Die spirituelle Kraft der Orgel

Glaubenszeugnis
Ausgabe Nr. 35
  • Spiritualität
Autor:
Person spielt Orgel
Die Orgel ist das größte Instrument überhaupt und wird auch "Königin der Instrumente" genannt. ©ma-no
Portrait von Florian Kaier
Als Organist verbringt Florian Kaier sehr viel Zeit in der Kirche – und er tut es gern. ©privat

Florian Kaier ist seit einem Jahr Organist in der Basilika von Mariazell. Erfahre, wie er durch das Orgelspielen seinen Glauben gefunden hat und es als seine Berufung sieht, musikalisch zu predigen.

Als ihn sein Klavierlehrer vor fast zehn Jahren mit der Orgel bekannt gemacht hat,
hat Florian Kaier sofort Feuer gefangen. Er hat in Wien Kirchenmusik und Orgel studiert und pendelt heute zwischen Wien und Mariazell, wo er seit einem Jahr als hauptamtlicher Organist in der Basilika Wallfahrtsgruppen begleitet.

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Florian, in deiner Familie waren Kirche und Glaube kaum ein Thema. Du warst als Kind und Jugendlicher selten in der Kirche. Warum hast du dann mit dem Orgelspielen begonnen?

Mein Klavierlehrer war auch Organist und hat mich eingeladen, die Orgel kennen zu lernen. Damals war ich 15. Ich war sofort von dem Instrument begeistert. Die Bauweise, die Klangfülle, das Monumentale – die Orgel ist das größte Instrument überhaupt und wird auch ‚Königin der Instrumente‘ genannt – haben mich von Anfang an sehr fasziniert. Auch dass man als einzelne Person ein ganzes Orchester spielt. Der Schatz an grandioser Orgelmusik ist riesig, fast täglich entdecke ich Neues.

Du bist als Jugendlicher also vom Klavier auf die Orgel umgestiegen.

Genau. Mein Lehrer hat mir nahegelegt, diesen Weg einzuschlagen, weil er gesehen hat, dass ich Talent habe. Ich habe in Wien das Orgel- und Kirchenmusik­studium begonnen, eine umfangreiche Ausbildung, bei der man sowohl im liturgischen als auch im konzertanten Bereich unterrichtet wird.

Durch dein Studium und das Orgelspiel in Gottesdiensten hast du den Glauben entdeckt. Wie hat sich das entwickelt?

Als Organist verbringt man ja doch sehr viel Zeit in der Kirche und lernt die Messe und ihren Ablauf gut kennen. Im Laufe der Zeit habe ich mich gefragt, worum es da eigentlich geht und für wen ich da spiele. Die meiste Musik, die für die Orgel und die Liturgie geschaffen wurde, ist von sehr gläubigen Menschen geschrieben worden. Ich habe bei diesen Stücken immer den Eindruck, sehr bedeutsame Musik zu spielen. Dadurch habe ich den Glauben immer mehr entdecken dürfen.

Anders als bei einem Konzert stehst du als Organist im Gottesdienst nicht im Mittelpunkt. Wie gehst du mit dieser Tatsache um?

Das Spielen im Gottesdienst ist ganz klar ein Dienst an der Gemeinde. Es mag komisch klingen, aber ich muss mich dabei ‚unterordnen‘ und mir bewusst sein, dass es nicht darum geht, mein Können zu zeigen und andere damit zu beeindrucken.

„Das Spielen im Gottesdienst ist ganz klar ein Dienst an der Gemeinde.“


Florian Kaier

Abgesehen vom Spielen im Gottesdienst: Was gehört noch zu deiner Tätigkeit als Organist?

Der Priester und ich gestalten zusammen eine schöne Mischung aus Liedern und Text. Er spricht die Worte, und ich predige musikalisch.

Du bist seit Kurzem hauptamtlich in Mariazell tätig. Wie ist es, in der Basilika zu spielen?

Grundsätzlich ist jeder Kirchenraum anders. Auf die jeweilige Akustik und den Hall muss man sich als Organist einstellen. Auf ‚meiner Orgel‘ in Mariazell zu spielen, diesen prächtigen Barockraum mit Klängen zu erfüllen, ist sehr imposant. Abgesehen vom Orgelspielen bin ich auch als Kantor tätig und kümmere mich um die Orgeln in der Basilika. Das Spezielle an einer Wallfahrtskirche ist, dass jede Messe mit einer anderen Gruppe gefeiert wird, die ihr eigenes Liedgut pflegt. Ich muss da sehr flexibel sein und mich, was die Auswahl der Lieder oder das Tempo beim Singen betrifft, immer schnell auf die Gruppe einstellen.

Welche Stücke magst du persönlich gerne?

Als Organist habe ich viel mit Johann Sebastian Bach zu tun. Seine Kompositionen stehen an höchster Stelle der Orgelkunst. Bis heute entstand eine Fülle an instrumentaler und liturgischer Musik; von Liedern aus dem frühen Mittelalter bis hin zum modernen geistlichen Lied sollte alles einen Platz in der Liturgie haben.

Autor:
  • Sandra Lobnig
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