Faire Bezahlung?

Wunsch nach gerechter Verteilung
Ausgabe Nr. 17
  • Meinung
Autor:
Dr. Katharina Renner ist Vizepräsidentin der Katholischen Aktion Österreich. ©privat

Die Vizepräsidentin der Katholischen Aktion Österreich Dr. Katharina Renner ist sich sicher, dass gesellschaftlicher Friede nur möglich ist, wenn sich alle gerecht behandelt fühlen.

Faire Bezahlung? Grundeinkommen? Lieferkettengesetz? Egal was, aber wir brauchen dringend eine Diskussion zu Arbeit und sozialer Fairness.

Sie lesen den SONNTAG, vielleicht im gemütlichen Lehnstuhl. Sie sehen die Überschrift und ich bin mir fast sicher, Sie kennen dieses Unbehagen: Wir haben hart gearbeitet, wir dürfen die Ruhe im Lehnstuhl genießen, das gebührt fleißigen Menschen wie uns. Wir wissen aber gleichzeitig, dass es nicht unser Verdienst war. Wir sind in einem besonders günstigen Umfeld groß geworden. Unsere Eltern und das Schulsystem unterstützten uns. Der Mehrheitsgesellschaft (also weiß und katholisch) standen alle Türen offen. Wir wissen, wir können nicht sagen, selber schuld, dass du es nicht geschafft hast.

Am 1. Mai begehen wir den Tag der Arbeit, am 30. April den Tag der Arbeitslosen. Arbeit ist ein Ausdruck von Schaffenskraft. Arbeit ist sinnstiftend. Nur mit Arbeit fühlt sich der/die Einzelne als Teil der Gesellschaft. Der Druck auf Arbeitslose, vor allem auf Langzeitarbeitslose, ist groß. Dazu kommt: Nicht jede Arbeit ist gleich viel wert. Zum Beispiel die vielen, die sogenannte Care Arbeit leisten: schlecht oder gar nicht bezahlt, meistens Frauen, viele mit Migrationshintergrund. Wir als Gesellschaft schaffen es nicht, dieses Thema mit der Ernsthaftigkeit und Dringlichkeit anzugehen, die eigentlich nötig wären.

Gesellschaftlicher Friede ist nur möglich, wenn alle sich gerecht behandelt fühlen. Was das bedeutet, das müssen wir erst gemeinsam aushandeln. Setzen wir bei den Löhnen an und schaffen wir hier Fairness? Also mehr Geld für jene  in der Care Arbeit (und im Gegenzug weniger für jene, die sich oft als Leistungsträger sehen)?

Oder ist es ein Grundeinkommen, das denen ohne Lohnarbeit ein gutes Leben ermöglicht? Nicht zuletzt die große Gruppe der Künstlerinnen und Künstler und der Selbständigen könnte sich auf ihre Leidenschaft konzentrieren – wir als Gesellschaft würden davon profitieren. Unser Wunsch nach Gerechtigkeit schließt die mit ein, die mit ihrem Schweiß unsere billige Kleidung, unseren Ramsch produzieren. Wie kann es überhaupt sein, dass wir nicht über die wahren Kosten Bescheid wissen (können)? Dies alles sind politische Forderungen. Und was könnte politischer sein als ein Gott, der sagt: Ich bin Jahwe, dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus (Ex 20,2)?

Der Kommentar drückt die persönliche Meinung der Autorin aus!

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  • Dr. Katharina Renner
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