Der alljährliche Fastenzirkus

Hirtenhund
Ausgabe Nr. 7
  • Hirtenhund
Autor:
©Der SONNTAG

Der Hirtenhund "bellt" über die Fastenzeit.

Also auf ein Neues. Fastenzeit. Ich habe die Wahl zwischen Autofasten, Entschlackungskuren in Ordenshäusern, verschiedenen Fastentuch-Installationen, Fastensuppen und  Spendenaktionen. Ein wenig ermüdet mich dieser alljährliche Fastenzirkus – gleichwohl verstehe ich das Bemühen, „säkular-anschlussfähige“ Angebote machen zu können. Beim Fasten kennen wir uns aus! Low carb – high spirit! 
Wem die Fastensuppe ein wenig dünn vorkommt, dem sei gesagt: Stimmt. Denn selbst darin sind „die anderen“ inzwischen besser: Klimaaktivisten zeigen mit drastischen Mitteln, dass es drastische Mittel braucht, um das Klima zu retten. Achtsamkeitstrainings zeigen mit weichen Mitteln, dass es weiche Mittel braucht, um die eigene Gesundheit und das Miteinander zu retten. Und neue geistliche Bewegungen zeigen mit hippen Apps und Hochglanz-Websites, dass es genügt, alten Wein in neue digitale Schläuche zu füllen, um die „Generation Z“ zu ködern. Make Jesus your friend! (Sorry, Jesus war nie mein Freund. Wenn er der ist, den wir bekennen, beuge ich mein Knie vor ihm, aber ich chille nicht mit ihm.)

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Fast(en) kommt (es) mir so vor, als habe das Phänomen der Beschleunigung auch meinen religiösen Heimathafen genau in dem Moment erfasst, ja geflutet, wo es doch das Gegenteil, nämlich Entschleunigung, so dringend braucht. Selbst letzte Rückzugsgebiete unverzweckten Lebens geraten in den Sog ständiger Optimierung und Beschleunigung. „An die Stelle einer gerichteten Vorwärtsbewegung tritt die Wahrnehmung einer gleichsam bewegungslosen und in sich erstarrten Steigerungsspirale“ – so hat der Soziologe Hartmut Rosa dieses Phänomen beschrieben. Wir treten auf der Stelle – auf Zucker im rasenden Stillstand. Noch mehr Innovation, noch raschere Impulse für noch mehr Entschleunigung, für die wir natürlich keine Zeit haben oder uns nehmen.

Ich habe einen Traum: den Traum einer Fastenzeit, in der wir nicht den nächsten Fastenkick suchen. In der wir es einfach nur schaffen, hin und wieder innezuhalten und uns aus diesen Beschleunigungsspiralen herauszudenken. Das kostet Kraft. Aber seien Sie getröstet: Am Montag, 19. Februar, naht energetische Rettung in Form des Internationalen Tages der Minzschokolade. Fasten kommt schließlich von Fast(schaff)en.

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