und den Vater preisen, der im Himmel ist!“ (Mt 5,16)
 

Militärerzdekan Dr. Harald Tripp - Militärpfarrer und Universitätsassistent am Institut für Kirchenrecht und Religionsrecht der Katholisch-Theologischen Fakultät Wien.
Der Kommentar drückt die persönliche Meinung des Autors aus!
 

 

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