Franziskus Erbe: Acht Mal Hoffnung
Papst
"Himmel & Erde" hat die acht Momente, die dem verstorbenen Papst Franziskus Hoffnung gegeben haben, zusammengetragen.
Franziskus Flucht nach vorne
Die erste Reise als Papst führte Franziskus nach Lampedusa, „diese winzige Insel im Mittelmeer, die zum Vorposten der Hoffnung und Solidarität geworden ist, aber auch zum Symbol für die Widersprüche und Tragödien der Auswanderung wie dem gewaltigen Friedhof des Mittelmeers, der viel zu viele Tote birgt“, schreibt Papst Franziskus. Auch er komme „aus einer Migrantenfamilie“. Seine aus Italien stammenden Großeltern haben erlebt, „wie es ist, wenn man absolut nichts mehr hat“.
Franziskus wider die Entfremdung
„Mein Großvater hat mir die Schrecken des Ersten Weltkriegs geschildert, den Schmerz, die Angst, die absurde und unabweisbare Sinnlosigkeit des Krieges. Aber auch von Momenten der Verbrüderung mit den feindlichen Kräften, die ja auf beiden Seiten aus Bauern, Arbeitern und Angestellten bestanden. Einfachen Menschen, die hin und wieder miteinander redeten, mit Mimik und Gesten oder Worten, die sie von der Sprache der anderen aufgeschnappt hatten. Manchmal tauschte man auch ein wenig Tabak, ein Stück Brot oder ein anderes Geschenk: Auf diese Weise erfand man winzige Atempausen, um der Last und der Entfremdung in den Schützengräben für einen Augenblick zu entgehen.“
Innig geliebt: Papst Franziskus
„Ich habe meine Oma Rosa innig geliebt und wurde auch von ihr geliebt. Für mich war sie die lebendige Verkörperung der Alltagsheiligen … Eine Frau, die – auch moralisch – viel erlitten hatte, aber immer mutig vorwärtsging … Und sie verfolgte geduldig und beständig ihren Weg und den der Familie, Tag für Tag. Sie hat mir als Erste die christliche Botschaft nahegebracht, und das war für mich einfach wunderbar.“
Fürsorge und Dank
„,Danke‘ ist ein ganz grundlegendes Wort des Daseins, vor allem innerhalb der Familie. Zusammen mit ,Ist es erlaubt?‘ und ,Entschuldigung‘ öffnet es uns das Tor zum guten Leben, zum Leben in Frieden. Wir müssen uns diese drei Ausdrücke vorstellen wie Schilder, die an den Zugängen zu unseren Häusern und unserem Leben hängen. Heute könnte man fast meinen, dass unsere Gesellschaft den Anstand gegen schlechte Manieren und böse Worte eingetauscht hat, als wären diese ein Symbol der Selbstbestimmung. Höflichkeit, Fürsorge, die Fähigkeit zu danken, werden häufig als Zeichen der Schwäche ausgelegt.“
Der Schatz der Musik
„Gerade die klassische Musik ist ein Schatz, den ich schon als Junge gehoben habe, und auch dies verdanke ich dem Erbe meiner Mutter: Schubert, Chopin, Wagner, Beethoven. Klassische Musik liegt mir immer am Herzen, aber ich vermenge sie ganz selbstverständlich mit populärer Musik. Mit Edith Piaf zum Beispiel oder mit Tango und Milonga. Der Tango erzählt viele Geschichten, auch die von Niederlagen. Der Tango kann dramatisch sein, aber niemals pessimistisch, denn so wie er Qual und Elan ausstrahlt, so sehr schwingen in ihm Sehnsucht und Hoffnung mit.“
Franziskus suchte mehr
„Was mich anging: Ich suchte mehr. Die Dominikaner gefielen mir, und ich hatte dort einige Freunde. Aber das Seminar wurde von den Jesuiten geführt, die ich daher gut kannte. Drei Dinge haben mich an der Gesellschaft Jesu am stärksten beeindruckt: die Gemeinschaft, die Hinwendung zur Mission und die Disziplin. Vor allem die letzten beiden Punkte. Auch wenn ich später nicht in die Mission entsandt werden sollte und ich mich häufig wenig gehorsam und diszipliniert verhielt. Doch die Disziplin faszinierte mich. Wie sie die Zeit einteilte.“
Gott ist größer als die Sünde
„Ich erträume mir eine Kirche, die immer mehr Mutter und Hirtin ist, deren Diener barmherzig sein können, sich der Menschen annehmen und begleiten wie der gute Samariter. Gott ist immer größer als die Sünde. Die organisatorischen und strukturellen Reformen kommen hinterher: Die erste Reform muss jene der Haltung sein. Die Bischöfe zum Beispiel müssen Menschen sein, die geduldig die Schritte Gottes in seinem Volk unterstützen, sodass niemand zurückbleibt. Es braucht nicht nur eine Kirche, die die Türen offen hält und empfängt, sondern auch eine, die neue Weg sucht und findet, die fähig ist, aus sich selbst herauszutreten.“
Franziskus: Hoffnung ist ein kleines Kind
„Diese unbesiegbare, lachende Kleine, die Hoffnung, ist ein frohes Kind, das nie genug kriegen kann, das wie der Wind dahin und dorthin rennt. Das nicht läuft, um anzukommen, sondern um zu laufen. Sie weiß, was uns guttut. Ich habe sie in meiner Familie kennengelernt. Sie war meine enge Freundin bei all meinen Kinderspielen. Ich habe sie schon als Junge umarmt, und später wurde sie meine Braut in einem Frühling, der mein Leben für immer verändert hat. Als Erwachsener habe ich sie an so manchem dunklen Tag aus den Augen verloren. Ich dachte, sie hätte sich von mir abgewendet, mich verlassen. Dabei war ich es, der ihrem Blick auswich. Und dann habe ich mir versprochen, dass ich ihr immer folgen werden. Denn ihr Himmel ist bereits auf Erden.“