Die Trapps – Licht und Schatten einer Familie

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Julie Andrews im Film „The Sound of Music“
Der Film „The Sound of Music“ (im Bild Julie Andrews 1965) lockt pro Jahr rund 600.000 Touristen (in normalen Jahren) aus aller Welt nach Salzburg. ©Salzburg Tourismus
Trapp-Familie singt vor Christbaum
Die Weihnachtskonzerte der Familie Trapp wurden in den USA zur beliebten Tradition. ©Anonym/Imagno/picturedesk.com
Lisl Karlstadt und Ruth Leuwerik
Filmszene mit Lisl Karlstadt und Ruth Leuwerik. ©Ullstein Bild/picturedesk.com
Villa Trapp
Die Villa Trapp in Salzburg gehört heute einem katholischen Orden. ©Salzburger Land

„The Sound of Music“, die erfolgreiche Verfilmung der Geschichte der Trapp-Familie, gehört für US-Amerikaner zum Weihnachtsfest wie bei uns der Christbaum. Mehr als 1,4 Milliarden Menschen haben den Film bereits gesehen. Ein 2018 erschienenes Buch erzählt den wechselvollen Weg der Familie Trapp aus historischer Sicht und beleuchtet dabei auch den tief katholischen Hintergrund des Familienchors.

Die abenteuerliche und heute weltberühmte Geschichte der Familie Trapp nimmt ihren Anfang in der k. u. k. Monarchie. Georg Ritter von Trapp (1880–1947), Korvettenkapitän und späterer Kriegsheld der kaiserlichen Marine, heiratete 1911 in Fiume die bildschöne und reiche Millionenerbin Agathe Withehead. Dem Paar wurden sieben Kinder geschenkt. Während des Krieges lebte Agathe von Trapp mit ihren Kindern in Zell am See, Vater Georg bekämpfte als U-Boot-Kapitän französische und italienische Schiffe und errang dabei einige Siege mit zahlreichen Toten.

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Der Zusammenbruch der Monarchie bedeutete für Georg von Trapp das Ende seines Berufes als Kapitän – ein schwerer Verlust, dem bald ein weiterer folgen sollte. Die Familie übersiedelte nach dem Krieg von der Adriaküste nach Klosterneuburg. Die Idylle im dortigen Martinschlössel währte nur kurz, denn Agathe von Trapp erkrankte schwer an Scharlachfieber. Sie starb 1922 und wurde am Martinsfriedhof nahe ihrem letzten Wohnsitz beigesetzt. Ihre Kinder nannten Agathe von Trapp zeitlebens zärtlich „die Maman“ (französisch ausgesprochen), die spätere Stiefmutter Maria Augusta von Trapp wurde mit „Mutter“ angesprochen.

In der Klosterneuburger Zeit wurden die Kinder von Tante Conny, der Schwägerin Georgs, und einem Kindermädchen betreut. Beide waren sehr gläubig und legten „mit täglichen Lesungen aus der Kinderbibel und regelmäßigen Besuchen der heiligen Messe die Fundamente tiefer Religiosität“, wie es im Buch „Die Trapp-Familie“ von Brigit Mosser-Schuöcker und Gerhard Jelinek heißt. Tante Conny besucht zudem die Bibelstunden des Liturgiereformers Pius Parsch.

Film-Trailer: Die Trapp-Familie (1956)

Die Kinder waren tief religiös

Georg von Trapp war ursprünglich evangelisch und dürfte seinen Kindern zuliebe zum katholischen Glauben konvertiert sein, „allerdings gibt es darüber in den Konvertitenbüchern keinen Eintrag“, erklärt Buchautorin Birgit Mosser im Gespräch mit dem SONNTAG. Agathe von Trapp, die zweitälteste der Trapp-Geschwister, berichtet in ihren Erinnerungen von einer einzigen religiösen Auseinandersetzung mit dem Vater: So wollte der Witwer in der Klosterneuburger Zeit mit seinen Kindern einmal einen Sonnntagsausflug machen. Die Kinder lehnten dies entschieden ab, da sie sonst die heilige Messe nicht besuchen hätten können.

Georg von Trapp beschloss 1923 mit seiner Familie in den Salzburger Vorort Aigen zu übersiedeln und erwarb dort eine stattliche Villa. Hier stellte er 1925 Maria Augusta Kutschera als Lehrerin für seine kranke Tochter Maria ein. Am 26. November 1927 heiratete Trapp Maria Augusta. 1935 – die Trapps begannen sich bereits als Familienchor zu formieren – traf die Familie ein weiterer Schicksalsschlag: Georg von Trapp, durch das Erbe seiner ersten Frau sehr vermögend, verlor beim Konkurs der Lammer-Bank sein gesamtes Geld. Um ein Einkommen zu haben, vermietet die Familie von nun an einen großen Teil der Villa an Theologie-Studenten und an den Priester und Theologie-Professor Josef Dillersberger, der ein Erkerzimmer zur Kapelle umgestaltet. Der tägliche Besuch der heilige Messe ist für die Familie, die den Gottesdienst gesanglich gestaltet, selbstverständlich.

Als Dillersberger beruflich nach Rom muss, kommt der junge Priester Franz Wasner ins Haus. Unter seiner Leitung beginnt sich der Familienchor zu einem professionellen Ensemble zu entwickeln. „Wasner erkannte die große Musikalität der Trapps und gab ihnen Ratschläge wie sie ihren Gesang noch verbessern konnten“, erzählt Birgit Mosser.

Film-Trailer: The Sound of Music (1965)

Autonomiebestrebungen unterdrückt

Maria Augusta von Trapp, geborene Kutschera (1905-1986), die zweite Frau Georg von Trapps, war in ihrer Jugend von der katholischen Neuland-Bewegung geprägt. Als ehemalige Klosternovizin war sie tief religiös und lehnte etwa eine von einem Gynäkologen dringend empfohlene Abtreibung ab. „Bei ihr nahm die Religiosität aber z. T. seltsame Formen an“, sagt Birgit Mosser. So glaubte Maria Auguste von Trapp eine Zeit lang, die Stigmata Christi zu haben (was im Zuge einer Untersuchung durch das Salzburger Kirchengericht nicht anerkannt wurde). Ihre Kinder litten unter ihrem manchmal aufbrausenden und dominanten Wesen. Autonomiebestrebungen der (schon erwachsenen) Töchter wurden von der Stiefmutter abgelehnt, um den Familien-Chor zusammenzuhalten. Maria Augusta und auch andere Familienmitglieder waren überzeugt, mit ihren Chorauftritten (bei denen vor allem religiöse Lieder gesungen wurden), eine göttliche Mission zu erfüllen.

1938 hatte die Familie, die entschieden gegen den Nationalsozialismus eingestellt war, die Gelegenheit in die USA auf Tournee zu gehen. Die Entscheidung fiel dem überzeugten Österreicher Georg von Trapp nicht leicht. Nachdem er die Zustimmung all seiner Kinder eingeholt hatte, soll er die Bibel aufgeschlagen haben, um Gottes Willen zu erfragen. Tochter Maria von Trapp schreibt in ihren Erinnerungen: „Und wo ist er steckengeblieben mit seinem Bleistift? Wo Gott zu Abraham sagt: Take your family and go. Der Rest war gleichgültig. Go!“ Eine Entscheidung, die die Familie durch die spätere Verfilmung ihres Lebens weltberühmt machen sollte.

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  • Portraitfoto von Agathe Lauber-Gansterer
    Agathe Lauber-Gansterer
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