Warum der Schulstart Freude macht

Schuldirektor und Augustinermönch
Ausgabe Nr. 35
  • Leben
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Vielfältige Aufgaben, bereichernde Begegnungen: P. Nikolaus freut sich darüber in der Pfarre. ©Augustiner Wien/ Felicitas Zaneletti
P. MMag.Nikolaus Schachtner in der Berufsschule der SPAR AG und der öffentlichen Berufsschule für Einzelhandel. ©Augustiner Wien/ Felicitas Zaneletti

P. Nikolaus Schachtner ist Augustinermönch und Schuldirektor. Er unterrichtet in der SPAR-Akademie in Wien. Warum der Schulstart Freude macht.

Die letzte Augustwoche ist für P. Nikolaus Schachtner OSA traditionell äußerst intensiv - Schulstart. Als pädagogischer Schulleiter der Berufsschule der SPAR AG – auch „SPAR-Akademie“ genannt – ist er jetzt schon täglich in der Schule vor Ort und eröffnet administrativ das neue Schuljahr. Und auch in die zweite Berufsschule, in der P. Nikolaus mit einer halben Lehrverpflichtung als Religionslehrer eingesetzt ist, fährt er in der letzten Augustwoche „um im neuen Schuljahr ‚anzukommen‘“, wie er sagt. „Da wir am ersten Schultag gleich von 7:30 Uhr an bis zum Abend Unterricht haben, ist es wichtig, die Schule noch vor dem Unterrichtsbeginn ohne die Jugendlichen selbst zu ,beziehen‘. Ich stelle dann den Stundenplan für das kommende Schuljahr zusammen und plane die besonderen Veranstaltungen für die ersten beiden Schulwochen, darunter etwa die Begrüßungs- und Willkommensveranstaltungen der neu aufgenommenen Lehrlinge und die Lehrabschlussprüfungen der ehemaligen 3. Klassen des vergangenen Schuljahres, die hier an der Schule stattfinden. Und die meisten anderen Veranstaltungen für die ersten beiden Schulwochen sind auch schon geplant.“

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Ohne Planung geht es nicht

Aber auch die konkrete Unterrichtsplanung steht bei P. Nikolaus auf dem Programm. „In der öffentlichen Berufsschule für Einzelhandel unterrichte ich mit einer halben Lehrverpflichtung den Freigegenstand Religion. In der Spar-Akademie bin ich neben meiner Aufgabe als Schulleiter auch noch für den Gegenstand ,Kulturpflege‘ verantwortlich – ein Gegenstand, der alle unsere Lehrlinge unabhängig von ihrem Religionsbekenntnis und ihrem kulturellen Hintergrund miteinander und voneinander zu Themen aus Religion, Geschichte, Geografie, Ethik und Philosophie lernen lässt. Das große Spektrum an Religionen, Sprachen und Kulturen macht meine Arbeit hier besonders spannend.“

Und was tut sich in dieser Zeit in der Pfarre St. Augustin? „Für unsere Gemeinde sind die Planungen für das kommende Semester schon weitgehend abgeschlossen“, sagt P. Nikolaus. „Die Gottesdienste sind kirchenmusikalisch vom Programm her geplant und eingeteilt, die Gruppen und Runden terminlich und inhaltlich vorbereitet. Termine werden festgelegt und Plakate, Folder und der Auftritt in den sozialen Medien vorbereitet. Eine besondere Freude ist es für uns drei Augustiner in Wien jährlich, dass in den Auftakt und in die Eröffnungswoche des neuen Schul- und Arbeitsjahres immer das Hochfest unseres heiligen Ordensvaters und Pfarrpatrons Augustinus am 28. August fällt. Es ist einfach schön, mit einem gemeinsamen Fest zu starten.“

Das Wiedersehen ist schön

Langweilig wird P. Nikolaus also speziell in dieser Zeit nicht. Aber die Arbeit als Schulleiter und Lehrer wie auch als Seelsorger macht ihm Freude und dem Beginn des Schul- bzw. Arbeitsjahres wohnt frei nach Hermann Hesse auch ein gewisser Zauber inne. „Ich finde die sommerliche Pause sehr wichtig – eine Zeit des Abstandes, der Ruhe und der Erholung“, sagt er. „Aber dann ist das Wiedersehen so schön und der spannende Austausch, den es in der Schule wie in der Gemeinde gibt: Was hat sich bei dir getan? Was hast du erlebt? Wie geht es dir jetzt? Wo lagen deine Höhepunkte und deine schwierigen Erfahrungen? Wie siehst du den Alltag jetzt, nach dem Abstand der Ferien, wo wir wieder in die ,Normalität‘ unseres Lebens und Arbeitens zurückkehren? Was hast du schon vermisst und sehnsüchtig erwartet? Dieser Austausch ist die Basis für alles Kommende, das im geteilten Leben und Glauben sich ereignen wird.“

Weiter Rahmen an Einsatzmöglichkeiten

Und generell gilt für ihn: Die Arbeit, die er macht, macht ihm Freude – die als Schulleiter und Lehrer und genauso die als Seelsorger in der Citypastoral. Vor allem auch die Weite dieses Arbeitsfeldes erlebt er dabei als besonders bereichernd. „Wir Augustiner haben keinen besonderen, speziellen Ordensauftrag wie viele andere Ordensgemeinschaften. Das eröffnet einen sehr weiten ,Rahmen‘ unserer Einsatzmöglichkeiten und oft auch ein Schauen über den Tellerrand eines rein kirchlichen Einsatzes“, sagt er. Als Ordensmann Gott unermüdlich zu suchen und als Seelsorger andere Menschen bei ihrer Suche nach Gott zu unterstützen, bekämen so weitere Dimensionen dazu. „Für mich ist das neben der seelsorglichen Arbeit eben seit 25 Jahren die Arbeit in der Berufsschule. Ich mag diesen Dienst sehr gerne, ich begegne vielen Menschen: den Lehrlingen, den Lehrenden, vielen Menschen, mit denen wir eine Schulkooperation haben, den anderen Schulleitungen.“

Großes Interesse

Gerade auch in diesen Begegnungen bemerke er viele Fragen und ein hohes Interesse an den Themen des Glaubens und an seiner Lebensform als Ordensmann. „Meine Erlebnisse und Erfahrungen in der Welt der Schule bringe ich dann auch in meine Gemeinschaft und in meinen Einsatz in St. Augustin mit. Ein Beispiel: Manchmal ist es für mich interessant, ein und dasselbe biblische Thema in der Schule im Unterricht zu bearbeiten und dann am Abend in gleicher Methode mit unserer Bibelrunde, die eher ältere Menschen besuchen. Wie viele völlig idente Reaktionen der Zustimmung oder Ablehnung hier manche biblischen Texte bei Menschen bewirken, egal wie alt sie sind, und wie sehr die Fragen sich ähnlich sind, überrascht mich doch immer wieder.“

Kraft- und Lebensquellen

Gerade aus der Vielfältigkeit seiner Aufgaben und den damit einhergehenden Begegnungen zieht P. Nikolaus auch eine Menge Motivation für sein tägliches Tun.  „Mich motiviert es, wenn ich spüre, wie motiviert andere Menschen sind. Wie sie sich bemühen, einen Weg zu gehen, der die Oberflächlichkeit und Hektik des Lebens überwindet und in die Tiefe des eigenen Lebens vordringt“, sagt er. „Augustinus beschreibt diesen Vorgang so, dass wir in unser Inneres einkehren können, zurückkehren in uns selber. Im inneren Menschen wohnt Gott. Wo das gelingt, mir selber, uns als Mönchsgemeinschaft, in der Gemeinde St. Augustin, in der Kirche der Klarissen in der Gartengasse, wo ich jeden Sonn- und Feiertag der Eucharistiefeier vorstehe, in der Schulgemeinschaft, eröffnet sich eine Kraft- und Lebensquelle.“
Eine wichtige Kraftquelle sei für ihn auch der Austausch mit seinen Mitbrüdern und das gemeinsame Gebet. „Natürlich motiviert mich auch der Gedanke, dass durch meinen Einsatz in der Schule über die konkrete kirchliche Gemeinde hinaus der Augustinerorden in Wien und Österreich bekannter wird und sich auch hoffentlich wieder Männer finden, die sich unserer augustinischen Mönchsgemeinschaft anschließen wollen.“

Und wie motiviert P. Nikolaus die Menschen rund um ihn herum? – In der Schule, in der Pfarre braucht es ja den Einsatz und das Mittun. „Ich antworte mit einem Zitat, das dem heiligen Augustinus zugeschrieben wird, und das auch das Motto aller Mitarbeitenden in der Pfarr- und Klostergemeinde der Augustinerkirche darstellt: ,In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst!‘ Mit dieser Haltung versuche ich an meinen Arbeitsalltag in Schule und Gemeinde heranzugehen.“

„Von 0 auf 1.000“

Für das kommende Schul- bzw. Arbeitsjahr wünscht P. Nikolaus „den Mitarbeitenden in der Gemeinde, der Schulgemeinschaft, meinen Mitbrüdern und mir selbst kraftvolle Begegnungen und ehrlichen Austausch miteinander. Ein voneinander Lernen, Freude am Wachsen und Reifen der Erkenntnis in allen Dimensionen, die uns möglich sind, und auch wichtige Momente des Verweilens zur Stärkung.“
Für den Moment allerdings gilt seine ganze Konzentration dem ersten Schultag.  „Da ist immer sehr viel los und alle sind hochfokussiert. Es geht am Montag mit einem Schlag um Punkt 7:30 Uhr los. Alle Klassen sind gefüllt und wir fahren von ,0 auf 1000‘ hinauf. Das ist eine komplett andere Situation als in den Wochen davor, alleine schon von der Zahl der Menschen her, die kommen und denen man begegnet. Ich muss wirklich sagen, ich freue mich darauf. Und die Erfahrungen und die Freude über alles, was in diesem Jahr in den Schulen passiert, werden hoffentlich mein Leben als Seelsorger und somit auch die Gemeinde der Augustinerkirche bereichern.“

Autor:
  • Portraitfoto von Andrea Harringer
    Andrea Harringer
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