Die sieben Plätze der Kardinäle

Stadtspaziergang
Ausgabe Nr. 2
  • Wien und Niederösterreich
Autor:
"Himmel & Erde" führt sie bei einem Stadtspaziergang zu sieben Plätzen der Kardinäle in Wien.
"Himmel & Erde" führt sie bei einem Stadtspaziergang zu sieben Plätzen der Kardinäle in Wien. ©Stefan Kronthaler

Die Stadt Wien erinnert mit Wegen, Gassen, Straßen, Plätzen und Parks an bedeutende Frauen und Männer. Gleich nach sieben Kardinälen sind Plätze und Parks benannt. Eine ungewöhnliche Spurensuche.

Die schlichteste Form der Benennung finden sich bei der „Bischofgasse“ und dem „Bischofplatz“ (Wien 10), bei der „Erzbischofgasse“ (Wien 13) und dem „Bischofsteg“ (Wien 14). An Wiener Bischöfe, Erzbischöfe und auch Kardinäle erinnern viele Gassen. Die „Trautsongasse“ (Wien 8) würdigt Fürsterzbischof Johann Joseph Graf von Trautson (1707 bis 1757), der das Amt von 1751 bis 1757 bekleidete. 1756 wurde er Kardinal. Im dreizehnten Bezirk verweist die „Firmiangasse“ auf Leopold Maximilian Graf zu Firmian (1766 bis 1831), Erzbischof von Wien in den Jahren 1822 bis 1831. Weiters gibt es in diesem Bezirk auch die „Kardinal-Piffl-Gasse“, die die Erinnerung an Friedrich Gustav Piffl (1864 bis 1932) wachhält, der von 1913 bis 1932 als Erzbischof von Wien wirkte. Den Kardinalspurpur trug er ab 1914. Es findet sich auch eine „Nauseagasse“ (Wien 16), die den wenig bekannten Bischof Friedrich Nausea würdigt. Nausea war Bischof von 1541 bis 1552. Noch zwei weitere Gassen sind Kardinälen gewidmet: die „Ganglbauergasse“ (Wien 16) und die „Kutschkergasse“ (Wien 18). Cölestin Joseph Ganglbauer (1817 bis 1889) wurde 1881 Fürsterzbischof von Wien und 1884 zum Kardinal erhoben. Johann Rudolf Kutschker (1810 bis 1881, ab 1877 Kardinal) war von 1876 bis 1881 Erzbischof von Wien. 

Der „Marschallplatz“ bei der Pfarrkirche Hetzendorf (Wien 12) ist nach Gottfried Marschall (1840 bis 1911) benannt, der von 1901 bis 1911 als Weihbischof der Erz­diözese Wien amtierte. Das Gedenken an Bischof Anton Wolfrath (1582 bis 1639) bewahrt der „Wolfrathplatz“ (Wien 13), Wolfrath bekleidete das Bischofsamt ab 1631. Der „Mildeplatz“ (Wien 16) würdigt Vinzenz Eduard Milde (1777 bis 1853), ab 1832 Erzbischof. An Johann Faber (um 1478 bis 1541), ab 1530 Bischof von Wien (nicht zu verwechseln mit dem aktuellen Dompfarrer Toni Faber), erinnert der „Bischof-Faber-Platz“ (Wien 18). Sieben Kardinäle werden in Wien eigens mit Plätzen gewürdigt. Ein kleiner Rundgang durch die Bezirke.

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©Stefan Kronthaler

Kardinal-Nagl-Platz

Im dritten Bezirk hält der  Kardinal-Nagl-Platz  die Erinnerung der Wienerinnen und Wiener an Kardinal Franz Nagl (1855 bis 1913) wach, der kurz – von 1911 bis 1913 – als Erzbischof wirkte. Den Kardinalspurpur trug Nagl ab 1911. Dieser Platz beherbergt auch den „Kardinal-Nagl-Park“ in Erdberg.

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Khleslplatz

Im zwölften Wiener Gemeindebezirk würdigt der  Khleslplatz  bei der Pfarrkirche Altmannsdorf den großen Kardinal der katholischen Erneuerung im ausgehenden 16. und beginnenden 17. Jahrhundert, Melchior Khlesl (1552 bis 1630). Er war ab 1588 Administrator in Wiener Neustadt. Zum Bischof in Wien wurde Khlesl 1598 ernannt und erst 1614 zum Bischof geweiht. 1616 wurde er der erste Kardinal in Wien. Der vom Protestantismus zum Katholizismus Konvertierte betrieb leidenschaftlich und nicht immer mit Augenmaß die Erneuerung der Kirche. 

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Migazziplatz

Ebenfalls im zwölften Bezirk findet sich der  Migazziplatz  bei der Pfarrkirche Meidling. Christoph Anton Graf Migazzi (1714 bis 1803) leitete ab 1757 als Erzbischof die Erzdiözese Wien. Den Kardinalshut erhielt er 1761.

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Kardinal-König-Platz

Die Erinnerung an Kardinal Franz König hält der  Kardinal-König-Platz vor dem gleichnamigen „Kardinal König Haus“ des Jesuitenordens und der Konzilsgedächtniskirche in Lainz (Wien 13) wach. König (1905 bis 2004) wirkte von 1956 bis 1985 als Erzbischof. Er betrieb die Aussöhnung der Kirche mit der Sozialdemokratie, engagierte sich beim Zweiten Vatikanischen Konzil (1962 bis 1965) und förderte stark die Ökumene. 

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Kardinal-Rauscher-Park

Vor der Pfarrkirche Rudolfsheim im fünfzehnten Bezirk lädt der idyllische „Kardinal-Rauscher-Park“ beim 
gleichnamigen  Kardinal-Rauscher-Platz  zum Verweilen ein. Othmar Rauscher (1797 bis 1875) wurde 1853 Erzbischof von Wien. Er unterzeichnete 1855 das Konkordat, wofür er im selben Jahr mit dem Kardinalshut „belohnt“ wurde.  
Eine Straße, die den zweiten und zwanzigsten Bezirk verbindet, trägt ebenfalls ihm zu Ehren den Namen „Rauscherstraße“.

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Gruschaplatz

Im vierzehnten Bezirk gibt es den  Gruschaplatz  vor der Kirche der Teilgemeinde Baumgarten an der Linzer Straße. Anton Josef Gruscha (1820 bis 1911) war von 1890 bis 1911 Erzbischof von Wien, 1891 wurde er Kardinal.

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Kardinal-Innitzer-Platz

Im neunzehnten Bezirk erinnert der  Kardinal-Innitzer-Platz  vor der Pfarrkirche Döbling/Sankt Paul an Theodor Innitzer (1875 bis 1955), der von 1932 bis 1955 als Erzbischof die Erzdiözese Wien in schwerer Zeit leitete. Nach einer wissenschaftlichen Karriere, er war auch Rektor der Universität Wien, wirkte Innitzer von 1929 bis 1930 sogar als Sozialminister. 1938 musste er, von den Nationalsozialisten gewaltig unter Druck gesetzt, dazu aufrufen, bei der „Volksabstimmung“ mit „Ja“ zum Anschluss an Hitler-Deutschland zu stimmen. 1940 errichtete Innitzer mutig eine „Hilfsstelle für nichtarische Katholiken“.

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