Ein dicker Hund

Hirtenhund
Ausgabe Nr. 34
  • Hirtenhund
Autor:
©Der SONNTAG

Der Hirtenhund bellt diese Woche über die "Grabenkämpfe" in unserer Kirche zwischen den "konservativen" und den "linken" Kräften.

Eigentlich sollte der Sommer die Zeit der Entspannung. Tatsächlich aber scheinen gerade in unserer Kirche die Gräben mancherorts immer tiefer zu werden, ja, die Grabenkämpfe zwischen den „konservativen“ und den „linken“ Kräften ungebremst weiterzugehen. Im deutschen Münster hat die Verleihung eines Preises an den US-Bischof Robert Barron zu theologischer Schnappatmung geführt. Barron gilt manchen als religiöser Trumpianer, den man daher nur ablehnen kann – anderen wiederum als „Gottesfreund“, der den Preis unbedingt verdient hat, weil er eines der erfolgreichsten Missionierungsprojekte betreibe. In Österreich fühlen sich Theologinnen von – rechten – katholischen Kreisen bedroht, die ein theologisches Absurditätenkabinett mit sich führen: von einer Begeisterung für ein katholisch-monarchistisches Staatsverständnis bis hin zum Schwadronieren über die Rechtmäßigkeit der Todesstrafe.  

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"Konservative" gegen "Linke"

Selbst vermeintlich harmlose „Jugendtreffen“ werden zur Kampfarena: In der „Furche“ wähnt man bei diesen Treffen eine „klare Agenda“ am Werk und sieht „Religiöse Lobbyisten auf dem Vormarsch“. Am anderen Ende des publizistischen Spektrums verteidigt die „Tagespost“ eben diese Agenda, indem das Schreckgespenst einer „völlig säkularisierten Gesellschaft“ beschworen wird. Ist es da nicht gut, wenn brave katholische Jugendliche dagegen anbeten? Und überhaupt: wie die böse „Furche“ gegen diese Form des Laienapostolats vorgehe, sei nun wirklich „ein dicker Hund“. 
Apropos anbeten: Auch das „Jubiläum der Jugend“, zu dem fast 500.000 Jugendliche nach Rom gereist sind, wurde zum Kampfplatz um Deutungshoheit. Österreichische Kirchenvertreter freuten sich – natürlich – über so viele junge Leute, die miteinander gebetet und dem Papst zugejubelt haben. Hach, die Jugend ist doch nicht verloren! Und dann noch die „Christfluenzer“, die dort ihren Glauben oder was sie dafür hielten sozial-medial in den Äther posteten … Anderer­seits kann man schon fragen: Ist es das, was wir wollen? Dass junge Menschen bei Events ein exzessives Self(ie)marketing mit spirituellem Anstrich zelebrieren? Ist das Kirche? Oder ist Kirche nicht eher ein Wagnis-Projekt, das sich bis aufs äußerste entäußern sollte, um für andere da zu sein? Für eine bessere, nicht für eine innerlichere Welt? 

Vom „dicken Hund“ habe ich mich übrigens persönlich angegriffen gefühlt. Und um nicht gleich wieder alle sommerliche Gelassenheit fahren zu lassen, tröste ich mich mit meinem Lieblingskalenderspruch: „Dick wird man nicht zwischen Weihnachten und Neujahr, sondern zwischen Neujahr und Weihnachten.“

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