Heinz Ebner und seine religiöse Kunst

Der da am Kreuz stirbt, der heilt
Ausgabe Nr. 13
Autor:
Kreuzweg-Gemälde von Heinz Ebner
Bildzitate von biblischen Heilungen: die Erweckung des Lazarus, das Ohr des Soldaten im Garten Gethsemane, die Heilung des Gelähmten. ©Heinz Ebner
Heinz Ebner malt
Heinz Ebner in seinem Atelier. ©Markus A. Langer
Heinz Ebner an der Arbeit
Heinz Ebner nutzt die Acryl-Mischtechnik für seine Werke. ©Markus A. Langer

Der aus Güssing stammende und in Wien lebende Künstler Heinz Ebner bezieht seine Inspiration aus seinen katholischen Wurzeln. Er ist fest der Überzeugung, nur auf einem guten Humus kann etwas Neues und völlig anderes entstehen.

Zu Ihrem Schaffenswerk zählen auch Kreuzwege. Einer davon ist 2014 in Eisenstadt entstanden. Was ist das Besondere an diesem?

Heinz Ebner: Mir war klar, die Stationen für die Kapelle des Eisenstädter Caritasheims St. Martin muss ich nicht neu erfinden. Das sind alles Bildzitate vom Führich-Kreuzweg. Als Hintergrund habe ich den roten Mantel des heiligen Martin gewählt. Die Betrachter sind Menschen, die das Haus nicht mehr lebend verlassen werden. Ihnen zu zeigen, alles stirbt, war mir ein bisschen zu wenig. Über diese Führichbilder habe ich lineare Zitate mit weißer Farbe gelegt, die allesamt die Heilsgeschichte in Erinnerung rufen. In jeder Kreuzwegstation gibt es eine Ana-logie zu einem Wunder, zu einer Heilung Jesu. Der, der da am Kreuz stirbt, heilt. Da erkennt man auf einmal eine Figur, die unterm Arm eine Bahre trägt und weggeht, oder einer kommt aus dem Grab heraus – die Erweckung des Lazarus. So wie man das Leiden und Sterben sieht, so sieht man auch die Heilung.

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In Ihrer Arbeit spielen immer wieder religiöse Themen eine große Rolle. Wie steht es mit Ihrem Glauben?

Ich halte es mit dem Glauben so wie die meisten anderen mit dem Atmen. Für mich ist er etwas, das existent ist. Ich hinterfrage auch nicht jeden Atemzug, ich atme automatisch. Wie beim Atmen gibt es auch beim Glauben Momente, bei denen man außer Atem kommt. Man hat vielleicht Atemnot, weil die Umgebung rauchig ist. In solchen Situationen stellt sich nicht die Frage, soll ich weiteratmen oder nicht, weil im Raum schlechte Luft ist. Sondern wie muss ich weiteratmen? Glaube ist nicht etwas, was ich am Sonntag wie ein paar Schuhe anziehe. Es bedeutet eine ständige Auseinandersetzung mit der Realität, ein Draufkommen, dass ich manchmal zu weit links oder rechts, zu schnell oder zu langsam mich fortbewege, aber ich bin immer glücklich zu sehen, ich bin auf dem Weg.

Wie haben Sie die neue Glastechnik „Fusing“ für sich entdeckt?

Ich hatte schon bei der herkömmlichen Bleiverglasung den Wunsch, in zwei Schichten arbeiten zu können. Durch die Distanz würde sich die Perspektive ändern und durchs Überlagern könnten Farben intensiver werden. Aber doppeltes Glas bedeutet doppelte Kosten, die zahlt keiner. Bei meinem ersten Auftrag in Wien für die Pfarrkirche St. Gertrud in Währing hat mein Entwurf für Altar, Ambo und Taufbecken mit Bleiverglasung gewonnen. Die damalige Leiterin des diözesanen Referats für Kunst- und Denkmalpflege, Hiltigund Schreiber, hat mir den Rat erteilt, mir dafür vielleicht die neue Schmelzglastechnik anzuschauen. Dieses Projekt war mein Einstieg in diese neue Form der Glasgestaltung. Ich war begeistert: Ich durfte von Beginn an alles selber machen: das Glas zuschneiden, bemalen, die Farben auswählen. Außer das Glas in den Ofen hineinlegen und brennen. Das ist eine heikle Geschichte, denn in einem späten Stadium kann sehr viel kaputtgehen.

Die Farben Rot und Gelb scheinen in Ihren Glaskunstwerken zu dominieren, Stichwort: Papstmonstranz. Warum?

Das Allerheiligste nicht in Gelb oder Gelbweiß erstrahlen zu lassen, das wäre ein künstlerischer Stilfauxpas. Die Farbe des Heiligen Geistes ist Rot. Daher war es mir ein Anliegen, dass die Flammen, die auf der Papstmonstranz zu sehen sind, natürlich auch rot sind. Mir sagt man nach, dies sind meine Lieblingsfarben. Das stimmt nur zum Teil. In den zur Verfügung stehenden Glasfarben sind es die aktivsten. Mir gefällt dunkles Blau wahnsinnig gut. Aber wenn ich an den Tabernakel in Laa an der Thaya denke, der außen im tiefen dunklen Rot erscheint, und erst wenn man ihn öffnet, in Gold-Gelb-Weiß erstrahlt, dann sind das die Farben, die gegen jede Farbenlehre am stärksten harmonieren, aber auch kontrastieren.

Wie sehen Sie Ihre Funktion als Künstler?

Ich versuche, eine Idee mit jemand anderen zu schaffen. Das kann der Auftraggeber, ein von der Diözese Beauftragter, der Handwerker in einer Glaserei sein. Meine Aufgabe besteht darin, in diesem Spannungsfeld der Idee die Chance zu geben, das Beste daraus zu machen und den besten Inhalt hineinzubuttern. Das hat bis jetzt relativ gut funktioniert. Ich bin aber auch oft gescheitert, wenn die Ideen einfach schlecht waren. Wer nicht scheitert, der findet nicht die wahre Richtung.

Wie geben Sie die Leidenschaft für Kunst den Schülern und Studierenden weiter?

Ich kann mir für den Unterricht eine Million von Bildern aussuchen, in denen es um Kontraste oder um den Menschen im Bild geht. Warum soll ich nicht gerade justament jene nehmen, wo ich auch den Grundfragen des Menschseins begegnen kann: Woher komme ich? Wohin gehe ich? Warum bin ich? Das nicht christlich beantworten zu wollen, kann ich nicht. Zum Unterrichten braucht man eine Art Berufung, gegen die man sich eine Zeit lang wehren kann, aber dann merkt man schon: Es gibt einem ein Glücksgefühl. Ich möchte niemanden missionieren, wir reden über einen kleinen Aspekt des Lebens, die Kunst. Ich möchte helfen, Fragen zu formulieren. Es ist immer eine Gratwanderung zwischen Kreativität und Reflexion.

Autor:
  • Porträtfoto von Markus Langer
    Markus A. Langer
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